Erkan & Stefan

Deutschland 1999/2000 Spielfilm

Erkan & Stefan


Rolf-Rüdiger Hamacher, film-dienst, Nr. 8, 11.04.2000

Wenn der deutschen Kinokomödie keine Beziehungsprobleme mehr einfallen, macht sie mit schöner Regelmäßigkeit die Einfallslosigkeit selbst zum Sujet und stürzt sich auf vornehmlich durch das Fernsehen bekannt gewordene Comedy-Stars von Tom Gerhardt bis Olie Dietrich, in der Hoffnung, wenigstens deren Fans in die Kinos zu locken. Dabei übersehen Produzenten und Filmemacher freilich fahrlässigerweise, dass die Nummern-Revuen ihrer Protagonisten für die große Leinwand einfach nichts taugen und dass es das fehlende schauspielerische Talent der Komiker nicht zulässt, sie in eine stringent entwickelte Handlung einzubauen. Da bleibt dann eigentlich nur noch die Krassheit ihres Humors übrig, die die beiden Protagonisten in Michael „Bully“ Herbigs Regiedebüt nun auch im engen Wortsinn zu ihrem komödiantischen Credo erhoben haben: „Krass“ ist einer der beiden Lieblingsausdrücke des Münchener Radio-Energy-Duos „Erkan & Stefan“, das ihnen genauso häufig über die Lippen kommt wie das berühmte „Four-Letter-Word“ im (schlechten) amerikanischen Film. Und noch ein Wort führen sie ständig im Mund: „schwul“.Und da sie es im selben diskriminierenden Sinn („Hey, bin ich in schwule Waldorf-Kindergarten, oder wo ?“) benutzen wie jene deutschen und türkischen Macho-Jungmänner, die sie zu karikieren vorgeben, bekommt ihr so genannter Humor auch schon einmal einen rassistischen Einschlag - von den Geschmacklosigkeiten sei da einmal ganz abgesehen.

Zwischen all dem kindisch-pubertären Gefasel, das die beiden mit tiefergelegtem Handy und übergroßem Namensschild-Halsband durch den Film torkelnden Prolos, abspulen, haben sie natürlich auch noch ein Abenteuer zu bestehen: Der mysteriöse Tod eines Politikers steht kurz vor der Aufklärung. Aber als der Verleger Eckernförde das Beweis-Tonband veröffentlichen will, landet es durch einen Zufall in der Handtasche seiner Tochter Nina, die gerade auf dem Weg nach München ist, um ihre kranke Mutter im Sanatorium zu besuchen. Da auch BND und CIA an der Kassette interessiert sind, bestellt Eckenförde zwei Bodyguards für seine Tochter. Wieder greift der Zufall ein und beschert Nina ein zweites Sicherheitsrisiko: Die Möchtegern-Supermänner Stefan und Erkan übernehmen den Job. „Niemals darfst du sie aus den Augen rauslassen! Niemals darfst du dich in sie reinverlieben!“ So dichten die beiden Sprachkrüppel voller infantiler Bodygard-Seligkeit - aber genau das passiert dann doch. Schon hat der CIA Nina in die amerikanische Botschaft entführt, aus der es sie nun zu befreien gilt. Offensichtlich sieht Comedy-Kollege Michael Herbig in den Liebhabern krasser (Wort-)Zoten und den Freunden der Vorabendserien des Fernsehens die gleiche Zielgruppe, denn er hat die Rolle der Nina mit dem im deutschen Film gerade herumgereichten Soap-Opera-Sternchen Alexandra Neldel besetzt, deren darstellerische Eindimensionalität gegen den schauspielerischen Dilettantismus von Erkan Maria Moosleitner und - noch „krasser“ - Stefan Lust eine wahre Erholung ist. Während einem die „Tonspur“ immer mehr auf die Nerven geht und letztlich nur ein wirklich witziger Gag (die „Die Mauer muss weg“-Szene) im Gedächtnis bleibt, erlebt man auf der Bildebene eine technisch erstaunliche Professionalität, die immerhin ein Gespür für große Kinobilder verrät. Schade, dass Michael Herbiges es an solche Niveau- und Geschmacklosigkeit wie „Erkan und Stefan“ verschwendet.

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