Die Könige der Nutzholzgewinnung

Deutschland 2005/2006 Spielfilm

Die Könige der Nutzholzgewinnung

Komödie aus dem wilden Osten



Rudolf Worschech, epd Film, Nr. 8, 2006

Der Titel ist ein Versprechen. "Die Könige der Nutzholzgewinnung" – darauf muss man erst einmal kommen. Der Debütfilm von Matthias Keilich ist, wenn man so will, schon mit seinem handfesten Titel ein Gegenentwurf zur "Berliner Schule", die ja zu eher vagen und andeutungsreichen Formulierungen neigt. Und ähnlich erdgebunden und pragmatisch ist auch die Geschichte des Films.

Eine Heimkehr. Nach zwölf Jahren kommt Krischan wieder in sein Heimatdorf zurück. Eigentlich wartet niemand auf ihn, denn der ehemalige Waldarbeiter scheint das Dorf eher überstürzt verlassen zu haben: Seine besten Freunde Ronnie und Bert hat er mit einem Berg von Schulden aus einem Imbissbuden-Business sitzen lassen, seine damalige Freundin Ellen mit einem Kind. In Kanada will er gearbeitet haben, als Holzfäller, doch mehr und mehr stellt sich heraus, dass das in den Bereich der Legende gehört. Dann allerdings geht Krischan in die Offensive und rückt mit seiner Idee raus: ein Holzfällerwettbewerb für Arbeitslose muss her, der dem Dorf Auftrieb geben und Geld reinbringen soll für die drei (ehemaligen) Freunde.

Denn "Die Könige der Nutzholzgewinnung" ist im Grunde ein Film über Wendeverlierer, über Brüche in den Biografien und die Rückständigkeit einer ganzen Region. Ronnie, Bert und Krischan zu DDR-Zeiten ein Team als Waldarbeiter sind jetzt arbeitslos und ohne Perspektive. In Berts Keller sind die Kettensägen drapiert wie Artefakte in einem Museum - Erinnerungen an eine Zeit, die zumindest Beschäftigung geboten hat.

In seinen schönsten Momenten kommt "Die Könige der Nutzholzgewinnung" wie die britischen Sozialkomödien daher, von denen Mathias Keilich sich sichtlich hat inspirieren lassen. Aber gleichzeitig zeichnet er seine Figuren allzu überdeutlich und bis an den Rand der Karikatur. Der arbeitslose Ronnie etwa ist das Abziehbild eines unter dem Pantoffel stehenden Hausmannes, ein rechtes Weichei, und Bert ein Muttersöhnchen wie aus dem Bilderbuch, das auch schon einmal zur Pediküre herhalten muss. Und auch die Geschichte verläuft nach dem bekannten Schema: wie die drei sich finden müssen bis zum Wettbewerb.

Die größte Stärke dieses Films ist, dass er eine Landschaft für den Film entdeckt - den Ostharz, die Mittelgebirgslandschaft in der Nähe des Brockens. Wim Wenders hat einmal gesagt, dass bei ihm zuerst der Schauplatz komme und dann die Geschichte. Das scheint auch Keilich beherzigt zu haben, der seinen Film mit einer impressionistischen Montage beginnen lässt. Da tauchen Straßenschilder auf, auf denen "Elend/Wernigerode" steht (gibt es tatsächlich!) , und Blicke über die sanften Hügel und Täler. Und immer wieder muss Krischan in den fast mythischen Wald: ein König der Nutzholzgewinnung eben.

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