Emily Atef
Emily Atef, geboren 1973 als Tochter französisch-iranischer Eltern in Berlin, zog mit sieben Jahren mit ihrer Familie nach Los Angeles, mit 13 nach Frankreich. Später ging sie nach London ans London Theatre und arbeitete dort als Schauspielerin. Nach Deutschland zurückgekehrt , nahm sie 2001 ein Regiestudium an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) auf.
Nach Kurzfilmen wie "Fromm XX to XY. Fighting to be Jake" (2002) und "Sundays" (2003) sowie einer Rolle als Darstellerin in Angela Schanelecs "Marseille" (2004) erhielt Atef für ihren ersten langen Spielfilm "Molly's Way" (2006) gemeinsam mit Co-Autorin Esther Bernstorff auf dem Filmfest München den Förderpreis Deutscher Film für das beste Drehbuch. Unter den zahlreichen weiteren Auszeichnungen sind der Große Preis der Jury des Festivals in Mar del Plata, Argentinien, und der Preis für den Besten Film auf dem Filmfestival Türkei/Deutschland in Nürnberg. Ihr zweiter Spielfilm "Das Fremde in mir" (2008) über eine Mutter, die nach der Geburt ihres Kindes in schwere Depressionen fällt, erhielt ebenfalls zahlreiche Preise, darunter die Auszeichnungen für den besten Film und die beste Darstellerin beim Internationalen Filmfestival Sao Paulo.
Mit einem Stipendium der Cinéfondation in der Résidence du festival, Cannes, verfasste Emily Atef, wiederum gemeinsam mit Esther Bernstorff, das Drehbuch zu ihrem dritten Spielfilm "Töte mich", in dem es um den morbiden Pakt zwischen einem 15jährigen Mädchen und einem entflohenen Häftling geht. Der Film lief auf mehreren internationalen Festivals und startete im Sommer 2012 regulär in den deutschen Kinos.
2014 drehte Atef in Österreich den 15-minütigen Kurzfilm "Soldaten", gefolgt von zwei deutschen Fernsehproduktionen: "Königin der Nacht" (2016) über eine Bäuerin aus dem Schwarzwald, die sich prostituiert, um die Familie finanziell über Wasser zu halten; und "Wunschkinder", nach der wahren Geschichte eines Paares, das in Russland ein Kind adoptieren will. Beide Filme wurden 2018 für den Grimme-Preis nominiert.
Ebenfalls fürs Fernsehen realisierte Atef das Drama "Macht euch keine Sorgen", über einen Vater, der herausfindet, dass sein 19-jähriger Sohn sich in Syrien dem IS angeschlossen hat. Der Film feierte im Oktober 2017 bei den Hofer Filmtagen Premiere und soll 2018 im Fernsehen laufen.
Bereits vorher stellte Emily Atef ihren nächsten Kinospielfilm fertig: "3 Tage in Quiberon", ein Porträt der Schauspielerin Romy Schneider (Marie Bäumer) zwischen privater und öffentlicher Person; als Rahmen dient dabei das legendäre Interview, das Schneider 1981 in Quiberon dem "Stern"-Reporter Michael Jürgs gab. "3 Tage in Quiberon" (DE/AT/FR 2017) wurde im Februar 2018 im Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt; der reguläre Kinostart folgte im April 2018, ebenso der Triumph beim Deutschen Filmpreis: Sieben Lolas gewann der Film, unter anderem für den Besten Spielfilm und für die Beste weibliche Hauptrolle. Emily Atef wurde als Beste Regisseurin ausgezeichnet.
Danach drehte sie die Frankfurter "Tatort"-Folge "Falscher Hase" (2019) und, ebenfalls fürs Fernsehen, den hoch gelobten Thriller "Jackpot" (2020), über eine Frau (Rosalie Thomass), die nach dem Fund einer Tasche voller Geld ins Visier eines psychopathischen Profikillers (Thomas Loibl) gerät.
Im Mai 2022 feierte Atefs nächster Kinofilm in der Sektion 'Un certain regard' des Cannes Filmfestivals Premiere: "Mehr denn je", die Selbstfindungsgeschichte einer jungen, an einer unheilbaren Lungenkrankheit leidenden Frau (Vicky Krieps). Beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern erhielt Atef für den Film den NDR-Regiepreis und Preis der Filmkritik. Im Dezember 2022 startete "Mehr denn je" in den deutschen Kinos.