Der müde Tod

Deutschland 1921 Spielfilm

Der müde Tod

O. A., 8 Uhr-Abendblatt, 7.10.1921, zit. nach Film und Presse, Nr. 37/38, 1921

Die Decla Bioscop A.-G. veranstaltete im U. T. Kurfürstendamm die Uraufführung ihres Films "Der müde Tod" mit dem Untertitel "ein deutsches Volkslied". Diese auf Innerlichkeit und geistiges Können gestellte Arbeit des Autorregisseurs Fritz Lang geht abseits von der Heerstraße der Durchschnittsfilme. Man sucht nicht durch ein Riesenaufgebot von Menschen und Materie die Sinne des Zuschauers zu betäuben, sondern gibt echte, beseelte Kunst. Einzelne Bilder überraschen durch malerische Schönheit, die das Wesen des deutschen Volksliedes in seiner schlichten Innigkeit erfassen. Trotz der künstlerischen Vollendung der einzelnen Szenen verliert die Handlung nicht. Dieser Film wird durch keinerlei Banalitäten belastet. Die Handlung gruppiert sich um Lil Dagover, die die schwierige Aufgabe löst, einem deutschen Mädchen Seele zu verleihen, das Empfinden einer indischen Fürstin zum Ausdruck zu bringen, die herbe und doch sinnliche Glut einer stolzen Venetianerin darzustellen und eine schelmische barocke Chinesin zu verkörpern. Lil Dagover hat mit diesen Leistungen bewiesen, daß sie zu den größten Filmkünstlerinnen gerechnet werden muß. Ihr Gegenspieler in allen vier Rollen ist Walter Jansen. Er bringt dem Film ein Gesicht von starkem Ausdruck. Bernhard Goetzke zeigte reifes Können. Die gute Photographie steigert den Wert des Films.

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