23

Deutschland 1998 Spielfilm

filmportal.de TV-Tipp zu "23 – Nichts ist so wie es scheint"

Anässlich der Ausstrahlung auf ARTE, 2006

Regisseur Hans-Christian Schmid hat bereits mehrere Filme gedreht, in denen Jugendliche im Zentrum stehen – zuletzt den hoch gelobten und vielfach ausgezeichneten "Requiem". Wie "Requiem" erzählt auch "23 – Nichts ist so wie es scheint" (1998) von einem Jugendlichen, der an sich und der Welt zerbricht, und auch "23" beruht auf wahren Begebenheiten und ist in der jüngeren deutschen Geschichte verortet.

"23" spielt in den 1980er Jahren mit seinen heftigen Auseinandersetzungen um Atomkraft, dem letzten Kräftemessen der großen Machtblöcke, den Anfängen der Personal Computer und des Internets. Weit über eine bloße Hintergrundbebilderung hinaus entwirft Schmid ein genaues und stimmiges Bild dieser Zeit und ihrer Ängste und Hoffnungen, die untrennbar mit der Geschichte der Hauptfigur verbunden sind.

Karl Koch (August Diehl) ist zunächst ein ganz normaler Jugendlicher mit einer großen Portion Idealismus. Er ist fasziniert von den Verschwörungstheorien um die Illuminatensekte und ihre Zahl 23, wie sie Robert Anton Wilsons Fantasy-Roman "Illuminatus!" entwirft. Doch Karl Koch ist auch ein begnadeter Hacker und wird zum Zuträger geheimer Informationen für den KGB. Als er immer stärker unter Druck gerät und sich in exzessiven Kokain- und Tablettenkonsum flüchtet, wachsen sich seine Verschwörungsphantasien zur Paranoia aus. Überall vermutet er die bösen Mächte der Illuminaten am Werk. 1989 – im Alter von 23 Jahren – kommt er unter nie ganz geklärten Umständen ums Leben.

Der Film zeigt diese verhängnisvolle Entwicklung ohne Effekthascherei, er lässt die Rätsel von Karl Kochs Geschichte in ihrem Dunkel. Und doch lässt er den Zuschauer teilhaben an der prekären Wahrnehmung Kochs, an seinem obsessiven Blick für die Zeichen geheimer Mächte, und liefert so auch eine Studie über die fließenden Übergänge von einfachen Welterklärungsmodellen zu Wahnvorstellungen. Und bei aller Zurückhaltung ist "23" ein filmisch virtuoser und bewegender Film über ein junges Leben, das im Getriebe ganz realer Mächte aus den Fugen gerät.

 

 

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