Der Katzensteg

Deutschland 1915 Spielfilm

Der Katzensteg


Der Kinematograph, Nr. 441, 9.6.1915


In der Bearbeitung, die Sudermanns Roman erfahren hat, ist das kinematographisch Wirksame mit außerordentlich sicherem Blick herausgeschält worden, und so ist es gelungen, durch weise Beschränkung aus dem berühmten Roman einen fesselnden Film zu machen. Das ist um so erfreulicher, als in manchen Kreisen der Branche die Reaktion nach dem Autorenrummel so stark geworden war, daß man schlechterdings mit dem Begriff Autorenfilm die Vorstellung eines nur für die Gebildeten geeigneten, für das große Publikum aber mehr oder weniger langweiligen Machwerkes verband. Anders der "Katzensteg". Er wäre auch dann ein guter Film, wenn es niemals einen gleichnamigen Roman gegeben hätte. Dazu trägt: nicht zum wenigsten die außerordentlich vornehme, von künstlerischen Gesichtspunkten getragene Inszenierung Max Macks bei, die trotzdem oder vielmehr gerade deshalb die packende Handlung in außerordentlicher Eindringlichkeit und Lebendigkeit in das Bild umgesetzt hat. In oftmals überraschender Weise zeigt sich hier, in wie hohem Masse der Regisseur die Szene mit dem Auge, des Malers gesehen hat. Die Verwandlung des sich als Silhouette vom Horizont abhebenden Bildes ist nach dem Reiter auf der via Appia in "Quo vadis" des öfteren versucht worden; aber ich kann mich nicht entsinnen, es jemals wieder so künstlerisch und so glücklich verwandt gesehen zu haben, wie in den Szenen, in denen Boleslav beim Aufgang der Sonne den Pflug führt und wie er zum Schluss an der Spitze seines Bataillons in den Kampf ausrückt. Namentlich aber das erstere Bild ist Kunst an sich. Es liefert den zwingenden Beweis, daß ein malerisch geschultes Auge über die Möglichkeiten der Malerei hinaus bewegte Kunst mittels des Films bieten kann. Auf den Inhalt des Films hier einzugehen, erübrigt sich bei einem so bekannten Werke der Literatur. Dagegen sei noch kurz der Darstellung gedacht, aus der vor allem Ferdinand Bonn als Darsteller des alten Hackelberg hervorragt. Ihm standen Georg Lengbach als Boleslav, der Träger der Hauptrolle, sowie Leontine Kühnberg als Regine gleichwertig zur Seite; und auch der junge Merkel, von Ludwig Trautmann dargestellt, verdient lobende Erwähnung.

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