Die Spur der roten Fässer

Deutschland 1995/1996 Spielfilm

Die Spur der roten Fässer


Horst Peter Koll, film-dienst, Nr. 9, 23.04.1996

Die Geschwister Roman, Julia und Jonas machen mit ihrer Mutter Ferien auf einem Bauernhof in der Mark Brandenburg. Mit von der Partie ist auch Romans Freund Tekin. Gemeinsam durchstreifen die Kinder zwischen 8 und 14 Jahren die sommerliche Landschaft, wobei sie schon bald auf seltsame Dinge stoßen: der Sohn des Bauernpaares soll kurz vor ihrer Ankunft Selbstmord begangen haben, im nahegelegenen Teich treiben tote Fische, in einer Obstplantage lungert ein Dieb, auf einem verödeten russischen Militärgelände scheint sich jemand zu verbergen. Schließlich entdecken Roman und Tekin in einem verrotteten Keller mysteriöse rote Fässer, die obendrein undicht sind - es läuft eine ätzende Flüssigkeit aus, die Tekins neue Turnschuhe im Nu auflöst. Schritt für Schritt kommen die Kinder skandalösen kriminellen Machenschaften auf die Spur; einem rücksichtslosen Umweltverbrechen, bei dem ein windiger Geschäftemacher viel Geld mit illegal entsorgtem Giftmüll macht. Ein nicht nur spannender, sondern auch sehr gefährlicher Fall für die jungen Detektive, die aber am Ende mit etwas Hilfe von außen triumphieren.

Kai Wessel inszenierte einen Umweltkrimi für Kinder: er bietet seinem Zielpublikum spannende Unterhaltung in der Tradition von Sherlock Holmes, Kalle Blomquist und Emil und die Detektive und ist bemüht, allzu aufdringlichen didaktischen "Ballast" gar nicht erst anzuhäufen. Das Abenteuerliche hat stets Vorrang, wobei diese Abenteuerlichkeit weniger aus dem Kriminalfall selbst erwächst als aus der Tatsache, daß es hier eben Kinder sind, die selbstbestimmt Detektivarbeit leisten und mit den ihnen eigenen Fähigkeiten wie Fantasie, Mut und Neugier etwas in die Tat umsetzen, von dem sie in Wirklichkeit nur träumen können.


Die Sympathien nicht minder abenteuerhungriger junger Kinozuschauer werden dem Film und seinen Helden gewiß sein, da sie sich spielend in so manche Situation hineinversetzen können. Für jeden der vier kleinen Detektive gilt es, eine andere "Mutprobe" zu bestehen, mit der sie einerseits den Erwachsenen Paroli bieten können, andererseits ihre Ängste zu überwinden lernen. Wohltuenderweise stattet Wessel dabei die vier nicht mit hochfliegenden Machtfantasien aus, sondern läßt sie stets auch die Grenzen ihres zweifelsohne ja gefährlichen Tuns erkennen. Aus "erwachsener Sicht" mag man inszenatorische Holprigkeiten anmerken und wird auch einige Schwächen in der Schauspielerführung erkennen; auch die Umweltproblematik ist im Grunde nur an der Oberfläche angerissen und wird in erster Linie als Genre-Topos eingesetzt. Dennoch wird die Brisanz des Giftmüll-Verbrechens durchaus deutlich, so daß der Film genügend Gesprächsstoff anbietet; Alles in allem aber ist "Die Spur der roten Fässer" primär ein Abenteuerfilm für die 10- bis 14jährigen - und die werden sich ihre eigene Kinowelt zurechtfantasieren können, da der Film ihnen und ihrem Erlebnisbedürfnis auf bemerkenswerte Weise entgegenkommt.

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