Yorck

Deutschland 1931 Spielfilm

Produktionsleiter Correll

Begegnung mit "Yorck" in Salzburg


Philipp Lothar Mayring, Film-Kurier, Nr. 300, 23.12.1931


Yorck, das dramatische Epos des Helden von Tauroggen schlug alle, die an seiner filmischen Gestaltung durch die Ufa mitarbeiteten, in seinen Bann. Selten ist einer Filmarbeit soviel ernste Begeisterung, soviel entflammter Eifer mitgegeben worden.

Das Thema – die Schicksalsstunde Preußens, in der die erste Morgenröte eines deutschen Reiches aufdämmert. Glanz und Zusammenbruch der grande armée des großen Korsen, französisches Empire, der russische Winterfeldzug und Preußens Erhebung gibt den grandiosen Rahmen, aus dem die monumentale Gestalt des "eisernen Generals" tritt. Der Produktionschef der Ufa, Ernst Hugo Correll übernahm die Produktionsleitung dieses Films in klarer Erkenntnis der an diese Aufgabe gebundenen Verpflichtungen vor Geschichte, Kunst und Moralverpflichtungen, die, wie einst die historische Gestalt unbeirrbare Arbeit und Geistesdisziplin, gewissenhafteste Hingabe verlangen. Corell setzte es sich zum Ziel das Verantwortungsgefühl und den sittlichen Ernst, die seine Arbeit beseelten, in allen Arbeitern am Werk zu wecken, und auch wachzuhalten. Die Gestalt und die Zeit forderten die künstlerische Erfüllung ihrer eigenen Ausdrucksform. Form und Sitte der entscheidenden Jahre um 1813 gebieten Ehrfurcht. Es genügte nicht einen Film zu drehen. Die Aufgabe war, geschichtlichem Geschehen Leben zu verleihen. Nur wenn es gelang, diesen höchsten, künstlerischen Ansprüchen zu genügen, war man berechtigt, dieses Thema in die Lichtspielhäuser zu tragen.

Die Vorarbeiten für diesen Film erstrecken sich über Monate. Lange bevor die Scheinwerfer der Babelsberger Tonfilmhallen die erste Dekoration ausleuchten, findet man den Produktionsleiter dieses Films in seinem Babelsberger Büro mit der kritischen Prüfung der Entwürfe seiner Mitarbeiter beschäftigt. Stöße von Skizzen und sorgsam ausgeführten Plänen und Zeichnungen bedecken den mächtigen Schreibtisch. (...)


Werner Krauß ist für die Hauptrolle verpflichtet. Es wird sein erstes Auftreten im Tonfilm sein. Er ist entschlossen, ohne Maske, ohne Schminke, im eigenen Haar, das er sich lang in den Nacken wachsen läßt, vor Kamera und Lampenlicht zu treten. Seit Wochen beschäftigt er sich mit der Gestalt des historischen Yorck, versenkt sich in den Ernst und die Ruhe jenes Geistes, Haltung und Geste des holländischen Seekapitäns und preußischen Soldaten drängen sich in ihm auf.

Correll fährt zu letzten Besprechungen nach Salzburg und sucht Krauß auf. Da tritt ihm, das Haar zerzaust, die Züge von eiserner Willensenergie gestrafft, die blitzenden Augen in unerbittlicher Entschlusskraft gestählt, die Lippen skeptisch verbissen – Yorck entgegen! Der Yorck von Tauroggen!

In diesem Augenblick, erzählt Correll, als Werner Krauß ihm in Salzburg entgegentrat, ein königliches Bild seiner künstlerischen Idee, wurde ihm die Gestalt des Yorck zum Erlebnis, das ihn in den mühevollen Monaten der Arbeit in den Büros der Kochstraße und in den Tonfilmhallen Neubabelsberg nicht mehr verließ. Werner Krauß in Salzburg, das war Yorck. Diesen Yorck im Film zu gestalten, jedem Darsteller bis zum Statisten, jeder Dekoration bis zum Requisit, Leben und echten Impuls im gleichen Geist zu verleihen, war die große Aufgabe dieser Produktion. Sie in allen Einzelheiten getreu zu erfüllen, die kaum übersehbare Fülle der Details zur lebendigen Einheit zu fügen, die Menschen und Dinge dieses Films mit dem Geist der wahren Geschichte zu durchdringen, war eine Werkarbeit, die einen Organisator und Künstler, einen für seinen Beruf geborenen Produktionsleiter verlangte und einen Menschen begeisterte: Ernst Hugo Correll.

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