Kolonne X

Deutschland 1929 Spielfilm

Kolonne X


Der Film, Nr. 32, 10.8.1929


Die Unterwelt von der anderen Seite. Zwischen dem Weddingverbrecher und dem Gentlemaneinbrecher gibt es die Zwischenstufe des verbürgerlichten Gauners. Im Kessel der Großstadt fühlt er sich am sichersten, auf den kochenden Plätzen, in den lauten Straßen. Um diesen Gauner haben sich Herbert Juttke und G.C. Klaren bemüht. Sie schrieben ein Manuskript, das nur den Ehrgeiz kannte, möglichst unterhaltend zu sein. Ein tragisches Moment kam hinzu: wenn der Gewissenlose liebt, wird er sanft und sentimental. Darum muß er zerbrechen. Daneben eine kleine Skizze aus dem gesellschaftlichen Leben, ein mit Rührseligkeit spielender Zufall und neben Spannung und Resignation bescheidene Situationskomik; damit der gefesselte und gerührte Betrachter da und dort auch ein wenig Grund habe, zu lächeln.

Rein filmisch, also nach der Seite der Unterhaltung und Wirkung hin betrachtet, gibt dieser Bildstreifen alles, was man von ihm erwarten darf. Ein fesselndes Milieu, gut erfaßte Situationen, eine Kette spannender Begebenheiten und – ein unglückliches Ende, bei dem es dem Zuschauer überlassen bleibt, sich den eigentlichen Schluß nach seinem Gutdünken auszumalen.

Den Stoff meisterte der Regisseur Reinhold Schünzel, der wiederum seine leichte Hand für solche bunten Geschehnisse bewies, der ganz in der alten Schule bleibt und nach bewährten Rezepten handelt, der aber weiß, was das Publikum will und was ihm zu geben ist. Der Darsteller Reinhold Schünzel, Führer der "Kolonne X", lebendig und wirksam wie immer, neben ihm der ruhige und sympathische Ernst Stahl-Nachbaur als Kriminalkommissar, die blonde Grete Reinwald (endlich, endlich sah man sie wieder) als Irene, lieb und gut, die stille Olga Engl als Tante, Otto Wallburg als Bankier, Oscar Sima als Verbrecher und Arthur Duarte und Gerhard Ritterband als Mitglieder der Kolonne X.

Der Film spielt in Berlin, Willy Goldberger photographierte Avus, Gedächtniskirche und Potsdamer Platz ausgezeichnet, künstlerischer Beirat war Gustav Mirozenti.

Der fesselnde, sauber und gut gemachte Film hielt das Interesse des Publikums bis zur letzten Szene wach. Schünzel, der persönlich erschienen war, durfte für lebhaften Beifall danken.

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