Der unsterbliche Lump

Deutschland 1929/1930 Spielfilm

Der unsterbliche Lump


Reichsfilmblatt, Nr. 8, 22.2.1930


(...) Dieses Manuskript ist der Doermann-Eyslerschen Operette gleichen Titels nachgeschrieben von Robert Liebmann und Karl Hartl. – Dieses Manuskript ist ein einziges Zugeständnis an den sogenannten Geschmack der Masse, es stellt sich als eine Geschichte dar, wie wir sie wohl in einem langen Leben glauben, wie wir sie aber nicht in zwei Kinostunden für glaubhaft halten können. – Da wirkt diese Handlung zufällig, konstruiert und in ihrer Konstruiertheit abgegriffen

Aber das kann – wir haben viele Beispiele dafür – dem Film durchaus zum Guten gereichen, – Volksstücke sind sehr oft, fast immer so gewesen – und gerade die erfolgreichsten!

Trotz der Anfechtbarkeit des Manuskripts ist das – es muß wieder und wieder bekräftigt werden! – einer der besten, trotz mancher Längen unterhaltsamsten Tonfilme, die wir bisher gesehen haben!

Der Dialog – hier sind die Autoren weit glücklicher als beim Handlungsbau! – ist natürlich, glaubhaft, unverzerrt, unfrisiert

Der Ton – Sprache wie Gesang – kommt vollendet natürlich, nichts stört, – es ist zumeist zwangloser, natürlicher, ungespreizter als auf dem Theater. Vielleicht wird das Theater durch den Lehrmeister Tonfilm einmal wieder natürlicher, selbstverständlicher werden! Schon kündigt das dieser ausgezeichnete Ton- und Sprechfilm, der es zu 100 vollgültigen Prozent ist, an.

Unter Joe Mays Produktionsführung arbeitete Gustav Ucicky so, daß wir viele Klippen des Manuskripts gern und willig vergessen. Welche Lebenstreue haben seine Akteure!

Gustav Fröhlich spielt die Titelrolle, schlicht, selbstverständlich ernst und ohne jede Aufgetragenheit, mimisch und sprachlich gleich bedeutend, – gesanglich hatte man ihm wohl, irren wir nicht, Austin Egens Flüsterstimme unterlegt. – Neben ihm Liane Haid hübsch und durchaus am Platze, aber doch etwas blaß neben Fröhlich. Schlettows Kunst, Menschen zu formen, zwingt uns zur Dankbarkeit diesem völlig unkomödiantischen Schauspieler gegenüber. Vorzüglich, besonders stimmlich, Karl Gerhardt als intrigierender Vater, der "nur das Beste will." Man sah und hörte (das mit innigem Behagen) noch eine Fülle guter Künstler, – wer nun noch den Tonfilm leugnen oder ihn zu einer bloßen Konjunktursache stempeln will, dem ist wenig mehr zu helfen.

Es bleibt als Ergebnis dieses Abends: erstens die Mahnung, allen Ernstes glaubhaftere Tonfilmmanuskripte zu suchen und nicht die Irrtümer unserer "stummen Jahre" zu wiederholen, zweitens die Feststellung, daß der Film "Der unsterbliche Lump" ein entscheidender Sieg des Tonfilms ist.

Großer Beifall rief Darsteller und Regisseur.

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