Summary
Moon
Former martial artist Sarah leaves Austria to train three sisters from a wealthy family in the Middle East. What initially seems like a dream job quickly takes a disturbing turn — the young women live in isolation, under constant surveillance, and show little interest in sports. Soon, Sarah begins to question the true reason for her employment.
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Was ihre offenbar in gutbürgerlichen Verhältnissen lebende Schwester und frischgebackene Mutter Bea nach Sarahs Businessplan fragen lässt. Es gibt keinen, aber ein gut dotiertes Jobangebot aus Jordanien vom millionenschweren Unternehmer Abdul Al-Fahadi: die durchtrainierte Sarah kifft ein letztes Mal mit ihrer Clique, bevor sie sich ins Flugzeug nach Amman setzt und sich in ein Luxushotel chauffieren lässt. Von ihrem Zimmer im 28. Stock hat sie einen weiten Blick über die Dächer der Hauptstadt, kann sich im Pool auf dem Dach vom Bodybuilding im Keller abkühlen und in der Bar noch nach Mitternacht einen Drink nehmen.
Tagsüber bringt sie der Chauffeur in eine komplett andere, da hermetisch abgeriegelte, aber nicht weniger luxuriöse Welt weit draußen in wüster Gegend: in der von Bewaffneten geschützten Villa ihres neuen Arbeitgebers, dessen Eltern in Qatar arbeiten, soll sie dessen Schwestern Nour (der jordanische Netflix-Star Andria Tayeh), Fatima und Shaima sportlich stählen – und auch bei ebenfalls stets streng überwachten Ausflügen aus dem goldenen Käfig etwa in ein Einkaufszentrum begleiten. Zuvor aber muss Sarah einen Kontrakt unterzeichnen: Keine Fotos, kein Handy, kein Internet und die Räume im 1. Stockwerk sind tabu.
Ihre neuen Schützlinge sind nicht wirklich an sportlicher Ertüchtigung interessiert, hängen lieber auf dem Sofa ab, schauen kitschige Seifenopern und lassen sich von der Europäerin beim Shoppen beraten. Bald schaut Sarah hinter die Kulissen ihres Traum-Jobs, wird gewahr, dass mit Aya noch eine vierte Schwester im Haus lebt, die an Schizophrenie erkrankt sein soll und daher mit Medikamenten sediert wird. Und leiht den jungen Frauen heimlich ihr Handy für den verbotenen Kontakt zur Außenwelt.
Besonders Nour drängt darauf, auszubrechen. Und überredet Sarah dazu, ihnen zu helfen: Mit neuer Kleidung einschließlich Hidschāb versehen steigen sie zu ihr ins Auto, doch bei der Ausfahrt des Parkhauses endet der Fluchtversuch kläglich. Die desillusionierte Wienerin kann sich glücklich schätzen, nach Hause und ins besagte Athletikstudio zurückkehren zu dürfen. In der letzten Einstellung scheint Sarah aber wieder im Nahen Osten unterwegs zu sein, nicht die einzige Irritation eines ansonsten über 93 Minuten sehr realistischen Films…
Brechend mit White Savior-Stories und Soap Opera-Prämissen hat die kurdisch-österreichische Regisseurin Kurdwin Ayub einen zum Ende hin zunehmend fesselnden Thriller auf die Leinwand gebracht als Mittelteil einer mit „Sonne“ (Berlinale 2022) begonnenen Trilogie, die 2026 mit „Sterne“ ihren Abschluss finden soll. Kurdwin Ayub, 1990 im Irak geboren, lotet darin die Grenzen zwischen postmigrantischer, feministischer und popkultureller Erzählkunst aus. Aktuell hat sie mit ihrem ersten Theaterstück „Weiße Witwe", uraufgeführt am 14. Februar 2025 an der Berliner Volksbühne, für Furore gesorgt.
Kurdwin Ayub im Grandfilm-Presseheft: „Der Drang nach Freiheit, den Nour verspürt, steht in krassem Gegensatz zur Leere und Einsamkeit, die Sarah in Österreich fühlt. Nour will aus ihrem Käfig ausbrechen, Sarah wünscht sich ihren insgeheim zurück. Es geht also um Schwestern, egal woher sie kommen, und um Käfige, egal wo sie stehen. Hilft Sarah einer anderen Frau und begibt sich damit womöglich in Gefahr? Wem kann sie glauben, wem vertrauen? Hilft sie ihr, auch wenn sie nicht weiß, was wahr ist und wer Recht hat? Und wem glauben wir? Würden wir helfen?“
Pitt Herrmann