Die Trapp-Familie in Amerika

BR Deutschland 1958 Spielfilm

Die Trapp-Familie in Amerika



Dr. Kurt Sieben, Film-Echo, Wiesbaden, 22.10.1958

Genau vor zwei Jahren erschien die wider Erwarten so erfolgreiche "Trapp-Familie" in unseren Filmtheatern. Man hat sich Zeit gelassen für eine Fortsetzung, und das Ergebnis ist jetzt die sorgsam gearbeitete, ausgereifte "Trapp-Familie in Amerika". Der zweite Teil ist – wider alle Regel – besser als der erste. Vor allem die Fotografie ist seine Hauptstärke. Das amerikanische Milieu und die Stadtlandschaft New Yorks sind attraktive und publikumswirksame Objekte, die Werner Krien mit seiner Farbkamera ausgezeichnet eingefangen hat. Die Reise zu Außenaufnahmen in Amerika hat sich unbedingt gelohnt. Man tat aber auch vor allem gut daran, bei dem neuen Film wieder Wolfgang Liebeneiner Regie führen zu lassen. Liebeneiner hat das richtige Gespür für den menschlich warmen, versöhnlichen und dabei doch unsentimentalen Ton; er versteht, die Schauspieler sicher zu führen und die klare Linie der Inszenierung durchzuhalten; er hat vor allem Geschmack und Takt, auf die es bei der Verfilmung dieser Lesebuchgeschichte von der singenden Trapp-Familie so sehr ankam.

Man tat aber in gleichem Maße gut daran, die im ersten Teil bewährten Darsteller wieder diese Lesebuchgeschichte spielen zu lassen. Ihnen ist es schließlich zu verdanken, wenn die auf Mitgefühl spekulierenden Szenen durch einen feinen, gewinnenden Humor sauber gehalten werden. Natürlich gibt es auch einige verniedlichende, ganz auf Rührung angelegte Szenen (z. B. die mit dem Kleinsten der kinderreichen "singing family"), aber das sind Ausnahmen, die im ganzen nicht stören und nicht ins Gewicht fallen. Dafür gibt es wiederum so amüsante, köstliche Szenen wie das Arrangement der zahlreichen Trapp-Familie für Pressefotos. Selbstverständlich fehlt auch nicht die rosarote Brille, mit der nun einmal deutsche Filme gedreht werden, aber das ist eine grundsätzliche Erwägung, die ebenso für andere Filme gilt.

Noch ein Wort zu den Darstellern im einzelnen. Ruth Leuwerik ist wieder der gute Geist ihrer Familie, der trotz aller anfänglichen Enttäuschungen auf der Amerika-Tournee stets unverzagt ist und ihren Mann samt der Kinderschar aufzumuntern weiß, - eben ganz so, wie das Publikum sich seine Ruth Leuwerik wünscht. Daneben Hans Holt, der als geduldiger Familienvater dem Regiment seiner resoluten Frau kaum widerspricht und in die Passivität gedrängt ist; Josef Meinrad, der seinem weltfremden, aber frohgemuten Priester und musikalischen Begleiter der Trapp-Familie symphatische Züge gibt; Wolfgang Wahl, der mit seiner gelungenen Studie als amerikanischer Chauffeur viel zur Heiterkeit beiträgt und – last not least – Adrienne Gessner und Peter Esser als schrulliges und hilfsbereites Ehepaar. So ist also dieser zweite Teil der "Trapp-Familie" – nehmt alles nur in allem – ein wirklich liebenswürdiger, herzlicher, vergnüglicher und verbindlicher Unterhaltungsfilm geworden, der auch geschäftlich seinem Vorgänger nicht nachstehen wird.

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