Hotte im Paradies

Deutschland 2002 TV-Spielfilm

Tuning eines Kleinunternehmers

Hottes Träume passen auf eine Fototapete: schnelle Autos und Seidenhemden in allen Farben des Sonnenaufgangs. Der nicht unsympathische junge Mann (Misel Maticevic) ist Zuhälter am Stuttgarter Platz in Berlin-Charlottenburg. Eine kleine Nummer mit einem viel zu unspektakulären Wagen und viel zu launischem Personal. Da ist Rosa (Birge Schade), die Dienstälteste und Loyalste im "Stall", und Yvonne (Stefanie Stappenbeck), die der zunehmende Ekel bei der Arbeit krank macht. Nicht gerade ein "winning team", mit dem man bei den Kollegen Eindruck schinden kann. Bis Jenny (Nadeshda Brennicke) als Geschenk eines gönnerhaften Groß-Luden über den Ladentisch geht und Hotte mit ihren Erträgen in eine höhere Liga aufsteigen lässt. Jenny ist ein verhuschtes Geschöpf, das sich mit Drogen und etwas Wahnsinn die Demütigungen des Gewerbes vom Leibe zu halten versucht. Weil sie an die ganz große Kohle will, lässt sie sich von der Russen-Mafia abwerben. Und deshalb sitzen Hotte, der die Raten für den neuen Sportwagen und die Rolex nicht mehr aufbringen kann, bald die Gläubiger im Nacken.

Dominik Grafs schneller, rauer DV-Film erzählt von den Kleinunternehmernöten eines Zuhälters. Mit leichtgängigen Dialogen werden die Manierismen, Codes und zweifelhaften Ideale des Gewerbes vorgeführt und die komplizierte psycho-ökonomische Gemengelage aufgeschlüsselt. Letztendlich geht es bei der Ich-AG Hotte darum, sich unter Einsatz der ganzen mühselig hochgetuneten Persönlichkeit in seinem Wirtschaftssegment zu behaupten – zur Not auch mit Kampfhund-Tricks und Baseballschläger.

Quelle: Christian Buß, Birgit Glombitza (Red.): "Deutschland, revisited". (Katalog zur gleichnamigen Retrospektive im Kommunalen Kino Metropolis Mai - Juli 2004). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2004

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