Die Heartbreakers

BR Deutschland 1983 Spielfilm

Die Heartbreakers


Horst Peter Koll, film-dienst, Nr. 02, 25.01.1983

Im Anschluß an ein Konzert der Rolling Stones 1966 in der Essener Grugahalle finden sich vier Jugendliche aus Recklinghausen zusammen, um einen Traum wahrzumachen: mit einer Rockgruppe berühmt zu werden wie die großen Vorbilder. Zu den Freunden Freytag und Schmittchen sind Hörn und Guido gestoßen; Pico, ein großspuriger, auf übertriebene Art den Erwachsenen markierender 14jähriger wird als Manager engagiert. Hoffnungen und Enttäuschungen wechseln sich ab auf ihrem "Weg nach oben", doch die Jungen lassen sich nicht beirren – erst recht nicht von Lisa, die gerne die Sängerin der vier "Heartbreakers" werden möchte, was die sich aber nicht vorstellen können. Zwar fühlt sich Freytag zu Lisa hingezogen und beide teilen auch bald ihre Einsamkeit; aber Lisa, vor den Schlägen ihres Vaters zu Freytag geflüchtet, wartet lange Zeit vergeblich auf dessen Hilfe. Freytag ist hinter der Fassade des starken, angeberischen Führers der Gruppe ein verwirrter, von Zweifeln geplagter Junge, dem es schwerfällt, mit seinen Gefühlen umzugehen. Ihm und seinen Freunden werden die "Heartbreaker" zur Hoffnung ihres Lebens, doch bei einem Talentwettbewerb, bei dem ein Plattenvertrag winkt, müssen sie zurückstecken.

Nach der turbulenten, aktionsreichen Geschichte "Theo gegen den Rest der Welt" (fd 22 631) hat das Team Bringmann/Seelig eine eher kleine, intimere Geschichte realisiert. Mag die Handlung auch in den 60er Jahren angesiedelt sein, so ist dies doch weitgehend kein dokumentaristischer Film oder gar eine nostalgische Rückschau, sondern ein Film über die Sorgen und Probleme von Jugendlichen, deren präzise Beobachtung allgemeine Gültigkeit erhält. In der Anwendung filmischer Mittel lässig elegant, nähert sich Bringmann mit Witz und Spannung den Personen. Dabei entstand kein Musikfilm, sondern ein Film über Musik als wichtigen Bestandteil des Lebens Jugendlicher, der für sie Ventil und Lebenshilfe ist, aber auch Ablenkung von den Konflikten des Alltags. Rockmusik wird zum Trostspender, aber auch zum Gefängnis – denn es fällt den Jugendlichen schwer, mit den viel zu großen Vorbildern zu leben, durch sie zu einer eigenen Sprache zu finden, konkrete Ansprüche und Sorgen, Wünsche und Ängste zu formulieren. So macht der Film das großspurige Gehabe der Jungen als Folie und Klischee deutlich. Von Lisa indes könnten sie einiges lernen, wenn sie nicht zu sehr mit dem Einüben von Männlichkeitsrollen beschäftigt wären. Das veranschaulicht der Film durch eine sehr sinnlich erzählte Kinogeschichte. Freilich ist auch ein gewisser Hang zur Schönfärberei zu spüren, der die Thematik – besonders im Hinblick auf gegenwärtige Verhältnisse – etwas zu romantisieren und zu verharmlosen droht. Immerhin aber hat es Bringmann erneut geschafft, ein optimistisches und konstruktives Gegenbild zur "No-Future"-Mentalität vieler Jugendlicher zu gestalten.

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