Auf der Sonnenseite

DDR 1961/1962 Spielfilm

Auf der Sonnenseite


Winfried Junge, Forum, Berlin/DDR, 18.1.1962

Es fängt gleich richtig an. Mit heißer Musik und einer harten Männerstimme, die laut und unbekümmert drauflos singt. Von der Sonnenseite des Lebens, auf der wir marschieren, singt der Mensch. Und wenn ihm nicht gleich was Neues einfällt, improvisiert er dann und meint auch mal ganz nebenbei, "hin und wieder tut ein Defa-Lustspiel gut".

Erste Lacher. Schon haben die Füße den Takt. Kaum ist der Vorspann vorüber, da hat dieses Lustspiel das Parkett bereits im Sack. Vergnügen greift um sich. Man spürt, dieser Film kommt an.

Will ein Film komisch sein, so muß er den Humor der jungen Leute haben, die sich fest mit unserer Zukunft verbinden, muß er aus ihrem Lebensgefühl heraus gemacht sein, ihren Ton treffen. Dieser Humor ist nie verstaubt. Er ist Ausdruck unseres Optimismus und einer kritischen Auseinandersetzung mit den Resten des Alten in unserer Wirklichkeit, in der die Jugend ihren Platz sucht.

"Auf der Sonnenseite" trifft etwa diese Grundhaltung. Er stimmt, wie man so sagt: in der Art, wie er erzählt – geradezu, unkompliziert, verspielt, übermütig, übertreibend. Die Konflikte stimmen, das Milieu, die Typen, die Gesten, die Witze.

Es ist leicht einzusehen, daß ein solcher Film nicht von alten" Herren gedreht sein kann. So eine Geschichte läßt sich eben nicht nach ehernen DEFA-Lustspielregeln zurechtrezepteln. Man muß das alles wohl am besten selbst erlebt haben.

Manfred Krug hat es erlebt. "Auf der Sonnenseite" erzählt nichts weiter, als wie er versuchte Schauspieler zu werden. Heinz Kahlau und Gisela Steineckert brachten die Geschichte in die leichte, lockere Form eines heiter-episodischen Szenariums und Ralf Kirsten – bei "Verwirrung der Liebe" noch Regieassistent Slatan Dudows – hat sie sehr unschematisch und mit dem Mut zur Improvisation (Krug tat viel dazu) in Szene gesetzt Ein Lustspielfilm auf dem Boden von Tatsachen also, ein Stück Leben – nur eine Ebene höher, selbstironisch, aus überlegener Distanz. Heruntererzählt ohne jede formale Raffinesse, ohne Spannungsbogen, zusammengehalten nur durch eine im Grunde übliche Liebesgeschichte mit erratbarem Happy-End. Nach knapp zwei Stunden ein Kuß mit Gag – und abgebrochen. Recht kunstlos also.

Und dennoch nicht simpel. Ja, wer eine allzu sachliche Analyse nur der Fabel vornimmt und nicht die gedankliche Substanz in ihrer Gesamtheit nimmt, die sich eben nicht nur in der Fabel, sondern in allen Komponenten der Gestaltung äußert, der wird das Ganze vielleicht als "zu leicht befinden." Auch Dudows "Verwirrung der Liebe" hätte man leicht als bürgerlich-konventionelle Verwechslungsgeschichte abtun können, und doch traf sie sehr gut das Neue im Lebensgefühl und in den Liebesbeziehungen junger Leute, denn das Interessante waren hier die Charaktere und wie die Welt gezeigt wurde, in der sie leben.

Auch "Auf der Sonnenseite" hatte nur hier und heute gedreht werden können. Im Gegensatz zu manchem vorangegangenen DEFA-Lustspiel, indem es trotz (spürbarer) Berechnung ungemeistert blieb, eine Vielzahl von Personen in komische Konstellationen zu bringen, gibt dieser Film etwas ganz anderes: ein heiteres Porträt. Manfred Krug spielt Manfred Krug. Die Geschichte eines Arbeiterjungen, der sich das bei uns selbstverständliche Recht nahm, Schauspieler zu werden, und es doch nicht konfliktlos wurde, eher – darin liegt das Interessante – "trotzdem". (…)

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