Der unsterbliche Lump

Deutschland 1929/1930 Spielfilm

Der unsterbliche Lump


Hans-Walther Betz, Der Film, Nr. 8, 22.2.1930



Wie ist das, wenn Operetten ihre tonfilmische Auferstehung feiern und an einem lauwarmen Premierenabend vor einem schöngekleideten Parkett mit seligen Bildern und Lautsprechermusik die Reise in die Öffentlichkeit antreten? Das ist immer eine bewegte Geburtsstunde, und die Operette steigt aus dem Kulissenstaub der Sprechbühne auf das weitere, glänzendere, farbigere Gefilde des Films. Das ist ein Reigen von Eindrücken, Bildern und Tönen, das ist eine ganz großartige Befreiung von der Starrheit einiger mit vielen Scheinwerfern zu altertümlichem Glänze aufgeputschten Bretter. Sie bedeuten heute, im Zeitalter des Tonfilms, längst nicht mehr die Welt.



Man sagt dem Geiste Anzengrubers und Roseggers ein erstauntes Grüß dich Gott, wenn man der Tonfilmoperettenwelt der Herren Autoren Robert Liebmann und Karl Hartl begegnet. Da ist die gesunde und protzig - trotzige Bauernatmosphäre, da sind die Berge, die Dörfer, die Wälder. Auch die kleinen Tragödien und die Liebesgeschichten, die an ihrer Tradition hängen und sich abspielen müssen wie immer. Nun ist aber in diese Gesellschaft der Menschen und in diese dörfische, steiermärkische Umwelt auch ein neuer Geist eingezogen, er kam sozusagen zugleich mit dem Tonfilm, ein wenig zu bescheiden, will uns scheinen, aber er kam doch. Er offenbart sich in einem sanften Humor, mit dem diese kleine, schöne und beschränkte Welt gezeigt wird – zur saftigen Ironie hat"s diesmal nicht gereicht. Weil man mit zuviel Gefühl an eine alte Geschichte herangegangen ist – schau da, auch Ganghofers hat man sich erinnert und ist also nicht umsonst bunt und lyrisch geworden. (...)


Der Produktionsleiter Joe May hat sich bewährte Darsteller geholt. Das Annerl Liane Haid, sie war lieb und gut und spielte vortrefflich, neben ihr stand Gustav Fröhlich, der Verstoßene, der Komponist, der Mann, der Tantiemen von der Staatsoper Tantiemen sein läßt und herumvagabundiert, ein hoffnungsloser Idealist, wie man sieht. Angenehm und sympathisch im Spiel. Der Großbauer Lechner von Adalbert Schlettow eine geschlossene Leistung, der Reisleitner von Carl Gerhardt ausgezeichnet. Vergessen wir neben den ungezählten anderen Darstellern den famosen Bürgermeister Weiß-Ferdls nicht, ein Augen- und Ohrenschmaus.


Ein schöner Erfolg. Das Publikum verließ angeregt und amüsiert das Theater. (...)


"Der unsterbliche Lump" – ein Großtonfilm mit den besten und meistversprechenden Geschäftsaussichten.

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