Grüne Hochzeit

DDR 1988/1989 Spielfilm

Ein Lehrstück von der Liebe. "Grüne Hochzeit"


Henryk Goldberg, Filmspiegel, Berlin/DDR, Nr. 13, 1989


"Den Film habe ich schon sechsmal gesehen", sagt das Mädchen im Kino. Der Film heißt "Sieben Sommersprossen" und ist von Herrmann Zschoche, der sich so selbst das Maß anlegt. Denn diese Bilder aus Zschoches altem Film sind zugleich die schönsten aus Zschoches neuem Film.

Wie geht das zu?

Die Geschichte von Robert und Susanne, die aufs Standesamt geraten, weil sie zwar viel Leidenschaft haben, doch keine Ahnung, scheint im doppelten Sinne aus dem Leben gegriffen: Die zu vielen, zu jungen zerbrochenen Ehen sind eine traurige Realität unserer Gesellschaft. Und: Der Film schaut sich beinahe an wie das Leben selbst. Das zu bestehen, sagt man, ist eine Kunst, aber Kunst ist es nicht. Wie aus dem soziologischen Baukasten entwickelt Christa Kożik die Konfliktlinie, die kleinen Banalitäten steilen sich auf zur unbeherrschten Krise, er geht fremd, sie geht fremd, Selbstmordversuch, Rettung, Hoffnung, eine Frage am Ende, die Diskussion ist eröffnet.

Die Autorin schreibt das sehr "geradeaus". Ein Lehrstück von der Liebe. So längelt sich für mich die Geschichte doch sehr dahin. Kaum, was man so "Untertext" zu nennen pflegt, etwas unausgesprochen-Schwebendes, ein Hauch von Kunst, ein Satz, der gesprochen mehr bedeutet als gelesen, der Atmosphäre braucht und stiftet. Ursula Werner als Susannes Mutter, sie hat etwas davon, und, einmal, die beiden im Bette, die verschlungene Liebe der Inder staunend mit zwei Puppen probierend; Was es so alles gibt. Sie kennen mehr so das Ratz-Batz-Prinzip, deswegen hat sie einen dicken Bauch und darf nicht mehr. Da beginnt der Vorgang mehr zu beleuchten als sich selbst, da ist eine Art von Spannung in der Szene. Sonst aIles sehr funktional, auch in den künstlerischen Zeichen, Glas zerbricht, Symbolik für den schnellen Blick, weiße Strapse und Goldspray auf der Brust schaffens nie bis zur Erotik. Sicher, die Geschichte ist härter als die eingangs zitierte und hat also auch ihr anderes Maß. Doch auch die Härte, auch das Scheitern drängen in der Kunst zur poetischen – was nicht heißt: lyrischen – Gestalt – und zu der findet der Film, finden auch die Laien Anja Kling und Marc Lubosch nicht. Zuvorderst scheint mir das dem Buch geschuldet, das vieles setzt und kaum etwas entwickelt. Zschoche hat dann wohl seriös, doch kaum inspiriert vom Blatt gespielt.

Dennoch glaub ich, daß der Film schon Wirkung machen wird, junge Leute in Diskussionen zieht, die sehr von nöten sind. Er hat Funktion, doch Schönheit hat er nicht.


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