Du bist nicht allein

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Raus aus dem Trott

Mit "Du bist nicht allein"gelang Bernd Böhlich eine melancholische Alltagskomödie mit Axel Prahl und Katharina Thalbach

Von Martina Knoben, epd Film, Nr. 7, 2007

"Du bist nicht allein" erzählt von Aufbrüchen – einem neuen Job, noch mal verliebt sein. Als die schöne Jewgenia (Katerina Medvedeva) mit ihrem Vater und ihrer Tochter nebenan einzieht, verändert sich das eintönige Leben des arbeitslosen Malermeisters Hans Moll (Axel Prahl) vollkommen. Er hatte schon fast vergessen, wie sich das anfühlt. Seine Frau (Katharina Thalbach) verspürt eine ähnliche Aufregung, als sie wieder Arbeit bekommt. Die ehemalige Wurstverkäuferin ist nun stolze Wachfrau bei einer Sicherheitsfirma.

Mit ihrem Bewerbungsgespräch beim Arbeitsamt beginnt der Film. Und weil auch alle übrigen Figuren arbeitslos sind oder von bizarren Nebenjobs leben, könnte man "Du bist nicht allein" für einen Film über diese Thematik halten. Dazu würde die Umgebung passen, in der Moll und seine Frau leben: ein grauer Plattenbau und dessen Bewohner – ein arbeitsloser Physiker, der vom Balkon aus auf sein Einfamilienhaus hinunterblickt, in dem seine Frau seit ihrer Trennung allein lebt. Oder ein älterer Herr mit Mops, der wie alle ins soziale Abseits zu driften scheintt. Einzig und allein die neu zugezogene Jewgenia strahlt Energie und Optimismus aus.

Doch Regisseur Bernd Böhlich weitet die Perspektive: Dass er seine Figuren nicht nur als Hartz-IV-Empfänger sieht, sondern die Sehnsucht zum Leitmotiv seines Films macht, gehört zu den schönen Überraschungen. Eine sinnvolle Arbeit ist eben nur ein Lebensbedürfnis, dazu kommt der Wunsch, zu lieben und geliebt zu werden, sich lebendig zu fühlen. Dabei ist "Du bist nicht allein" herzerfrischend komisch, mit präzise ausgespielten Pointen.

Es ist der zweite Kinofilm des erfahrenen Fernsehregisseurs Böhlich. Die Schauplätze im Berliner Osten und die Menschen mit DDR-Geschichte erinnern an Filme wie "Halbe Treppe" oder "Sommer vorm Balkon" des Regisseurs Andreas Dresen. Auch er verbindet den Optimismus und die komische Zuspitzung der Figuren mit einer genauen Wirklichkeitsdarstellung.

Gemeinsam haben die Filme auch den Schauspieler Axel Prahl, der wieder einen kleinen Mann aus dem Osten spielt, einen tapsig Liebenden, dem die Dinge über den Kopf wachsen. Prahl verleiht diesem Moll tragikomisches Gewicht, lässt sogar manche Albernheit amüsant erscheinen. Auch die übrigen Darsteller sind hervorragend: Katharina Thalbach als Molls patente, von ihrer neuen Wichtigkeit geblendete Ehefrau oder Herbert Knaup als depressiv-aggressiver Akademiker, Karoline Eichhorn, die Russin Katerina Medvedeva sowie Mathieu Carrière und Dominique Horwitz in Nebenrollen. Dem Ensemble gelingen neben vielen witzigen Szenen einige außergewöhnliche Momente, wenn etwa Moll mit Jewgenia tanzt und nur sein Blick von dem Erdbeben erzählt, das gerade in ihm stattfindet.

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