Aber Vati!

DDR 1972/1973 TV-Film

Inhalt

TV-Dreiteiler aus DEFA-Produktion. Im Mittelpunkt der komödiantischen Geschichte stehen der allein erziehende Vater Erwin und seine beiden Zwillings-Söhne Kalle und Kulle. Die beiden frechen Jungs tanzen ihrem Papa nach allen Regeln der Kunst auf der Nase herum, ständig lassen sie sich neue Streiche einfallen. Schließlich sieht Erwin ein, dass wieder eine Frau ins Haus muss, nicht zuletzt, um Kalle und Kulle zur Vernunft zu bringen. In der sympathischen Sybille scheint er eine passende Kandidatin zu finden. Seine Söhne haben allerdings eine andere Frau für ihren Papa auserkoren – und setzen nun alles daran, die beiden zusammenzubringen.

 

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Heinz17herne
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„Wenn ich Schluss sage, sage ich Schluss!“: Der 42-jährige Witwer Erwin Mai kann sich gegenüber seinen elfjährigen Zwillingen Kalle und Kulle (Rolf Lemcke) nicht wirklich durchsetzen, die im Berliner Vergnügungspark Plänterwald noch unbedingt mit der Kosmos-Gondel und der Bob-Bahn fahren wollen. Dabei sind sie schon seit Stunden hier. Erwin, angesehener Meister und mehrfacher Aktivist im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Friedrichshain (RAW), will nach dem Tod seiner geliebten Annerose kein zweites Mal heiraten.

„So wie ich jetzt lebe“, bekennt Erwin seinem Freund und Arbeitskollegen Fred, „fühle ich mich sauwohl.“ Denn: „Meine dicke Elsbeth ist Gold wert.“ Womit seine Schwester, „Tante Elsbeth“, gemeint ist, die neben ihrem Beruf auch noch eine eigene Familie zu versorgen hat, auch wenn sich Gatte Bruno als ein Gemütsmensch wie aus dem Bilderbuch präsentiert. Weshalb sie ihrem Bruder potentielle Ehefrauen unterzuschieben versucht. Was der mit tatkräftiger Hilfe der Zwillinge hintertreibt. Letztere haben auf dem Rummelplatz die liebevolle Monika Büttner und ihre nur „Krümel“ genannte Tochter Fränze (Ina Reuter) kennengelernt, die bei „Opa Büttner“ (Erich Petraschk) während der Ferien aushelfen.

Papa Erwin, der inzwischen eingesehen hat, dass seine zwei Rangen der ordnenden Hand einer Mutter bedürften, gelüstet es freilich nach jüngerem Blut. Was Kalle und Kulle zu verhindern wissen. Und als beim altersschwachen Karussell Opa Büttners das Antriebsrad bricht und sich Kulle den Arm ausrenkt, ist der mehrfach ausgezeichnete RAW-Meister gefragt – und für das Einrenken Monikas Vater – als alter Sanitäter. Monika will freilich als Frau wahrgenommen und geliebt werden: „Für ein Kindermädchen mit Ehevertrag bin ich mir zu schade.“ Alles vorbei? Kalle und Kulle reißen aus – und landen in Grünfelde bei einer Herde Schwarzbunter. Und Wunsch-Mutti Monika, deren eigentlicher Beruf Zootechnikerin ist.

Nach der Hochzeit ist es im Hause Mai am Essenstisch eng geworden. Kalle und Kulle haben mit Monika nicht nur eine verständnisvolle Mutter bekommen, sondern mit Fränze auch eine siebenjährige (Halb-) Schwester, die, wenn einmal der Haussegen schief hängt, zum Vater hält, während sich die Zwillinge eher auf Mutters Seite schlagen: Eine klassische Patchwork-Situation, bevor das Wort noch erfunden worden ist.

Und der Haussegen hängt häufiger schief, weil „Tante Elsbeth“ sich dauernd einmischt. „Als ich die Kinder noch hatte…“ mutiert zum geflügelten Wort: Monika muss um vier Uhr in der Frühe aufstehen, um zu ihrem Arbeitsplatz nach Grünfelde zu fahren – und kommt erst spät zurück, wenn sie nicht gleich dort übernachtet. „Ich habe das dumpfe Gefühl, den habe ich mitgeheiratet“: Erwin ist eifersüchtig auf Monikas Kollegen, den Veterinäringenieur Edgar Sander (Volkmar Kleinert) und will sich mit seiner attraktiven Kollegin Ulla Lindig (Maria Melle) revanchieren. Was die drei Kinder in seltener Eintracht zu torpedieren wissen.

Der Grünfelder Anlagenleiter Buchholz (Hans Teuscher) schlägt einen Umzug der Familie Mai in die Provinz vor – in einen neuerrichteten, komfortablen Bungalow. Und offeriert Erwin einen verantwortungsvollen Job als Technischer Leiter. Der feiert freilich gerade mit großem Tamtam sein 25-jähriges Dienstjubiläum und denkt gar nicht daran, seine Berliner Stellung aufzugeben. Worin ihn seine Schwester Elsbeth unterstützt, die sich ein Leben ohne Kalle und Kulle nicht vorstellen kann.

Sein Kumpel Fred argumentiert politökonomisch: Erwin solle sachlich abwägen unter Einbeziehung des „gesellschaftlichen Nutzens“, während Monikas Vater seiner Tochter rät, die Familie in den Mittelpunkt ihres Lebens zu stellen. So kommt es, dass Monika sich beim Friedrichsfelder Tierpark bewirbt, während Erwin sich in Grünfelde das nagelneue Melkkarussell anschaut. Am Ende steigt dann doch noch eine große Einweihungsfeier mit Brot und Salz…

Nach einem Szenarium von Hermann Rodigast ist Klaus Gendries (Buch und Regie) mit „Aber Vati!“ ein ungemein populärer TV-Dreiteiler gelungen, den die Babelsberger Defa unter Anni von Zieten 1973 für das Adlershofer Fernsehen der DDR produziert hat. Sodass auf „Vati will nicht heiraten“ (75 Minuten), „Vati heiratet“ (80 Minuten) und „Vati hat geheiratet“ (82 Minuten) fünf Jahre später ein vierter Teil – dann in Spielfilm-Länge – folgte.

Die dreiteilige 237-minütige Geschichte einer Familienzusammenführung ist anders als vergleichbare westdeutsche Produktionen stets geerdet durch den unmittelbaren Bezug zur Arbeitswelt. Der Zuschauer bekommt einen historischen Einblick in den nach der Wiedervereinigung abgewickelten Betrieb des RAW, inzwischen ein Hotspot der Berliner Szene im wilden Osten hinter der East Side Gallery und der Oberbaumbrücke: Erwin Mai freut sich wie Bolle, als ihm seine Brigade zum 25-jährigen Jubiläum einen nagelneuen Auspuff für seinen Trabi schenkt. Nebenbei lernt er Abkürzungen wie KuBiPla kennen, als Edgar Sander seine Grünfelder Kollegin Monika zum Klassischen Ballett in die Hauptstadt einlädt: Auch ein Rinderzuchtbetrieb hat nicht nur ökonomische Vorgaben zu erfüllen, sondern auch den obligatorischen Kultur- und Bildungsplan.

Pitt Herrmann

Credits

Schnitt

Musik

Darsteller

Alle Credits

Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.01.1974, DDR-TV [Teil 1];
Uraufführung (DD): 04.01.1974, DDR-TV [Teil 2];
Uraufführung (DD): 06.01.1974, DDR-TV [Teil 3]

Titel

  • Originaltitel (DD) Aber Vati!
  • Abschnittstitel (DD) 1. Vati will nicht heiraten. - 2. Vati will heiraten. - 3. Vati hat geheiratet

Fassungen

Original

Bild/Ton:
Orwocolor, Ton
Aufführung:

Uraufführung (DD): 01.01.1974, DDR-TV [Teil 1];
Uraufführung (DD): 04.01.1974, DDR-TV [Teil 2];
Uraufführung (DD): 06.01.1974, DDR-TV [Teil 3]