Xoftex

Deutschland Frankreich USA 2021-2024 Spielfilm

Summary

After a perilous escape from Syria, Nasser and his brother Yassin find themselves stuck in the Greek refugee camp Xoftex, waiting for a decision on their asylum application. To pass the time, they bicker, shoot parody videos about their situation, and dream of making it to Sweden. But as the days drag on, Nasser begins to feel increasingly trapped in this limbo. He starts working on a zombie film - only to realize that its storyline mirrors their own unsettling reality. 

The film is inspired by the real experiences of refugees and the actual Softex camp. Developed through workshops held in refugee camps, it blends documentary, fantasy, and visual effects into a powerful hybrid.

Comments

You have seen this movie? We are looking forward to your comment!

Heinz17herne
Heinz17herne
Als der palästinensisch-syrische Teenager Nasser Barahat von einem Mitarbeiter der griechischen Einwanderungsbehörde zum „Interview“ gebeten wird, in dem er über die Gründe seiner gefährlichen Flucht über das Mittelmeer aussagen soll, fragt er als erstes nach der Perspektive seines älteren Bruders Yassin, der mit der Situation im griechischen Lager Xoftex nur sehr schlecht zurechtkommt und immer wieder zu Gewaltausbrüchen neigt – auch gegen sich selbst.

Was auch an Leidensgenossen wir Rafiq liegt, die daran verzweifeln, bis zu 18 Monate auf die Entscheidung, ob sie weiterreisen können nach Mitteleuropa oder Nordamerika, warten müssen: „Das ganze Leben geht den Bach runter.“ Aber nicht nur: kriminelle Schleuserbanden lassen sich ihre Dienste gut bezahlen, die darin bestehen, Flüchtlingen einen Platz in oder unter einem der Güterwaggons zu besorgen, die auf dem Weg nach Norden Station auf einem Bahnhof in unmittelbarer Lagernähe machen. Abwehrmittel gegen die feinen Nasen der Spürhunde inklusive.

Der Alltag ist trist. Und manchmal lebensgefährlich, wenn es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen etwa bei der Verteilung von gespendeten Grundnahrungsmitteln kommt. Manche vor allem unter den jungen Leuten versuchen, sich lernend auf die ersehnte neue Heimat vorzubereiten. Andere sind von dem bisher Erlebten so traumatisiert, dass sie in Lethargie verfallen. Nasser scheint ein Mittel gefunden zu haben, zumindest zeitweise den Verlust seiner Schwester Souad, die von den Wellen des Mittelmeers über Bord gespült worden ist, zu verarbeiten. Er dreht, freilich nur mit einer Kamera aus Pappmaché, einen (Zombie-) Film über Xoftex und seine Insassen, in dem sich seine kindliche Phantasie auf erschreckende Weise mit seiner Lebensrealität vermischt.

Wenn einmal längere Zeit nichts passiert, hat Nasser surreale Alpträume, etwa von Schlangen in den Sanitärräumen, Schweineblut im Essen und medizinischen Experimenten im Auftrag der Pharmaindustrie. Aber auch Glücksvorstellungen, indem er sich vorstellt, mit seinen beiden Geschwistern in gesicherten mitteleuropäischen Verhältnissen leben zu können unter der mütterlichen Regie Souads, die ihn fragt: „Träume ich oder träumst du mich?“.

Regelmäßig bewässert Nasser einen Baum, der wie ein Zeichen natürlichen (Über-) Lebens mitten im Gebetszelt der muslimischen Männer steht. Frauen, die mit den Kindern getrennt von den Männern in karg ausgestatteten Containern hausen, sieht man nur selten, etwa, wenn sie an Zusammenkünften mit Abu Ashraf teilnehmen, einem offenbar allseits anerkannten Sprecher der hier Internierten. Wenn sich ein schlafwandelndes Mädchen nachts in den Männerbereich verirrt, wird sogleich deren Familie informiert: es gibt auch Solidarität im Lager, die aber selten über die eigene Volksgruppe hinausreicht. Am Ende starrt Nasser über ein (deutsches?) Getreidefeld, aus dem ihm lauter Menschenarme zuwinken…

Inspiriert von den realen Erlebnissen Geflüchteter im gefürchteten griechischen Flüchtlingslager Softex, das Noaz Deshe aus eigener Anschauung kennt, und mit einer Besetzung aus größtenteils selbst Asylsuchenden, erzählt „Xoftex“, beim Thessaloniki Film Festival mit dem „Silver Alexander“ für die beste Regie ausgezeichnet, die bewegende Geschichte eines Jugendlichen, der zwischen Stillstand, Trauma und kreativer Selbstbefreiung seinen Weg sucht. Dabei konfrontiert der auf einem Theaterworkshop in den Jahren 2016 bis 2019 basierende Film seine Zuschauer kompromisslos mit der Härte der Realität im Flüchtlingslager und entfaltet mit seiner abstrakt-experimentellen Erzählweise zugleich eine eindringliche und surreale künstlerische Schönheit.

Noaz Deshe im Port au Prince-Presseheft: „Fiktion oder hybride Erzählformen ermöglichen es uns, das Unsichtbare zu dokumentieren. Träume, Fantasien und Musik im Kopf sind genauso Teil der Realität wie das, was wir von außen sehen. Sie sind sogar unser einziges Mittel, die Wirklichkeit zu verarbeiten, und der Schlüssel, um uns gesehen und verbunden zu fühlen. Die heutigen technischen Möglichkeiten beim Filmemachen erlauben uns, fernab von aufwendigen, großen Produktionen in intimere Räume vorzudringen und neue filmische Wege zu erkunden. Vielleicht kann so eine größere Tiefe und Nähe entstehen, die uns über formale, sprachliche und kulturelle Grenzen hinaus verbindet und uns gegenseitig erkennen lässt. Vielleicht erzähle ich die Geschichte auch auf diese Weise, weil ich sie nicht anders erzählen kann.“

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Director of photography

Visual effects

Lighting design

Stand-by props

Assistant editor

Dubbing editor

Synch sound

Foley artist

Audio mixing

Cast

Co-Producer

Producer (TV)

Location manager

Shoot

    • 23.05.2021 - 08.07.2021: Frankfurt am Main, Berlin, Thessaloniki, Athen, Softex Flüchtlingscamp, Nordgriechenland, Stockholm
Duration:
99 min
Format:
DCP, 1:2,39 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 09.09.2024, 260998, ab 12 Jahre

Screening:

Uraufführung (CZ): 01.07.2024, Karlovy Vary, IFF, Grand Hall;
Erstaufführung (DE): 03.07.2024, München, Filmfest - Neues Deutsches Kino;
Kinostart (DE): 17.04.2025

Titles

  • Weiterer Titel Ghost in Radar
  • Originaltitel (DE) Xoftex

Versions

Original

Duration:
99 min
Format:
DCP, 1:2,39 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 09.09.2024, 260998, ab 12 Jahre

Screening:

Uraufführung (CZ): 01.07.2024, Karlovy Vary, IFF, Grand Hall;
Erstaufführung (DE): 03.07.2024, München, Filmfest - Neues Deutsches Kino;
Kinostart (DE): 17.04.2025

Awards

IFF Karlovy Vary 2024
  • Lobende Erwähnung