Paul Is Dead

Deutschland 1999/2000 TV-Spielfilm

Komplotte der Kindheit

Ein paar Jahre vor der Achtziger-Retrowelle auf den deutschen Kinoleinwänden, vor Filmen wie "Verschwende deine Jugend" oder "Das Jahr der ersten Küsse" blickte Hendrik Handloegten bereits in seinem dffb-Abschlussfilm zurück auf die Zeit der eigenen Adoleszenz, die Zeit von Bonanza-Rädern, Brauner Bär und drehbaren Kassettenständern. Wer die richtige Musik hörte, brauchte sich über Pickel und allzu bescheidenen Bartwuchs nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. Der 13-jährige Beatles-Maniac Tobias (Sebastian Schmidtke) hört nicht nur die richtige Musik, sondern kommt außerdem einem sagenhaften Komplott auf die Schliche: Paul McCartney ist tot und wurde durch einen Doppelgänger ersetzt. Eine fiebrige Recherche beginnt. Bei Inspektionen des "Abbey Road"-Covers, bei rückwärtsgespielten Beatles-Songs und einem britischen VW-Käfer mit verdächtigem Nummernschild und höchst suspektem Fahrer stößt Tobias auf weitere sensationelle Indizien. Er wird die vertuschte Tat aufdecken und die Welt wird nicht mehr die alte sein.

Handloegtens erster Spielfilm, der als Kleines Fernsehspiel den Grimme-Preis in Empfang nehmen konnte, im Kino aber aus musikrechtlichen Gründen nicht zu sehen war, ist mehr als ein liebevoller, kurioser Blick zurück. In den ausgewaschenen Farben eines Fotoalbums erzählt er von kollektiver Erinnerung und dem Abschied von der Kindheit. Und von den perfekten Animationen der infantilen Phantasie, die mit John Lennons realer Ermordung in einer kaum verständlicheren Wirklichkeit aufwacht.

Quelle: Christian Buß, Birgit Glombitza (Red.): "Deutschland, revisited". (Katalog zur gleichnamigen Retrospektive im Kommunalen Kino Metropolis Mai - Juli 2004). Hamburg: Kinemathek Hamburg e.V., 2004

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