Unser bester Mann

DDR 1983 TV-Film

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Heinz17herne
Heinz17herne
„Adler soll man nicht im Meisenkasten halten“ sagt Otto Vegesack (Erzkomödiant Heinz Rennhack) zu seinem LKW-Lenker, der ihn von Erfurt nach Berlin mitnimmt. Klar, wen er für den Adler hält. Schließlich hat ihm sein alter Kumpel Axel Hübner, so glaubt jedenfalls Brigadier Winkelmann (Jürgen Reuter), seinen besten Mann in die Hauptstadt geschickt. Der ist schon zu Lebzeiten eine Legende, nimmt man nur die Vielzahl an Auszeichnungen und Lehrgangs-Delegationen.

Sein Einstand ist freilich geprägt von Pleiten, Pech und Pannen. Weil Otto glaubt, mit der erstbesten Raststättenbekanntschaft die große Liebe seines Lebens gefunden zu haben, setzt er Himmel und Hölle in Bewegung, um die offenbar bereits als Schnorrerin bekannte Petra alias „Püppi“ Schierling (Petra Strojwasiewicz) wiederzusehen. So borgt er sich den Lada des Brigadiers aus zum Leidwesen von Winkelmanns Gattin Heidemarie (Birgit Frohriep), um der verwöhnten Püppi zu imponieren. Und fährt als erstes den radfahrenden Rentner Karl Bethge (Wolfgang Greese) um. Der ihm nicht zum letzten Mal vor den Kotflügel gerät, woraus sich eine richtige Freundschaft entwickelt.

Aber auch auf dem Bau läuft nicht alles rund. Beim Versuch, das Taxi, mit dem er einmal mehr verspätet seinen neuen Arbeitsplatz erreicht hat, mit maschineller Hilfe aus dem Matsch der entstehenden Plattenbausiedlung herauszuziehen, nietet Otto den Strommast um, was zu einem Blackout der Baubaracke führt, in der sich Winkelmann gerade rasiert. „Der erste Eindruck ist entscheidend“: Bei seinem Einstand, eine Portion Eis für alle, ist Slapstick angesagt wie bei Ottos Versuch, mit dem „Langer Ludwig“ genannten Baukran größere sanitäre Fertigbauteile exakt dorthin zu befördern, wo sie eingebaut werden sollen. „Die Dinger fahr' ich aus der Hüfte“ hatte der Erfurter kurz zuvor noch verlauten lassen. Nach dieser „Fliehkraftprüfung“, so der entsetzte Kollege Pacholke (Günther Schubert), ist der „Haken“ für Otto abgehakt.

Nur ein Kran, kein Betonmischer: „Die Zulieferung schleppt wieder mal“ muss Winkelmann eingestehen, was Otto zupass kommt: Heute will er mit „Püppi“ ausgehen, der Schampus für das Luxusgeschöpf, dass sich schon als erfolgsverwöhnte Sängerin sieht, ist längst gekauft. Dabei hat Petra nach ihrer abgebrochenen Lehre bei der Post nicht wirklich 'was auf die Kette gekriegt, weiß sich so durchzuwursteln auf „kollektiven Matratzen“ in „keimfreien Hütten“. Was nicht wirklich Ottos Ding ist, wie er sich allmählich selbst eingesteht.

Petras Schwester Dagmar Linke (Solveig Müller), alleinerziehende Mutter von Mathilde alias Tilda (Saskia Kurzweg), ist da schon von anderem Kaliber. Doch bis zum Happy End ist es noch ein steiniger Weg. Denn die erste Frau, der Otto so beharrlich und mit einigem Bargeld-Einsatz nachläuft, bekommt er nicht – weil sie nicht will. Die zweite Frau würde ihn schon wollen, schließlich hat er im Hort, in dem Dagmar arbeitet, bewiesen, dass er gut mit Kindern kann. Aber sie muss Rücksicht auf die Dritte im Bunde nehmen: Erst wenn dieses gebrannte Kind einverstanden ist, könnte es mit der Zweiten klappen.

Freilich müsste es für Otto auch auf dem Bau besser laufen. Pacholke, Molly Seibt (Werner Senftleben), Nerlich (Michael Narloch), Krieger (Jürgen Polzin), Sauerbier (Thomas Gumpert) und Köppen (Jürgen Trott) wollen diesen thüringischen „Hochseilakrobaten“ lieber heute als morgen loswerden. Dessen Vorschlag für eine bessere Arbeitsökonomie voll in die Hose geht: Baggern statt schippen. Die Fontäne aus dem getroffenen Wasserrohr kann sich immerhin sehen lassen. Otto resigniert, packt bereits seinen Siebensachen bei seiner Vermieterin, der BVG-Tramfahrerin Hielscher (Brigitte Krause).

Doch Opa Bethge, einst Winkelmanns Brigadier, wäscht den Bauarbeitern mächtig den Kopf, indem er sie an eigene, längst vergessene „Sünden“ erinnert. „Was gut werden soll, muss Ruhe haben zu wachsen“ gibt er der Brigade mit auf den Weg, die es mit Otto noch einmal versuchen will. Als sich dieser bei der Estrich-Verlegung als Neuerer entpuppt und dem Kollektiv eine fette Prämie beschert, ist zumindest auf dieser Baustelle alles in Butter. Und Karl Bethge ist mit seiner Lebenserfahrung auch der richtige Mann, um es auf Ottos zweiter Baustelle voranzubringen: „Tausche Lutscher gegen Liebe“ funktioniert nicht, Ehrlichkeit siegt. So auch beim gemeinsamen Plänterwald-Ausflug mit Dagmar und Tilda...

Das nach einem Szenarium von Peter Palm entstandene Fernsehlustspiel „Unser bester Mann“ ist nicht nur flott inszeniert zur Musik von Rainer Oleak, sondern nimmt was die prekäre Materialversorgung auf dem Bau betrifft, kein Blatt vor den Mund. Im Mittelpunkt aber steht der Erzkomödiant Heinz Rennhack: das schmale Hemd, eher einfallsreicher Hallodri denn zupackender Bauarbeiter, erscheint rein äußerlich zunächst als Fehlbesetzung, nimmt man etwa einen gestandenen Kerl wie Günther Schubert als Maßstab. Doch für Otto Vegesacks enorme Tollpatschigkeit auf der einen und seine kaum weniger große Liebenswürdigkeit auf der anderen Seite ist er eine Idealbesetzung vor der Kamera von Ko-Autor Wolfgang Pietsch.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.11.1983, DDR-TV

Titel

  • Originaltitel (DD) Unser bester Mann

Fassungen

Original

Aufführung:

Uraufführung (DD): 27.11.1983, DDR-TV