Contra

Deutschland 2019/2020 Spielfilm

Summary

One xenophobic remark too many: Professor Richard Pohl (Christoph Maria Herbst) is in danger of being kicked out of his university after insulting law student Naima Hamid (Nilam Farooq) in front of a packed lecture hall. When the video goes viral, University President Alexander Lambrecht (Ernst Stötzner) gives his old companion one last chance: His chances of redemption before the disciplinary committee will be much better, if he succeeds in preparing freshman Naima for a nationwide debate competition. Pohl and Naima are equally appalled, but over time this unlikely pairing collect their first successes – until Naima realizes that the multi­cultural fairy tale apparently only serves one purpose: to save the university’s reputation.

Source: German Films Service & Marketing GmbH

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Heinz17herne
Heinz17herne
Die erste Vorlesung bei Professor Richard Pohl, einem einst legendären Strafverteidiger, soll ein besonderer Tag für das Erstsemester Naima Hamid werden: Die Jurastudentin mit marokkanischen Wurzeln träumt seit Jahren davon, Anwältin zu werden. Und das nicht nur, weil sie ihrer Mutter Lial, die Biochemikerin jobbt als unterbezahlte Aushilfe bei Zeitarbeitsfirmen, und den beiden jüngeren Brüdern zu einer besseren Zukunft in Deutschland verhelfen will, sondern auch, um endlich eingebürgert werden zu können. Wie der junge, sympathische, von allen nur „Mo“ genannte Mohammed, der im gleichen prekären Frankfurter Plattenbau-Komplex wohnt.

Die Hamids müssen ihren Lebensunterhalt selbst aufbringen, da sie nur Bleiberecht genießen. Das durch ihren kleinkriminellen Bruder Junis immer wieder gefährdet wird. Der nach immer neuen Rückschlägen das Ziel einer regulären Berufsausbildung aufgegeben hat. Und darauf verweist, dass selbst seine kluge Schwester nur Absagen erhalten hat auf der Suche nach einem Praktikumsplatz. Auch an diesem für sie so wichtigen Tag lässt er Naima im Stich. Weil Junis nicht auf den jüngsten Bruder Abu aufpassen will, muss sie diesen erst zur Großmutter bringen und betritt prompt fünf Minuten zu spät den vollbesetzten Hörsaal der Goethe-Universität. Was den arroganten Professor zu spitzen Bemerkungen veranlasst, die in diesen unseren Tagen aus dem Mund eines alten weißen Mannes als rassistisch ausgelegt werden: Von Kommilitonen ins Internet gestellt, geht das Video seiner harschen verbalen Attacke viral.

300.000 Klicks schon nach kurzer Zeit kann der Präsident der Universität, Professor Alexander Lambrecht, nicht ignorieren. Bis zur Entscheidung des Disziplinarausschusses bleiben nur wenige Wochen Zeit, um nach dem Shitstorm die Suspendierung seines alten Freundes abzuwenden. Er schlägt Pohl einen Deal vor: Bereitet er Naima erfolgreich auf einen bundesweiten interuniversitären Debattierwettbewerb vor, dessen Finale in der Mainmetropole stattfindet, könnte dieser durch den vermeintlich selbstlosen Einsatz seinen Ruf und seine Karriere retten. Die Studentin lässt sich nach langem Hin und Her von Mo überzeugen, das Angebot dieses „Arschlochs“ von Lehrmeister anzunehmen: einen Besseren werde sie für das eigene Weiterkommen nicht finden.

Aristoteles, Cicero und Schopenhauer, die Götter der Rhetorik, bestimmen fortan jede freie Minute eines bis an die physische und psychische Grenze fordernden Alltags, denn Naima muss sich weiterhin um die Familie kümmern, Aushilfsjobs annehmen und sogar für Junis in den frühen Morgenstunden Zeitungen austragen, weil dieser wieder Mist gebaut hat und verhaftet worden ist. Professor Pohl, der ihr deutlich gemacht hat, dass eine Migrantin in Deutschland niemals den Anwaltsberuf ergreifen kann, wenn sie nicht aus ihrer Opferrolle ausbricht, stärkt das Selbstbewusstsein seines Schützlings mit ungewöhnlichen Methoden wie einer öffentlichen „Faust I“-Rezension vor der Alten Oper oder einer Video-Debatte in der Glyptothek vor einer Putzfrau.

Nach dem noch mit aller Not überstandenen Vorentscheid wird Naima immer besser darin, nicht nur argumentativ („Ist der Islam eine gefährliche Religion?“), sondern auch mit den erlernten rhetorischen Kunstgriffen die Kontrahenten in den weiteren Stationen Heidelberg, Leipzig, Berlin und Köln zu schlagen. Bei den langen Zugfahrten kommen sich Professor und Studentin auch menschlich näher und Naima erfährt, warum aus dem berühmten Strafverteidiger ein zwar fachlich brillanter, aber äußerst überheblicher, ja zynischer Chauvinist geworden ist. Vor der Finalrunde in Frankfurt ist es erneut Mo, der Naima darin bestärkt, ihren Traum zu leben, obwohl er als Taxifahrer Angst vor dem sozialen Aufstieg seiner Freundin hat. Der im letzten Moment durch ihren Kommilitonen Benjamin gefährdet ist: Weil er es offenbar nicht verkraftet, dass sie seine Avancen zurückweist, steckt er Naima den Deal zwischen den befreundeten Professoren Pohl und Lambrecht…

Sönke Wortmann gilt seit seiner Leinwandadaption des Comics „Der bewegte Mann“ von Ralf König nicht nur als einer der erfolgreichsten deutschen Filmregisseure mit Schwerpunkt auf Roman-Verfilmungen, sondern nach dem Kammerspiel „Der Vorname“ auch als souveräner, wenn auch wenig eigenen Ehrgeiz entwickelnder Bearbeiter französischer Gesellschaftskomödien ins Deutsche. Nun ist mit „Contra“ eine weitere hinzugekommen, dessen Original „Le Brio“ von Yva Attal bei uns im Sommer 2018 unter dem Titel „Die brillante Mademoiselle Neïla“ in den Kinos lief. Die Relevanz des Themas ist beiderseits des Rheins hoch, der Drehort, die Frankfurter Universität in Hans Poelzigs denkmalgeschütztem IG-Farben-Haus aus den 1920er Jahren, mehr als nur eine großartige Location – und die beiden Protagonisten Nilam Farooq und Christoph Maria Herbst eine Klasse für sich. Nach der Uraufführung am 14. September 2020 zur Eröffnung der 20. Filmkunstmesse Leipzig erhielt „Contra“ den Publikumspreis der Gilde-Filmkunstkinos und für Nilam Farooq gabs den Bayerischen Filmpreis 2021 als beste Darstellerin. Nach dem Festivalstart am 1. Oktober 2020 in Zürich musste der Kinostart coronabedingt um ein Jahr verschoben werden.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Shoot

    • 25.06.2019 - 09.08.2019: Köln, Bonn, Berlin, Frankfurt
Duration:
103 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 10.09.2020, 201358, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Kinostart (DE): 28.10.2021

Titles

  • Originaltitel (DE) Contra

Versions

Original

Duration:
103 min
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 10.09.2020, 201358, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Kinostart (DE): 28.10.2021

Awards

CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt 2022
  • Civis Cinema Award
Ernst-Lubitsch-Preis 2022
  • Ernst-Lubitsch-Preis, Komödiantische Leistung
Bayerischer Filmpreis 2021
  • Bayerischer Filmpreis, Beste Darstellerin
FBW 2020
  • Prädikat: besonders wertvoll
Filmkunstmesse Leipzig 2020
  • Gilde-Filmpreis, Publikumspreis