Nachttaxi

DDR 1974 TV-Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
In feinster Umgebung, gedreht wurde im Spiegelsaal des sächsischen Barockschlosses Rammenau, spielt ein Streichquintett Wolfgang Amadeus Mozarts „Eine kleine Nachtmusik“. Ein junger Mann, der, wie sich später herausstellt, für seine Schwester eingesprungen ist zur Freude seiner Eltern, entflieht dieser ungeliebten „Frackmusik“ vorzeitig.

Schnitt. Ein Taxi hält mitten in der Nacht in einer gottverlassenen Gegend. Der Fahrer hat sich zur Kundin im Fond herumgedreht, um sein Geld in Empfang zu nehmen, als er von einem Fremden mit über den Kopf gezogener Kapuze aus dem Fahrzeug gezerrt und mit einem Ochsenziemer verprügelt wird. Der Taxler kann in den Rohbau eines Hauses flüchten, fällt jedoch, verfolgt vom offenbar jüngeren Täter, von einem unverkleideten Balkon der zweiten Etage sieben Meter in die Tiefe und bleibt bewusstlos liegen. Als die anonym aus einer Telefonzelle benachrichtigte Rettung eintrifft, sind Fahrgast und Täter verschwunden.

Oberleutnant Jürgen Hübner und Leutnant Vera Arndt können mit dem schwer verletzten Opfer Kurt Großmann (Rudolf Donath) noch nicht sprechen. Dessen Geldbörse ist leer, in der Nähe des Fahrzeugs finden sie den Ochsenziemer sowie eine Aktentasche mit einem krummen Nagelbohrer, einer leeren Brotdose und einer halb gefüllten Thermosflasche: „Rum mit Tee“ stellt Hübner olfaktorisch fest.

Die Rekonstruktion des Abends ergibt, dass Großmann wie üblich kurz vor Beginn seiner Nachtschicht Kaffee getrunken hat bei seiner Schwester im Café Liebscher. Kollegen haben gesehen, dass eine junge blonde Frau am Standplatz eingestiegen ist, können aber keine Beschreibung liefern. Die beiden Ermittler fragen sich, ob Großmann zufällig oder gezielt das Opfer eines republikweit eher seltenen Taxiraubes geworden ist. Und ob vielleicht sogar der Täter die Rettung informiert hat.

Beim Aktenstudium stoßen sie auf einen Unfall mit Fahrerflucht, der sich vor über einem Jahr ereignet hat – und den der Taxifahrer Kurt Großmann aufklärte, indem er den Täter verfolgte und zusammen mit einem Kollegen in einer Sackgasse stellte: Der Schüler Uwe Kersten (Ralph Christof) war mit seiner älteren Schwester Birgit (Viola Schweizer) in der Disco (mit aktueller West-Mucke: The Sweet). Für den Heimweg finden beide niemanden, der sie mitnimmt. Birgit bringt ihren Bruder dazu, einen am Straßenrand unabgeschlossen parkenden Wartburg kurzzuschließen und, obwohl alkoholisiert und selbst ohne Fahrerlaubnis, durch die Stadt zu steuern. Dabei streift Uwe einen Fahrradfahrer – und macht sich, erneut unter Druck der Schwester, davon. Großmann, Zeuge des Unfalls, verfolgt den Wartburg, aus dem in letzter Minute Birgit entfliehen kann.

Uwe, Sohn des Agrarfliegers Bruno Kersten (Harry Pietzsch) und der Physiotherapeutin Jutta Kersten (Thea Elster), bekommt von seiner Mutter ein Alibi: Er sei die ganze Zeit im Konzert gewesen und danach mit den Eltern nach Hause gefahren. Und sein Lehrfacharbeiter Rudi Markwart (Bodo Wolf) stellt dem begeisterten Kar-Wagen-Sportler (DDR-Ausdruck für Go-Karts) ein gutes Zeugnis aus: Seine Bewährungszeit als KfZ-Mechaniker im Anschluss an den seinerzeit vom Gericht verhängten Jugendarrest könne durchaus in den Facharbeiterbrief und eine Fortbildung an der Betriebsakademie münden.

Als Wachtmeister Lutz Subras die „Einsatzgruppe Nachttaxi“ verstärkt, kommt Bewegung in die Ermittlungen. Er erkennt den krumm geschlagenen Nagelbohrer aus der Aktentasche als Werkzeug eines Kulissenschiebers – und der Stadttheater-Bühnenmeister Schneidewind (Peter Hölzel) die Aktentasche samt Inhalt als zu seinem Mitarbeiter Hinkel (Rudolf Ulrich) gehörend. Der beichtet nach einer wilden Verfolgungsjagd hinter den Kulissen, wegen seiner Alkoholfahne vorzeitig aus dem Dienst nach Hause geschickt worden zu sein. Auf dem langen Weg zur jottwedeh gelegenen Datsche habe er sich auf einem Holzstapel ausgeruht und sei unfreiwillig Zeuge des Überfalls geworden. Er hat dann anonym die Rettung informiert, allerdings erst nach einem Griff in die verwaist im Taxi liegende Geldbörse. Sodass er später bei Heinrich (Richard Stamm), dem Wirt seines Stammlokals, alle Deckel begleichen konnte, der Rest des Geldes ist bei seiner Gattin Lucie (Traute Richter) gelandet.

Auch nachdem das falsche Alibi seiner Mutter aufgeflogen ist, kommt Uwe für die Ermittler als Täter nicht infrage. Lutz Subras hat schon längere Zeit dessen Schwester Birgit im Verdacht, spätestens, seit Kurt Großmann in der Lage ist, Fragen der Polizei zu beantworten. Denn der erinnert sich daran, wie Birgit ihm seinerzeit vor Prozessbeginn Sex angeboten hat, wenn er zugunsten Uwes aussagen würde. Analog zu ihrer Mutter, die Taxi-Brigadier Kunze (Bert Brunn) mit Geld bestechen wollte. Der Ochsenziemer bringt die Lösung: Nachdem er weder einer Großmetzgerei noch einer LPG zugeordnet werden kann, gedreht wurde in den Stallungen der Betriebsberufsschule des Volkseigenen Gutes Pesterwitz im sächsischen Freital, wird Subras auf dem Rummelplatz fündig. Willi Runge (Wolfgang Häntsch) von der „Glücksrad“-Bude, Birgit Kerstens Freund, hatte sich ihn ausgeliehen, um Kurt Großmann einen „Denkzettel“ zu verpassen…

Die „Polizeiruf 110“-Folge „Nachttaxi“ macht mit dem seit Anfang der 1960er Jahre äußerst beliebten Kar-Wagen-Sport bekannt. Auf der Basis von getunten Simson- und MZ-Motoren wurden die auch „K-Wagen“ genannten Flitzer in Eigenbau-Versionen von Motorsport-Clubs, aber auch Industrie-Kombinaten und der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) zu Bezirks- und DDR-Meisterschaften ins Rennen geschickt. Rolf Sohres Kamera stand u.a. beim Training auf einem Bauhof des Bau- und Montage-Kombinats (BMK) Kohle und Energie in Dresden-Löbtau.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Screenplay

Director of photography

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Screenplay

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Lighting design

Costume design

Cast

Unit production manager

Location manager

Shoot

    • 20.05.1974 - 20.06.1974: Leipzig, Meißen, Berlin/DDR
Duration:
60 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 15.12.1974, DDR-TV

Titles

  • Reihentitel (DD DE) Polizeiruf 110
  • Originaltitel (DD) Nachttaxi

Versions

Original

Duration:
60 min
Format:
35mm, 1:1,33
Video/Audio:
Orwocolor, Mono
Screening:

TV-Erstsendung (DD): 15.12.1974, DDR-TV