Frau Jenny Treibel oder: Wo sich Herz zum Herzen find't

DDR 1975 Spielfilm

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Heinz17herne
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Auf einem Empfang im Hause ihres Gatten, des Fabrikanten Treibel (Günther Naumann), will die Kommerzienrätin Jenny Treibel (Gisela May) die Verlobung ihres jüngsten Sohnes Leopold (Henry Hübchen) mit der Professorentochter Corinna Schmidt (Gabriele Heinz) bekannt geben. Die so macht- wie poesiebesessene Familientyrannin stammt selbst aus kleinen Verhältnissen, denen sie allein durch die Heirat entkommen ist. Nun hat sie, nach außen hin, eine Verbindung geschmiedet, bei der Herz zu Herz findet. In Wirklichkeit aber kommt nur wieder Geld zu Geld und so nimmt der Abend einen ganz anderen Verlauf, als es sich die bei allem Sentiment kühl kalkulierende Mutter erhofft hatte, die sich am Ende verzweifelt nach einer möglichen Schwiegertochter umsehen muss...

Claus Hammel hat aus Theodor Fontanes um 1872 in Berlin spielenden gründerzeitlichen Gesellschaftsroman „Frau Jenny Treibel“ eine sozialkritische Komödie mit dem ironischen Untertitel „Wo sich Herz zum Herzen find’t“ gemacht, die 1963 uraufgeführt worden war. Hartwig Albiro, Schauspieldirektor in Karl-Marx-Stadt, hat sie für das Fernsehen der DDR zur Erstausstrahlung am Neujahrsabend 1976 inszeniert.

Albiros Version kann man als durchaus gelungenen Mix aus wichtigen Teilen der Vorlage Fontanes und der zugespitzten Preußen-Kritik Hammels, die auf ein heutiges sozialistisch-bürgerliches Publikum zielt, bezeichnen: Sie bezieht ihre Komik aus den offenbar werdenden Widersprüchen zwischen Schein und Sein. Nicht nur, aber vor allem auch den ökonomischen. Hier kommt Marx zu Fontane: Es sind die gesellschaftlichen Umstände, die die Menschen werden lassen, was und wie sie sind. Die Titelfigur ausdrücklich eingeschlossen.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, denn das wäre, um mit Professor Schmidt, Corinnas Vater, zu sprechen, „ein weites Feld“, lässt Claus Hammel differenzierende Szenen wie das Gelehrtentreffen beim Professor weg und fokussiert ganz auf das Festmahl und die „Jenny-Treibel-Runde“ mit der so knallharten wie raffinierten Matrone Gisela May in der Titelrolle.

Mit dem unkomplizierten, aber allzu derb-lauten Günter Naumann als ihren zumeist still duldenden Gatten. Der sich zwar klammheimlich, aber dennoch sichtlich diebisch darüber freut, dass nicht jede Intrige seiner Gattin ins Schwarze trifft. Mit einer ruhigen, klaren Gabriele Heinz als Corinna, die an der Seite des labilen, kraftlosen und geradezu kindlich-verspielten Leopold des großartigen Henry Hübchen zu einer Persönlichkeit reift, die als einzige in der Lage ist, Jenny Treibel die noch dazu hübsche Stirn zu bieten, mit einem bornierten Hannjo Hasse als eher royalem denn demokratischen Leutnant Vogelsang an der Seite der offenherzigen Petra Hinze, schließlich mit Ursula Werner als reizendem Dienstmädchen Luise.

Pitt Herrmann

Credits

Drehbuch

Alle Credits

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 01.01.1976, Fernsehen der DDR

Titel

  • Originaltitel (DD) Frau Jenny Treibel oder: Wo sich Herz zum Herzen find't

Fassungen

Original

Aufführung:

TV-Erstsendung (DD): 01.01.1976, Fernsehen der DDR