Fritz Bauer - Tod auf Raten

Deutschland 2009/2010 Dokumentarfilm

Inhalt

Fritz Bauer war wohl der profilierteste Staatsanwalt, den die Bundesrepublik je hatte. Er sah sich als "Jurist aus Freiheitssinn" und war überzeugt, dass der Bürger ein Widerstandsrecht gegen Willkürakte des Staates hat. Hierfür stritt er als niedersächsischer Generalstaatsanwalt 1952/53 in einem aufsehenerregenden Prozess, in dem es um die Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte. Damit war er ein Pionier modernen "zivilgesellschaftlichen" Denkens. Mit derselben Zielgerichtetheit hat er die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956 –1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse. Eine wichtige Rolle spielte Bauer auch bei der Ergreifung Adolf Eichmanns, indem er den Aufenthaltsort des "Buchhalters der Endlösung" an den israelischen Mossad verriet, damit Eichmann in Jerusalem vor Gericht gestellt werden konnte. Während seiner Amtszeit hat er zudem die Reform des Strafvollzugs vorangetrieben. Dessen Humanisierung gehörte für ihn zu einer humanen Gesellschaft.

Im restaurativen Klima der Adenauer-Ära wurde Bauer zu einer "Provokation für den Zeitgeist". Aufsätze und Reden mit Titeln wie "Mörder unter uns" und "Am Ende waren die Gaskammern" erregten nicht nur rechtsradikale Kritik, sondern auch beim bürgerlichen Publikum Anstoß. Antisemitische und politische Anfeindungen begleiteten das Leben des jüdischen Schwaben.

Ein schwerer Schlag war für Bauer die Verabschiedung der Notstandsgesetze im Mai 1968. Bauer sah sie als eine irreparable Wende zum autoritären Staat an. Am 30. Juni 1968 wurde er tot in seiner Frankfurter Wohnung aufgefunden. Die Umstände seines Todes geben bis heute Rätsel auf.

Quelle: 60. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)

 

Kommentare

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Udo Fröhlich
Für den Film "Tod auf Raten"
Für den Film "Tod auf Raten" fällt es mir schwer die klassische Empfehlung ("Er sollte in allen Schulen gezeigt werden.") zu geben. Die zentrale Botschaft Bauers "Die Würde des Menschen ist unantastbar!" und ein jeder sollte sein Handeln danach ausrichten gilt eben für Juristen, Lehrer, Ausländeramtsmitarbeiter u.v.a.mehr. Und der Film benennt auch die bösartigen Reaktionen auf den integren Bauer. Deshalb gehört dieser Film zum unverzichtbaren Kanon aufklärerischer Medien. Und gezeigt gehört er aus leider 1000. schlimmen Anlässen: Lampedusa-Flüchtlinge, NSU-Skandal und Vieles mehr. Und letztlich ist der Film auch ein unverzichtbares "Denk-Mal" für diesen nicht zu vergessenden Fritz Bauer. Danke an alle Mitwirkenden.

Credits

Alle Credits

Länge:
97 min
Format:
DigiBeta
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 10.06.2010, 123216, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.02.2010, Berlin, IFF - Panorama-Dokumente;
Kinostart (DE): 04.11.2010

Titel

  • Originaltitel (DE) Fritz Bauer - Tod auf Raten

Fassungen

Original

Länge:
97 min
Format:
DigiBeta
Bild/Ton:
Farbe, Stereo
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 10.06.2010, 123216, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Uraufführung (DE): 14.02.2010, Berlin, IFF - Panorama-Dokumente;
Kinostart (DE): 04.11.2010

Auszeichnungen

FBW 2011
  • Dokumentarfilm des Monats
  • Prädikat: besonders wertvoll