Fascination

Deutschland Großbritannien 2004 Spielfilm

Fascination


Stefan Volk, film-dienst, Nr. 20, 30.09.2004

Der Tod eines Millionärs scheint nicht die Folge eines gewöhnlichen Badeunfalls zu sein kann: Der Sohn des ehemaligen Wettkampfschwimmers schöpft Verdacht, als seine Mutter schon nach kurzer Zeit wieder heiratet. Uninspirierter Thriller in konventionellem Fahrwasser, bei dem sich die wenigen angedachten Überraschungen so lange anbahnen, dass ihre Wirkung schon im Vorfeld verpufft. Statt auf Psychologie setzt der Film auf Erotik, fügt jedoch lediglich einige flaue Sexschnipsel in die seichte Inszenierung einer gelackten Upperclass-Welt. Zwielichtige Gestalten, die ein falsches Spiel treiben, zählen zu den beliebtesten Handlungsmotoren des Thriller-Genres. Auch Klaus Menzel baut in seinem Debüt auf die Sogwirkung solcher dubiosen Geheimnisträger. Von Anfang an ist klar, dass der Tod des Millionärs Patrick Doherty nicht die Folge eines gewöhnlichen Badeunfalls sein kann, wie es die Behörden glauben. Scott, der Sohn des ehemaligen Wettkampfschwimmers, schöpft sofort Verdacht, als seine Mutter schon nach kurzer Zeit wieder heiratet: einen schmierig-charmanten Playboy namens Oliver Vance, den sie angeblich auf einer Kreuzfahrt kennengelernt hat. Was haben die beiden frisch Vermählten mit Patricks Tod zu schaffen, und welche Rolle spielt Kelly, Olivers Tochter, die sich in auffälliger Weise an Scott heranmacht? Bis zum Ende verzögert Menzel die Beantwortung dieser Fragen, die Spannung aber geht ihm dabei dennoch flöten. Denn auf zu direktem Wege verbindet er Rätsel und Lösung miteinander. Wie über eine gerade Treppe führt jede Enthüllungsstufe näher zum Ziel, offenbart ein wenig mehr vom Geheimnis. Fast immer behält der Zuschauer dabei das Geländer in der Hand, kaum einmal läuft er Gefahr, irritiert oder gar irregeführt zu werden. Die wenigen angedachten Überraschungen bahnen sich so lange an, dass ihre Wirkung schon im Vorfeld verpufft. So verwundert es nicht, dass sich nach einer inoffiziellen Exhumierung Spuren des Schlafmittels von Scotts Mutter im Leichnam feststellen lassen. Auch dass der Verstorbene in den mysteriösen Tod von Kellys Mutter schuldhaft verwickelt war, ist bald abzusehen. Um einen Racheakt als Motiv für den Mord auszumachen, muss man jetzt nur noch zwei und zwei zusammenzählen. Was dann noch an Ungereimtheiten übrigbleibt, löst auch der Film nicht auf. Vieles von dem, was einem zunächst merkwürdig erschien und einen zum Miträtseln anregte, entpuppt sich am Ende als simpler Zufall.

Kammerspielartig könnte man das im Wesentlichen auf vier Figuren reduzierte Szenario nennen, gefiele sich der Film nicht in mondän daherkommenden Schauplätzen und gerieten die Auftritte der Hauptdarsteller Adam Garcia und Alice Evans nicht gar so blutleer. Statt auf Psychologie setzt Menzel auf Erotik. Weil die dramaturgische Wegstrecke, die der Film zurücklegt, seine Länge nicht rechtfertigt, fummelt er alle paar Filmmeter eine synthetische Liebes oder besser Sexszene dazwischen. Ein tiefer Blickkontakt genügt ihm als erzählerische Motivation, schon wird von der Tonspur schwülstige Musik eingespielt und das scheinbar Unvermeidliche nimmt seinen biederen Gang. Erotisch ist das nicht, romantisch auch nicht und mit der Handlung hat es schon gar nichts zu tun. Allenfalls atmosphärisch fügen sich die flauen Sexschnipsel in die seichte Inszenierung einer gelackten Upperclass-Welt. Die Spannung aber, die dem Film nach verheißungsvollem Anfang so unaufhaltsam entweicht wie Luft aus einem löchrigen Ballon, bringen diese müden Sexeinlagen nicht zurück.

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