Rennschwein Rudi Rüssel 2

Deutschland 2006/2007 Spielfilm

Rennschwein Rudi Rüssel 2


Von Michael Kohler, film dienst, Nr. 5, 2007

In der Spüle stapelt sich das ungewaschene Geschirr zu Gebirgsmassiven auf, im Kühlschrank fröstelt eine einsame Milchtüte vor sich hin, und wenn der neunjährige Nickel aus dem Haus geht, tanzen die Staubmäuse auf den Tischen. Die Wohnung ist mit einem Wort ein Schweinestall, dem zur Vollendung nur noch ein echtes Ferkel fehlt. Und das lässt nicht lange auf sich warten: Während eines Schulausflugs schließt Nickel ein kleines Schweinchen ins Herz, das vom hochdekorierten Rennschwein Rudi Rüssel abstammt und wie Nickel seine Mutter verloren hat. Bei der erstbesten Gelegenheit springt Rudi junior aus seinem Stall und findet auf der Flucht vor den Hunden des Bauern Unterschlupf in Nickels Rucksack. Der nimmt ihn mit nach Hause und hat seinem von einer Dienstreise heimkehrenden Vater wieder einmal eine Sünde zu beichten.

Abgesehen vom Anfang seines Films bietet Peter Timm in "Rennschwein Rudi Rüssel 2" relativ wenig "Schwein fürs Geld" – dafür aber jede Menge Erwachsene, die sich zum Affen machen. Nicht nur Nickel hütet ein Geheimnis, auch sein Vater trägt eine wichtige Nachricht mit sich herum: Der zerstreute Mathematikprofessor bringt eine neue Lebensgefährtin samt zwölfjähriger Tochter mit nach Hause, ohne dass er es übers Herz gebracht hätte, seinen Sprössling vorzuwarnen. Entsprechend groß ist die Willkommensfreude: Es geht reichlich Geschirr kaputt, die Stimmung sinkt auf den Tiefpunkt, und am Ende des Tages sind sämtliche Schmollecken besetzt. Nickel trauert lautstark seiner verstorbenen Mutter nach, während seine Stiefschwester in spe zurück zu ihren Freundinnen will. Der Hausvorstand wiederum hat Schwierigkeiten, seiner Angebeteten die Anwesenheit eines bettnässenden Ferkels zu erklären. Wie nicht anders zu erwarten, geben sich die Erwachsenen alle Mühe, die Lage zu beruhigen, doch stellen sie sich dabei so kindisch an, dass es beim jungen Kinopublikum zu kleinen Freudenfeuern kommen dürfte.

Eine Weile spielt Autor und Regisseur Peter Timm denn auch die Slapstick-Karte so geschickt aus, dass man sich gar nicht fragt, wo eigentlich das Titelschwein geblieben ist. Zwar darf Rudi der Zweite immer mal wieder ein Regal umreißen, doch sind diese Ferkeleien stets nur das i-Tüpfelchen auf dem von Menschen gemachten Gefühlschaos. Die Wende zum Guten folgt dann ausgerechnet mit einem Entführungsfall: Die Kinder reißen gemeinsam aus, um Rudi in ein Schweinereservat an der deutsch-polnischen Grenze zu bringen, und geraten dabei in die Fänge zweier Unholde. Zum Glück sind die aber so dämlich, dass das stellenweise erstaunlich düster orchestrierte Abenteuer nur mit einer fröhlichen Familienzusammenführung enden kann.

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