Die Verrufenen

Deutschland 1925 Spielfilm

Die Verrufenen


Dr. M–l. (= Dr. Mendel), Lichtbild-Bühne, Nr. 165, 29.8.1925


Heute hat nicht der in tausend guten und noch viel mehr schlechten Filmen abgebrühte Kritiker das Wort, sondern der bis ins tiefste Herz ergriffene Mensch. Ich schäme mich nicht, zu gestehen, daß mir sehr oft die blanken Tränen aus den Augen gelaufen sind. Dieser Film ist eine soziale Tat geboren aus wahrhaft christlichem Empfinden und aus einer Liebe zu den Ärmsten der Armen, wie sie der Kenner, der in Heinrich Zilles Bildern tiefer zu sehen verstand, als die lustige Oberfläche andeutete, schon lange sehen durfte. Überaus treffend ist, was Max Liebermann, Zilles großer Malerkollege, über diesen berlinischsten Künstler geschrieben hat: "Tausend und Abertausende werden achtlos, und wenn Sie darauf achteten, sogar mit Abscheu an die Szenen, die Sie schildern, vorübergehen, wenn Sie ihnen im Leben begegneten. Sie aber werden von einem Teil bewegt. Das große Mitleid regt sich in Ihnen und Sie beeilen sich, darüber zu lachen, um nicht gezwungen zu sein, darüber zu weinen. Wir spüren die Tränen hinter Ihrem Lachen."– Dieses wundervolle Werk ist mir für einen telephonischen Bericht und für den knappen Raum, der dafür zur Verfügung steht, zu schade. Auf alle Einzelleistungen – und die waren herrlich – muß noch näher eingegangen werden. Heute sei nur konstatiert, daß nicht endenwollender Beifall aus bewegten Herzen den Meister und seine treuen Helfer immer wieder belohnten. Der National-Film konnte sich mit den ersten Taten seiner neuen Direktion nicht besser einführen, als durch diese Leistung, von der nicht nur die Filmwelt noch lange Zeit sprechen wird.

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