Preise beim Filmfest Dresden verliehen

Mit neun Goldenen Reitern und vier Sonderpreisen hat das 27. Filmfest Dresden am Samstagabend (18. April) im Rahmen der Preisverleihung im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden die diesjährigen Gewinnerfilme ausgezeichnet.

Die Preisträger dürfen sich über Preisgelder in Höhe von 65.000 Euro freuen. Das Filmfest Dresden gehört damit zu den höchstdotierten europäischen Kurzfilmfestivals. Insgesamt kämpften 71 kurze Filme in vier nationalen und acht internationalen Wettbewerbsprogrammen um die begehrten Auszeichnungen.
 
Die Preisträger des 27. Filmfest Dresden 2015 im Überblick

Internationaler Wettbewerb
 
Jury: Alexandre Dostie, Tamaki Okamoto, Daniel Elliott
 
Goldener Reiter Animationsfilm (7.500 Euro)
vergeben vom Filmfest Dresden
(Ein Teil des Preisgeldes wird vom neugegründeten offiziellen Freundeskreis des Filmfest Dresden gestiftet.)
 
"Fuga na wiolonczelę, trąbkę i pejzaż"
(engl. "Fugue for Cello, Trumpet and Landscape")
Regie: Jerzy Kucia (Polen 2014)
 
Jurybegründung
Dieser Kurzfilm ist ein mutiges Statement, das die Kunstfertigkeit des Animationsfilmes herausstellt. In einer Zeit, in der Handys und Computer dem Kino vorgezogen werden, ist dieser Film eine echte Liebeserklärung an die große Leinwand. Der Filmemacher ermutigt den Zuschauer, sich mit allen Sinnen auf eine hypnotisierende Reise einzulassen, indem er in verschiedene Schichten von Bild und Ton eintaucht. Es ist eine anregende filmische Erfahrung, die Zeit und Raum durchbricht und dem Betrachter Platz für seine eigene Interpretation lässt.
 
Lobende Erwähnung
"Deux Amis"
(engl. "Two Friends")
Regie: Natalia Chernysheva (Frankreich 2014)
 
Goldener Reiter Kurzspielfilm (7.500 Euro)
gestiftet von der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM)
 
"Sem Coração"
(engl. "Heartless")
Regie: Nara Normande / Tiao (Brasilien 2014)
 
Jurybegründung
Strahlend und tiefgründig ist dieser feinfühlig und dennoch prägnant erzählte "Coming-of-Age"-Film und betritt damit unerforschtes Territorium. Eine Welt der rauen Schönheit und Geheimnisse, die dazu beiträgt, einer Story, die das Vermögen in sich trägt ein Mythos zu werden, Leben einzuhauchen. Durch diese einmalige cineastische Erfahrung zeigt sich die mächtige Landschaft, welche die authentischen und überzeugenden Charaktere formt; Rituale der Liebe, die das Alter der jungen Darsteller transzendieren, zeigen ein Verlangen auf, das uns als Zuschauer nicht fremd ist.
 
Lobende Erwähnung
"Juke Box"
Regie: Ilan Klipper (Frankreich 2014)
 
Goldener Reiter der Jugendjury (2.000 Euro)
gestiftet von Medienkulturzentrum Dresden e.V. und Programmkino Ost
 
Jury: Aaron Paul, Marlene Milla Woschni, Maxie Liebschner
 
"Reizigers in de Nacht"
(engl. "Travellers into the Night")
Regie: Ena Sendijarevic (Niederlande 2013)
 
Jurybegründung
Eine abgekapselte, eintönige, unpersönliche Welt, die kaum merklich zu einer Bühne wird. Es findet ein Kennenlernen statt, bei dem keine Worte gebraucht werden, sondern Tanz und Blicke die Sprache bilden. Die überragende Leistung der Schauspieler trägt die Handlung bis zum Ausbruch aus dem neonlichtgekühlten Kosmos.
 
Lobende Erwähnung
"Hole"
Regie: Martin Edralin (Kanada 2014)
 
Goldener Reiter des Publikums (3.000 Euro)
gestiftet von der Sächsischen Zeitung
 
"Foley Artist"
Regie: Toni Bestard (Spanien 2013)
 
Nationaler Wettbewerb
 
Jury: Andrea Hohnen, Christina Schindler, Claus Löser
 
Goldener Reiter Animationsfilm (3.000 Euro)
gestiftet von Budweiser Budvar
 
"Däwit"
Regie: David Jansen (Deutschland 2015)
 
Jurybegründung
Der Film erzählt seine Geschichte voller Mythen und Metaphern mit existentieller Wucht. Form und Inhalt bilden eine Einheit, wenn mit expressionistischer Gestaltung, die an Holzschnitt erinnert, die archaische Odyssee eines Findelkindes seinen Lauf nimmt. Wir durchleben Hass, Leid und schlussendlich Vergebung und Versöhnung an der Seite des Helden. Ein packendes Werk mit der unverwechselbaren Handschrift eines Künstlers.
 
Goldener Reiter Kurzspielfilm (3.000 Euro)
gestiftet vom Filmverband Sachsen e.V.
 
"We will stay in touch about it"
Regie: Jan Zabeil (Deutschland 2015)
 
Jurybegründung
Wir werden Zeugen einer beängstigenden Begegnung in menschenleerer Landschaft. Die Langeweile beim Passieren einer Steppenstraße kippt um in Irritation und Schock. Der Zusammenprall ist ein kultureller. Darstellung, Kamera und Ton schaffen es, die unheimliche Konstellation eindringlich, weil miterlebbar zu machen. Und auch wenn die Landschaft am Ende wieder verlassen in der Hitze brütet, ist klar, dass diese Begegnung nicht ohne Folgen bleiben wird.
 
Lobende Erwähnung
"Betonfraß"
(engl. "Brick Sick")
Regie: Karsten Kranzusch (Deutschland 2013)
 
Filmförderpreis der Kunstministerin (20.000 Euro)
gestiftet vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst
 
"Pein"
(engl. "Suffering")
Regie: Ulrike Vahl (Deutschland 2014)
 
Jurybegründung
In diesem stillen Film geht es um die letzten Dinge, um die Konfrontation mit dem Ende. Im kalten Licht der Pathologie nehmen Menschen Abschied, und Anton, der dort arbeitet, kann zwischen den Toten und den Lebenden seinen Frieden nicht mehr finden. Die Filmemacherin schaut genau hin. Alles ist auf kunstvolle Weise reduziert, konkret, authentisch, glaubwürdig. Kein Entrinnen ist möglich vor der Pein dieses Mannes.
Goldener Reiter der Jugendjury (2.000 Euro)
gestiftet von Drewag – Stadtwerke Dresden GmbH
 
Jury: Laurie Maria Mann, Richard Forstmann, Liv Toaspern
 
"Eat my Dream"
Regie: Jessica Dürwald (Deutschland 2015)
 
Jurybegründung
In ruhigen, geschickt gewählten Einstellungen sammelt der Film Muster und Texturen. Er überzeugt durch sein Zusammenspiel von Bild und Ton. Farb- und Bildkomposition lassen den Zuschauer Schönheit in einer eigentlich bedrückenden Thematik finden. Der Film folgt seinem ganz eigenen Rhythmus und regt dabei betrachtend, aber nicht moralisierend, zum Weiterdenken an.
 
Lobende Erwähnung
"Das satanische Dickicht - Eins"
(engl. "The Satanic Thicket - One")
Regie: Willy Hans (Deutschland 2014)
 
Goldener Reiter des Publikums (3.000 Euro)
gestiftet vom Mitteldeutschen Rundfunk
 
"Betonfraß"
(engl. "Brick Sick")
Regie: Karsten Kranzusch (Deutschland 2013)
 
DEFA-Förderpreis Animation (3.000 Euro)
gestiftet von der DEFA-Stiftung
 
"AlieNation"
Regie: Laura Lehmus (Deutschland 2014)
 
Jurybegründung
Wahnwitzig komisch und wahrhaftig zugleich bringt dieser kurze Film das Grauen pubertärer Existenz zwischen Kind- und Erwachsensein auf den Punkt, wenn Körper und Psyche sich ins Groteske verändern. Dokumentarische Tonaufnahmen mit pubertierenden Teenagern beiderlei Geschlechts werden hinreißend schrecklichen Wesen in den Mund gelegt: Eine "Alien Nation" eben – der wir alle einmal angehört haben.
 
Nationaler & Internationaler Wettbewerb
 
Goldener Reiter Filmton (3.000 Euro)
gestiftet von der Ballroom Studis GbR
 
Jury: Markus Kavka, Pia Hoffmann, Johannes Gerstengarbe & Frank Hellwig
 
"Foley Artist"
Regie: Toni Bestard (Spanien 2013)
 
Jurybegründung
Dieser Film ist eine Liebeserklärung. Ans Kino, das Geschichtenerzählen, an einen Menschen. Vor allem aber ist er eine romantische Verneigung vor dem Gegenstand dieses Preises: dem Filmton. In dem Zusammenhang mag die Wahl der Jury naheliegend sein, fast so, als wäre dieser Film eigens für unsere Kategorie gemacht. Tatsächlich zeigt er aber auf charmante und gleichzeitig technisch perfekte Art und Weise den Stellenwert des Tons im Film.
 
ARTE Kurzfilmpreis (6.000 Euro)
gestiftet von ARTE zum Ankauf eines Films
 
"Däwit"
Regie: David Jansen (Deutschland 2015)
 
Jurybegründung
Es wurde ein intensiver, eindrucksvoller Film geschaffen, der den Zuschauer in die Geschichte hineinzieht. Mit einer animierten Holzschnitttechnik wird eine visuelle Entsprechung gefunden, die die Dunkelheit seiner Protagonisten umgibt. Der Filmemacher überzeugt mit einer entbehrungsreichen Suche nach Identität, bei der er die Motive der Natur unter Wölfen, den gesichtslosen Strudel der modernen Großstadt und das Erscheinen eines Engels verbindet. Doch erst durch die Vergebung findet der Protagonist am Ende Erlösung und so auch wir als Zuschauer, die wir durch die schonungslose Kraft der Geschichte und der Bilder gefangen, zum Schluss auch mit einem Hoffnungsschimmer wieder in die Welt außerhalb des Kinos entlassen werden.
 
Mitteldeutsche Filmnacht
 
Publikumspreis (2.000 Euro)
gestiftet von den Filmnächten am Elbufer
 
"The Journey of the Beasts"
Regie: Sebastian Linda (Indonesien/Deutschland 2014)
 
Das Filmfest Dresden ist in diesem Jahr im berühmten "Klub 27" angekommen, darauf machte Festivalleiterin Katrin Küchler im Rahmen der Eröffnungsveranstaltung aufmerksam – nicht ohne den Hinweis, dass man im Gegensatz zu manch namhaften Musiker fest vorhabe, diesen zu überleben. "Dass wir bereits am Samstagabend mit 15.500 Zuschauern die Besucherzahl des Vorjahres erreicht haben, ist ein klares Votum, einmal mehr den richtigen Kurs eingeschlagen zu haben. Größer könnte die Motivation nicht sein, im kommenden Jahr zum 28. Filmfest Dresden einzuladen. Mit den Preisträger- und den Kids-Programmen am heutigen Sonntag locken noch einmal attraktive Veranstaltungen, die die Gesamtbesucherzahl am Ende sicher noch ein ganzes Stück weiter nach oben bringen."
 
Diese positive Entwicklung hatte sich bereits nach einem sehr erfolgreichen Festivalauftakt angedeutet: Nicht nur die Eröffnungsveranstaltung, sondern alle Programme am Eröffnungstag des 27. Filmfest Dresden waren nahezu ausverkauft. "Auffällig und eine große Freude für das gesamte Team war in diesem Jahr, dass ein Großteil der Veranstaltungen bis auf den letzten Platz gefüllt war. Das betrifft nicht nur die Wettbewerbsprogramme, die per se sehr publikumsstark sind, sondern auch den Regionalen Fokus und den Fokus Québec sowie die Experimente- und die Kids-Programme. Auch die Mitteldeutsche Filmnacht war ein voller Erfolg", resümiert Küchler. "Bedanken möchte ich mich daher auch bei den Kuratoren dieser Programme, die wirklich großartige Arbeit geleistet haben und damit den Dresdnern, aber auch den Fachbesuchern aus aller Welt unterhaltsame Festivaltage beschert haben."

Weitere 3.500 Besucher konnte das Filmfest Dresden bis zum Samstagabend beim erstmals stattfindenden Kurzfilm Open Air auf dem Neumarkt verbuchen. "Wobei wir hier bescheiden gezählt haben und tatsächlich nur die zur Verfügung stehenden Sitzplätze in die Rechnung einfließen lassen haben. Manche Zuschauer saßen wirklich stundenlang – das haben wir vorher so nicht zu erwarten gewagt. Eine große Freude ist es aber auch, wie viele Leute einfach nur kurz stehen geblieben sind und für ein paar Minuten in die Welt des Kurzfilms eingetaucht sind. Das Konzept ist komplett aufgegangen", so Küchler. "Toll, dass zum Festivalabschluss das Wetter noch einmal wunderbar mitspielt und damit sicher auch heute noch einmal zahlreiche Zuschauer unser Open Air-Angebot nutzen werden."

Nach der gelungenen Premiere des Kurzfilm Open Airs auf dem Neumarkt ist es für die Filmfestmacherinnen durchaus eine Überlegung wert, das Konzept auch im kommenden Jahr weiterzuverfolgen. "Doch dafür braucht es nicht nur ein engagiertes Team, sondern auch die Unterstützung von Sponsoren und entsprechenden Rückenwind von der Stadt Dresden mit einer klaren Richtung, uns erneut bei einem so außergewöhnlichen Projekt zu unterstützen", macht Festivalleiterin Katrin Küchler deutlich. "Wir fänden es in jedem Fall sehr schön, die internationale Kurzfilmwelt erneut ins Herz der Dresdner Altstadt zu bringen und den Dresdnern und den zahlreichen Gästen zu zeigen, wie vielfältig und innovativ kurze Filme sein können."

Nach dem Filmfest ist vor dem Filmfest: Während sich das Festival-Team nun bereits auf die Vorbereitung des 28. Filmfest Dresden (12. bis 17. April 2016) konzentriert, gehen die herausragenden Kurzfilme der diesjährigen Edition auf Tournee. Am 5. Mai startet – traditionell im Kinopolis in Freiberg – die Nachspieltour. Bis Oktober wird diese an ca. 20 bis 30 Orten deutschlandweit Station machen. Zudem kann sie im Rahmen des Kurzfilmtags am 21. Dezember von interessierten Kinos und Vereinen gebucht werden. "Ziel der jährlich stattfindenden Nachspieltour ist es, das Medium Kurzfilm auch außerhalb von Festivals bekannter zu machen und einen aktuellen Überblick über die nationale und internationale Kurzfilmszene zu schaffen. Dabei liegt der besondere Fokus in unserem Tourneeplan für 2015 darauf, das Best-of-Kurzfilmprogramm vor allem in Programm-, Vereins- und Clubkinos in kleineren Städten und Gemeinden in Sachsen und ganz Mitteldeutschland zu präsentieren", erklärt Katja Springer, Koordinatorin der Nachspieltour beim Filmfest Dresden. Die Nachspieltour wird in diesem Jahr unter anderem in Pulsnitz, Frankenberg/Sa, Annaberg-Buchholz, Markkleeberg und Fürstenwalde zu Gast sein.

Das 28. Filmfest Dreden findet vom 12. bis 17. April 2016 statt. Der Call for Entries zum Einreichen der Filme für die nächste Festivalsaison startet am 1. Oktober 2015.

Quelle und weitere Informationen www.filmfest-dresden.de