Venetianische Nacht

Deutschland 1913 Spielfilm

Eine venezianische Nacht


Lichtbild-Bühne, Nr. 18, 18.4.1914


Professor Max Reinhardt, man kann trotz seiner Künstler-Popularität sagen, das enfant terrible der Filmbranche, hat uns das heitere Flimmerspiel "Die Insel der Seligen" geschenkt; diesem Erstlingswerk ging aber sein Gesellenstück voraus "Eine venezianische Nacht", das endlich nach Jahresfrist vorsichtig an die Öffentlichkeit gebracht wurde. Nach jenem Prinzip, wonach eine gute Sache immer teuer ist, hat die "Union" diesen nächtlich-geheimnisvollen Spuk für à Person 3 Mark herausgebracht. Ein übervoll ausverkauftes Haus wollte nun in dieser Preislage den pikanten Genuß eines eventuellen Theaterskandals erleben, denn über die vielen kleinen technischen und künstlerischen Indiskretionen, die während der Kurbeltätigkeit schon damals aus Venedig zu uns drangen, ist viel fachmännisch gelächelt worden. Der Film stieg also mit einer gewissen Spannung und 28 Mann Musik aus der Versenkung und hat – gefallen, denn das vorzügliche Spiel der Darsteller rettete die unnütz als zweifelhaft betrachtete Film-Novität. Ein glänzendes Spiel bot Maria Carmi, die Frau des Verfassers Karl Vollmöller, und der Aufnahme-Operateur hat viel Stimmungsmalerei in manche Scenen hineingekurbelt, wenn auch sehr oft die Wirkung des Films durch stark bemerkbare Schleierbildung litt. Alles in allem kann man aber wohl sagen, daß die geistvolle und eigenartige Handlung ungemein fesselte. Wir freuen uns, konstatieren zu können, daß der Film trotz des schlechten Rufes, der ihm voraus ging, unbedingt als ein guter zu bezeichnen ist.

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