Müll im Garten Eden

Deutschland 2007-2012 Dokumentarfilm

Summary

Polluting Paradise

Camburnu is a small mountain village in northeastern Turkey. Thanks to the Black Sea’s mild and humid climate, the villagers have lived for generations off tea cultivation and fishing in harmony with the nature surrounding them. But this idyllic environment is threatened by the government’s decision ten years ago to build a garbage landfill directly above the village. Despite protests by the mayor and the villagers, a waste facility has been built that does not comply with the most important security and building standards and since then has continued to pollute the environment through accidents and disasters.

The air is polluted, the ground water is contaminated, the annual rains flush the waste down the slopes, and flocks of birds and stray dogs have besieged the village. The tea growers, whose plantations lie beneath the landfill, have lost their livelihood. The consequences are devastating and clearly evident for everyone to see and yet tons of waste continues to be dumped in the landfill every day.

In 2006 award-winning filmmaker Fatih Akin went to Camburnu for the first time to shoot the finale of his film "The Edge of Heaven" in his grandparent’s home village. When he learns of the impending environmental disaster, he decides to take action in the best way he knows how. Over a period of more than 5 years, he documents the small village’s struggle against the country’s powerful institutions, and records the inevitable disasters that consistently plague this former paradise. "Polluting Paradise" is a remarkable portrait of a Turkish community far removed from the major urban centers and a moving plea for civil courage.

 

Source: German Films Service & Marketing GmbH

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Jeder Dokumentarfilm hat eine Haltung, ob der Filmemacher auf der Leinwand vorkommt oder nicht“: Der vielfach preisgekrönte deutsch-türkische Filmemacher Fatih Akin hat seiner ganz persönlichen Dokumentation „Denk ich an Deutschland“ über seine Eltern und seine Geburtsstadt Hamburg, die den bezeichnenden Untertitel „Wir haben vergessen zurückzukehren“ trägt, nun mit „Müll im Garten Eden“ einen nicht minder persönlich-subjektiven Film über die Heimat seiner (Groß-) Eltern folgen lassen.

Und sich im Vorgespräch zur Preview im Schauspielhaus Bochum anlässlich der Verleihung des Peter-Weiss-Preises am 29. November 2012 zu diesem für das Genre eher ungewöhnlichen Standpunkt bekannt: „Objektivität gibt es nicht. Ich habe aber auch der Gegenseite Raum gegeben, sich zu äußern.“ Dass diese sich dabei selbst diskreditiert hat mit Worten und überhaupt dem ganzen Auftritt vor Herve Dieus Kamera, spielt Fatih Akin natürlich in die Karten. Der ganz offen eingesteht, dass die mit seinem Film erhofften Veränderungen in Politik und Gesellschaft der Türkei nicht eingetreten sind. Im Gegenteil: Das Thema Umwelt spielt in der Heimat seiner Familie noch so gut wie keine Rolle.

Çamburnu ist ein kleines Bergdorf im Nordosten der Türkei. Dank des mild-feuchten Klimas des Schwarzen Meeres leben die Bewohner seit Generationen vom Teeanbau und von der Fischerei. Und, das zeigen die ersten beeindruckenden Bilder aus der Vogelperspektive, im Einklang mit einer erstaunlich üppigen Natur. Eine sattgrüne Idylle, welche wie die zuvor in Semih Kaplanoglus 2010 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnetem Spielfilm „Bal – Honig“ gezeigte allen unseren mitteleuropäischen Vorstellungen von der Türkei widerspricht.

Sie ist gefährdet, als die Regierung den Beschluss fasst, direkt oberhalb des Dorfes in der Tagebaugrube einer stillgelegten Kupfermine eine Mülldeponie einzurichten, damit den zahlungskräftigen Schwarzmeer-Touristen der Anblick des Unrates erspart bleibt. Trotz der Proteste des Bürgermeisters, welcher der in Ankara regierenden Partei angehört, und der Dorfbewohner entsteht sieben Kilometer von der Küste entfernt eine Anlage, die wichtige Sicherheits- und Baustandards nicht erfüllt und fortan durch Unfälle und Havarien kontinuierlich die Umwelt verschmutzt. Die Luft wird verpestet, woran auch das anfängliche Versprühen von Parfümstoffen nichts ändert, Lecks in der Ummantelung verseuchen das Grundwasser und in der alljährlichen Regenzeit spült das Wasser den Müll die Abhänge herunter.

Abgesehen von Vogelschwärmen und streunenden Hunden, die das Dorf geradezu belagern, wird den Teebauern, deren Plantagen unterhalb der Deponie liegen, die Lebensgrundlage genommen: Sie können die stark verschmutzten Teeblätter nicht mehr verkaufen. Wenn sich dann einmal der Gouverneur aus Trabzon oder gar ein Minister aus der Hauptstadt nach Çamburnu verirrt, etwa nach dem für die Plantagen verheerenden Zusammensturz einer Klärbecken-Mauer, so verschwindet er rasch wieder in der bewachten Kolonne der Luxusfahrzeuge mit den getönten Scheiben...

Fatih Akin ist 2006 nach Çamburnu gekommen, um im Heimatdorf seiner Großeltern das Finale seines Spielfilms „Auf der anderen Seite“ zu drehen. Als er von der drohenden Umweltkatastrophe erfährt, entscheidet er sich, mit seinen Mitteln dagegen anzukämpfen. Fünf Jahre dokumentiert er zwischen 2007 und 2012 den Kampf des kleinen Dorfes gegen die mächtigen Institutionen, hält mit Hilfe des Dorffotografen und Ortschronisten Bünyamiun Seyrekbasan, der mit einer eigenen Kamera ausgestattet wird, auch die unweigerlichen Katastrophen fest, die das ehemalige Paradies immer wieder heimsuchen.

Durch Seyrekbasans ständige Präsenz vor Ort und seine Vertrautheit mit den Dorfbewohnern geht „Müll im Garten Eden“ weit über die Dokumentation eines Umweltskandals, wie er durchaus auch im ganzen Mittelmeerraum denkbar ist, hinaus als ein bemerkenswertes Porträt der türkischen Gesellschaft abseits der Metropolen - und ein bewegendes Plädoyer für Zivilcourage. Free-TV-Premiere war am 15. September 2014 im „Dritten“ des Norddeutschen Rundfunks.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Shoot

    • Çamburnu, Türkei
Duration:
97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 22.10.2012, 135457, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (FR): 18.05.2012, Cannes, IFF;
Kinostart (DE): 06.12.2012

Titles

  • Originaltitel (DE) Müll im Garten Eden
  • Weiterer Titel (DE) Garbage in the Garden of Eden

Versions

Original

Duration:
97 min
Format:
35mm, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 22.10.2012, 135457, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (FR): 18.05.2012, Cannes, IFF;
Kinostart (DE): 06.12.2012

Awards

FBW 2012
  • Dokumentarfilm des Monats
  • Prädikat: besonders wertvoll