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Veröffentlicht auf filmportal.de (https://www.filmportal.de)

Preise beim 74. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg vergeben

14. November 2025, Freitag

Im Rahmen der feierlichen Award Ceremony im Karlstorbahnhof Heidelberg wurden am Abend des 13. November 2025 die Gewinnerfilme des 74. Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg ausgezeichnet. 

 

Reden hielten, neben den Jurys, Festivalleiter Dr. Sascha Keilholz, Staatssekretär Arne Braun (MWK) und Dr. Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts Heidelberg, sowie die Preisstifter*innen Catharina Seegelken, Geschäftsführerin der Manfred Lautenschläger-Stiftung, Juliane Lorenz-Wehling, Geschäftsführerin der Rainer Werner Fassbinder Foundation, und Holger Scheel, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens cbs aus Heidelberg.

Der mit 30.000 Euro dotierte Hauptpreis des IFFMH, der International Newcomer Award, ging an "Nighttime Sounds" des chinesischen Regisseurs und Drehbuchautors Zhongchen Zhang, der die Auszeichnung persönlich entgegennahm. Sein zweiter Spielfilm erzählt in eindrucksvoll magisch-poetischen Bildern von der Suche nach Familie und vom Schicksal vieler Frauen im ländlichen China.

Der in diesem Jahr zum zweiten Mal sektionsübergreifend verliehene Young Actors Award, der ebenfalls von der internationalen Jury vergeben wird, ging an den Schauspieler Noah Sayenko für seine Hauptrolle in "Regen fiel auf nichts Neues", in Steffen Goldkamps Neo-Noir-Drama aus der Sektion FILMSCAPES. Sayenko verkörpert darin David, einen jungen Mann, der aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, ein rechtmäßiges Leben aufzunehmen, doch dabei auf zahlreiche Hindernisse stößt. Sein Spiel umfasst die komplexe Gefühlswelt aus Traurigkeit, Verletzlichkeit und unterdrückter Wut, die sich jederzeit entladen könnte. Es ist Sayenkos erste Rolle in einem Langfilm.

Insgesamt konkurrierten im Wettbewerb ON THE RISE erneut 16 Erst- und Zweitfilme aufstrebender internationaler Regietalente um sechs Preise. Fünf der Preise wuerden von vier Jurys vergeben. Hinzu kommt der Audience Award, den das Publikum vergibt. Alle Gewinnerfilme sind bis zum 16. November noch einmal zu erleben.

Festivalleiter Dr. Sascha Keilholz dankte den Jurys für ihren engagierten Einsatz und zeigte sich, angesichts vieler ausverkaufter Vorstellungen und durchweg begeisterter Rückmeldungen internationaler Gäste, hochzufrieden mit dem diesjährigen Verlauf des Festivals.

Die Begründungen der Jurys lauten wie folgt:  

Internationale Jury
Jury-Mitglieder: Christian Klandt, Dea Kulumbegashvili, Katalin Moldovai

International Newcomer Award - Beste Regie (30.000 Euro)
"Nighttime Sounds"
Regie: Zhongchen Zhang (China)

Die Begründung der Jury: "Dies ist ein Film über Verlust, der durch die visuelle Schönheit spricht, die im Kontrast zum Leiden einer ganzen Generation steht; die Geheimnisse des Alltags und die verborgene Wahrheit, die Familien zerbrechen lassen und die Unschuld der Kindheit zerstören. Feinfühlig und nuanciert fängt dieser Film den Lauf der Zeit ein und zeigt, wie die Vergangenheit als verkörperte Erinnerung in der Zukunft weiterlebt. Wir möchten den Preis für den International Newcomer Award an 'Nighttime Sounds' vergeben."

Lobende Erwähnung
"Funeral Casino Blues"
Regie: Roderick Warich (Deutschland)

Begründung: "Für den beeindruckenden Ehrgeiz und die Vision, die über die Grenzen und den Rahmen der nationalen Kinolandschaft hinausgeht. Der Regisseur fängt die Schönheit und Tragik des Lebens junger, schlafloser Träumer ein, die in Umständen gefangen sind, die vorbestimmt zu sein scheinen, obwohl sie unermüdlich darum kämpfen, auszubrechen. Dieser wunderschöne Film spricht von Einsamkeit und schafft Raum, um Verbindungen zu finden. Wir möchten dem Team des Films 'Funeral Casino Blues' sagen: Danke für diesen Film und für diese Vision eines Themas, über das schwer zu sprechen ist."

Der International Newcomer Award, Hauptpreis des IFFMH, wird gestiftet von der Manfred Lautenschläger-Stiftung.  

Rainer Werner Fassbinder Award – Bestes Drehbuch (15.000 Euro)
"Blue Heron"
Drehbuch und Regie: Sophy Romvari (Ungarn, Kanada)

Die Begründung der Jury: "Der Film übertrifft die Erwartungen an das narrative Kino. Das Drehbuch befasst sich zwar eingehend mit einer sehr persönlichen Geschichte und den Schwierigkeiten einer Familie, spricht jedoch für die Erfahrungen von Familien auf der ganzen Welt. Das Drehbuch lässt uns zu aktiven Teilnehmern werden, während die Autorin versucht, sich durch die Erinnerung zu navigieren. Der Film hinterfragt die Abläufe eines Systems, das Menschen in Not nicht helfen kann, und das quälende Schuldgefühl, das die Familiengeschichte überschattet. Wir vergeben den Rainer-Werner-Fassbinder-Preis für das beste Drehbuch an 'Blue Heron' von Sophy Romvari."

Der Rainer Werner Fassbinder Award für das beste Drehbuch wird von der Rainer Werner Fassbinder Foundation gestiftet. Die Namensformen "Fassbinder", "Rainer Werner Fassbinder" und  "RWF" (als Wort und Bildmarke) sind registrierte Marken der Rainer Werner Fassbinder Foundation, Berlin.

Young Actors Award – Bestes Schauspiel (10.000 Euro)
Noah Sayenko
"Regen fiel auf nichts Neues" (Regie: Steffen Goldkamp, Deutschland)

Die Begründung der Jury: "(...) In einem Film, der zaghaft die Verlorenheit einer Generation erforscht – in einem Werk, das mit einer sparsamen, fast schmerzlich ehrlichen Sprache von sozialer Kälte erzählt –, trägt ein junger Schauspieler die gesamte emotionale Last auf seinen Schultern. Er steht im Zentrum einer trostlosen Welt, die keinen Ausweg bietet, und doch verleiht er ihr Licht, ein stilles, unsicheres, menschliches Licht. Er leitet den Film, ohne ihn jemals zu dominieren. Seine Darstellung ist zurückhaltend und gerade in dieser Einfachheit unendlich kraftvoll. Er schafft keine Figur. Er offenbart einen Menschen. (...) Und so ist es uns, der internationalen Jury, eine große Freude und eine noch größere Ehre, den Young Actors Award (...) an Noah Sayenko für seine herausragende Darstellung des David in 'Regen fiel auf nichts Neues' zu verleihen. (...) Er ist nicht nur die Entdeckung des Jahres, er ist der Beweis dafür, dass das Kino immer dann am stärksten ist, wenn ein Mensch den Mut hat, sich darin wirklich zu zeigen."

Der Young Actors Award wird vom Beratungsunternehmen cbs aus Heidelberg gestiftet.

Junge Jury 
Jurymitglieder: Effi Armbrust, Firenze Leem, Sara Wasicsek

Student Award (5.000 Euro)
"Blue Heron"  
Regie: Sophy Romvari (Ungarn, Kanada)

Die Begründung der Jury: "In den letzten Tagen haben wir Filme gesehen, die ganz unterschiedliche Sichtweisen auf die Welt eröffneten. Einer stach besonders hervor, weil er eine Filmemacherin begleitet, die in ihre Kindheit zurückkehrt und versucht, ihren Bruder zu verstehen, dessen Präsenz ihre Familie geprägt hat. Durch kleine Erinnerungsfragmente und Reflexionen aus der Gegenwart nähert sie sich ihrem jüngeren Ich mit Sorgfalt. Die Ehrlichkeit und die emotionale Klarheit des Films haben uns besonders angesprochen, vor allem als junge Zuschauer*innen, die darüber nachdenken, wie unsere Erinnerungen uns prägen. Wir freuen uns, den Preis der Jungen Jury des IFFMH 2025 an 'Blue Heron' von Sophy Romvari zu vergeben."

Ökumenische Jury
Jurymitglieder: Edgar Octavio Rubio Hernandez, Marcsi Tóth, Kjell Riise

Ecumenical Award (2.500 Euro)
"Sink"
Regie: Zain Duraie (Jordanien, Saudi-Arabien, Katar, Frankreich)

Die Begründung der Jury: "Eine hingebungsvolle Mutter von drei Kindern, die alles für ihren Sohn tun würde, auch wenn das bedeutet, sich nicht mit den möglichen Folgen seiner psychischen Erkrankung auseinanderzusetzen. Dieses Debüt aus dem Nahen Osten untersucht auf einfühlsame Weise die komplexen Dilemmata, mit denen Familien konfrontiert sind, die ein Kind mit besonderen Bedürfnissen großziehen. Eine spannende Geschichte voller eindringlicher Szenen. Die von INTERFILM und SIGNIS ernannte Ökumenische Jury vergibt ihren Preis an den Film 'Sink' von Zain Duraie."

Lobende Erwähnung
"Adam's Sake"
Regie: Laura Wandel (Belgien, Frankreich)

Begründung: "Das komplexe Netzwerk sozialer Institutionen betrachtet Menschen in schwierigen Situationen oft mit unpersönlichem Blick. Eine Krankenschwester, die in einem Krankenhaus arbeitet, findet jedoch einen Weg, dieses Labyrinth zu überwinden und erhält Einblick in eine Realität, die anderen verborgen bleibt. Diese Reise entfaltet sich in einer filmischen Darstellung, die Mitgefühl und Hoffnung in den Vordergrund stellt. Die lobende Erwähnung der Ökumenischen Jury beim 74. IFFMH geht an 'Adam's Sake' von Laura Wandel."

FIPRESCI Jury

Jurymitglieder: Assiya Issemberdiyeva, Tereza Brdečková, Britta Schmeis

FIPRESCI Award
"Reedland"
Regie: Sven Bresser (Niederlande, Belgien)

Die Begründung der Jury: "Dieser wunderschön und kunstvoll gestaltete Film entfaltet sich durch faszinierende, hypnotische Bilder. Er erforscht die Komplexität der menschlichen Existenz und des modernen Lebens auf einer täuschend einfachen Grundlage. Elementare Kräfte prägen seinen meditativen und metaphysischen Rhythmus und ziehen uns in eine Welt, die sich sowohl intim als auch universell anfühlt. Der innere Kampf des Protagonisten – zwischen stillen Versuchungen und den verborgenen Offenbarungen des Alterns – wird mit bemerkenswerter Tiefe von dem Laiendarsteller Gerrit Knobbe gespielt. Der FIPRESCI-Preis des diesjährigen Internationalen Filmfestivals Mannheim-Heidelberg geht an 'Reedland' von Sven Bresser."

Das Publikum

Audience Award (5.000 Euro)
"Surviving Earth"
Regie: Thea Gajić (Vereinigtes Königreich)

Der Publikumspreis geht in diesem Jahr an das berührende psychologische Drama "Surviving Earth". Basierend auf ihrer eigenen Familiengeschichte erzählt die Regisseurin Thea Gajić von Vlad, der in Bristol mit seiner Balkan-Band einen Neubeginn sucht. Doch die Schatten seiner Vergangenheit – das Verlassen seines Heimatlandes aufgrund des Jugoslawienkriegs und seine Drogensucht – belasten ihn so schwer, dass er für sich keinen Platz in der Welt findet und selbst die Liebe seiner Tochter Maria ihm nicht helfen kann. In jeder Szene ist spürbar, wie viel persönliches Herzblut die Regisseurin in dieses eindrucksvolle Debüt gelegt hat.

Das 74. IFFMH findet vom 6. bis 16. November statt.

Quelle: www.iffmh.de

Filme
Funeral Casino Blues
Regen fiel auf nichts Neues
Personen
Zain Duraie
Roderick Warich
Noah Sayenko
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