Hokuspokus

Deutschland 1930 Spielfilm

Hokuspokus


Betz (= Hans-Walther Betz), Der Film, Nr. 28, 12.7.1930


(...) Es lag alles an der Gestaltung. Im Abwägen der Charaktere, in der schillernden Folge witziger Ueberraschungen, in der Lebendigkeit der gezeichneten Figuren. Es lag an der tonfilmischen Gliederung des Stoffes. Weniger an der bewußten Abkehr vom Schlagwort des photographierten Theaters. Das wäre eben nichts als Abkehr gewesen. Die Autoren Karl Hartl und Walter Reisch haben Wort und Bild ausgewogen, gegeneinander ausgespielt, miteinander wirken lassen.

Hokuspokus…

Eine Komödie im aristotelischen Sinn. Durch die Gewalt des Bildes eindruckswuchtiger, aufrührerischer und elementarer, als sie es je auf der Bühne hätte sein können. Als sie es je auf der Bühne war.

Hier ist ein Hintergrund wirkungsvolle Basis des Geschehens. Das Stück ist nicht um des Stückes willen gezeigt. Die Darsteller wachsen zu übernatürlicher Größe hoch. Sie verkörpern den Geist, der sie beherrscht.

Freundliche Unterhaltsamkeit. Starkes dichterisches Temperament. Virtuose Beherrschung der Szene. Glitzerndes Redegefäll. Das alles kam von Curt Goetz her.

Aber das Mitreißende, die Ueberschärfe des Witzes, die mitleidlose Anklage, das beschwingte Gefecht gegen die blinde Gerechtigkeit: das ist Verdienst des sprechenden Bildes.

Wer amüsierte sich nicht köstlich ob solcher geschliffener Tirade? Wer vermöchte sein Kiechern zurückzuhalten bei solchem süßen Theater voller süßer Schärfe!

Ach, kein erster Staatsanwalt ist ja so hüllenlos in seiner kleinen Menschlichkeit und großen Armseligkeit gesehen, kein Präsident so unvergleichlich treffen, kein Verteidiger so humorvoll und richtig gezeigt worden.

Die Komödie in der Komödie: ein Indizienbeweis für die Unzulänglichkeit kluger, beamteter Wahrheitserforscher.

Glanzstück temperamentvoller Regie. Gustav Ucicky, dessen künstlerischen Aufstieg man mit freudigem Erstanden verfolgen durfte, gab in diesem Dialogfilm die Blinkfreudigkeit spiegelnder Satiren, den Hölleneffekt niederträchtig schöner Anspielungen. Ein Hochgenuß, dieser Inszenierung zu folgen. (...)

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