Erdgeist

Deutschland 1922/1923 Spielfilm

Erdgeist


Herbert Ihering, Berliner Börsen-Courier, 27.2.1923


Jessners "Erdgeist"-Film ist weniger charakteristisch für die gegenwärtige Situation des deutschen Films als für die (hoffentlich vorübergehende) Unsicherheit des Theatermannes Jessner. (...) Jessner und Carl Mayer nahmen nur die Aufzüge des "Erdgeist"-Dramas und beraubten sich damit von vornherein der filmischen Steigerung. Jessner beraubte sich ihrer zum zweitenmal, als er die fünf Akte nicht in Bewegungsbildern aufbaute, sondern detaillierend auseinanderspielte. Es fehlte das Kräftespiel, das von einem Punkt (Lulu) gleichzeitig angezogen und abgestoßen wird. Statt dessen gab er banale Einzelschicksale, bald in der bürgerlich-spießigen, bald in der gesellschaftlichen Sphäre wurzelnd. (...)

Was bleibt von diesem Film? Der erste Auftritt von Granach als Schigolch (den er aber zu steigern keine Gelegenheit findet) und einzelne körperliche Momente von Asta Nielsen. Wenn Asta Nielsen mit zynisch gezogenen Mundwinkeln dasteht, wenn sie die Augen halb öffnet, dann ist Lulu außerordentlich in die Filmsprache übersetzt. (...)

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