Die Glatzkopfbande

DDR 1962/1963 Spielfilm

Der Tag, als die Glatzköpfe kamen



Fred Gehler, Das Volk, Erfurt, 1.3.1963




Die Geschichte, die hier erzählt wird, beruht leider auf authentischen Geschehnissen, ist alles andere als pure filmische Phantasie. Die Bansiner Glatzkopfbande trieb im Spätsommer 1961 tatsächlich ihr Unwesen, terrorisierte Urlauber, provozierte Zwischenfälle, hetzte gegen unsere Staatsmacht. Was man zunächst noch als Symptome der Unreife werten konnte, entwickelte sich sehr bald zu Delikten, die in den Kompetenzbereich des Staatsanwaltes, gehören. Die "harmlosen Späße" wurden zu Verbrechen, die den Weg der Bande säumen. Verantwortungsloser Pfuscharbeit fallen Menschenleben zum Opfer, an "mißliebigen Elementen" wird die Bandenfeme praktiziert. Am Ende des Weges stehen die Schranken des Gerichts.



Filmische Darstellungen des Rowdytums und seiner Ursachen gab es in der Vergangenheit schon öfters. Erinnert sei an "Alarm im Zirkus" oder an "Berlin – Ecke Schönhauser…". Als soziale Ursachen fungierten meist das nichtvorhandene oder lieblose Elternhaus. Dazu kam in den Berlin-Filmen der Einfluß der westlichen Ideologie. In der "Glatzkopfbande", die immerhin sechs bis sieben Jahre später als die genannten Filme entstand, begnügten sich die Autoren mit dem Üblichen und schon Vorhandenen. Sie steuern der Thematik kaum neue Einsichten bei, obwohl sie sich im Drehbuch dazu bekannten: "Wir haben uns bemüht, nicht nur die Psychologie der Rowdys, sondern auch einige soziale Ursachen des Rowdytums in Sicht zu bringen."



Nun könnte man der Meinung sein, von einem Kriminalfilm könne schließlich nicht alles verlangt werden. Hauptsache, er verfüge über genügend Spannung, über atemberaubende Situationen usw. Abgesehen davon, daß Spannung um der Spannung willen eine fragwürdige Angelegenheit ist, kommt der Film erst in der letzten Viertelstunde so richtig in Fahrt. Bis dahin vermißt man den Mut zum echten Reißer. Da gibt es umständliche Wiederholungen, da führt der Kriminalleutnant läppisch-sentimentale Zwiegespräche mit seinem Hund, und schließlich muß noch Herr Rackelmann ein paar Witzchen reißen. So müht sich der Film über weite Strecken, ohne das dem Genre gemäße Tempo, die beim Krimi übliche logische Perfektion zu erreichen. Die vor Wochen gesendete Fernseh-Produktion "Tote reden nicht" sollte uns hier als eigener Maßstab dienen. Wir können es doch!!



Der Film ist ansonsten recht schmucklos inszeniert, die Kamera von einer verblüffenden Eintönigkeit und Langeweile. Schauspielerisch ragen, nicht nur wegen der recht fotogenen Glatzen, die Darsteller der Glatzköpfe heraus. Es gelingt ihnen recht gut, die Wandlung der prahlerischen Raufbolde und Schreihälse zu jämmerlichen Würstchen zu verdeutlichen. Rolf Römer (Johle), Karl-Richard Schmidt (Opa) und Jürgen Pörschmann (Piepel) seien besonders erwähnt. Thomas Weisgerber als King kopiert, etwas zu dick aufgetragen, Peter van Eyck. Die positiven Kräfte sind schon vom Buch her zu stiefmütterlich behandelt. Das Bedürfnis nach spannend-unterhaltenden Streifen ist weiterhin beträchtlich. Die DEFA sollte ihm jedoch zukünftig konsequenter entsprechen und dem Reißer geben was des Reißers ist.

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