Gallery
All Pictures (3)Credits
Director
Screenplay
Director of photography
Editing
Music
Cast
- Otto Weininger
- Adelaide Weininger / Adele / Portiersfrau
- Ottos Doppelgänger
- Leopold Weininger / Siegmund Freud
- Clara
- Berger
- August Strindberg / Paul Julius Moebius
- Klarinettist
Production company
Producer
All Credits
Director
Script supervisor
Screenplay
Director of photography
Assistant camera
2nd Camera unit
Lighting design
Set design
Prop master
Construction manager
Animation
Make-up artist
Costume design
Editing
Assistant editor
Sound assistant
Audio mixing
Choreographer
Special effects
Music
Cast
- Otto Weininger
- Adelaide Weininger / Adele / Portiersfrau
- Ottos Doppelgänger
- Leopold Weininger / Siegmund Freud
- Clara
- Berger
- August Strindberg / Paul Julius Moebius
- Klarinettist
Production company
in association with
Producer
Unit production manager
Location manager
Original distributor
Shoot
- Juli 1989 - September 1989: Wien
Duration:
2970 m, 108 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 26.09.1991, 66616, ab 16 Jahre / feiertagsfrei
Screening:
TV-Erstsendung (DE): 29.10.1995, Nord 3
Titles
- Originaltitel (AT) Weiningers Nacht
- Weiterer Titel (ENG) Weiniger's Last Night
Versions
Original
Duration:
2970 m, 108 min
Format:
16mm - Blow-Up 35mm, 1:1,37
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:
FSK-Prüfung (DE): 26.09.1991, 66616, ab 16 Jahre / feiertagsfrei
Screening:
TV-Erstsendung (DE): 29.10.1995, Nord 3
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Paulus Manker, einer der profiliertesten österreichischen Filmregisseure, ist in seinem zusammen mit dem Volkstheater Wien gedrehten Streifen, der mit dem Selbstmord in besagtem Sterbezimmer beginnt, selbst in der Titelrolle des Otto Weininger zu sehen – beachtlich. Der zum Protestantismus konvertierte, antisemitische Jude, erklärter Sigmund Freud-Gegner und Neu-Kantianer, hat mit „Geschlecht und Charakter“ die Minderwertigkeit sowohl der Menschen jüdischen Glaubens und Anhänger des Herzl-Zionismus als auch des weiblichen Geschlechts insgesamt wissenschaftlich zu belegen versucht – unter philosophischen, psychologischen und physiologischen Aspekten. Joshua Sobols Theaterstück „The Soul of a Jew“ erzählt in Rückblenden Otto Weiningers Leben, von seinem Selbsthass, seinen Selbstmordabsichten, seiner verkappten Homosexualität, seiner Genialität – und seinem Irrsinn.
Paulus Manker geht noch einen Schritt weiter, indem er die fatale Wirkung der Schriften Weiningers auf die Ideologie der Nationalsozialisten einbezieht – und damit Otto Weininger selbst, zum Vorläufer der Faschisten gestempelt, natürlich nicht gerecht werden kann. In Mankers „Weiningers Nacht“ geht es freilich auch nicht um die historische Figur etwa in Form eines Biopics, sondern um ein Psychogramm. Er nutzt den engen Bühnenraum mit extremen Kamerapositionen und effektvollen Ganz-Nah-Einstellungen zum inneren Porträt eines neurotischen Wissenschaftlers, der ganz dem frauen- und judenfeindlichen Zeitgeist der Jahrhundertwende nicht nur, aber ganz besonders auch in Wien entspricht.
Zur Musik Hansgeorg Kochs und Zeichnungen Alfred Kubins entsteht so auch eine Art Psychogramm der österreichischen Republik zwischen Walzerklängen und Luegerschem Austrofaschismus. Manker hat keinen Dokumentarfilm gedreht, aber er hat eine Reihe historischer Szenen hineinmontiert. „Weininigers Nacht“ will ein reißerischer Kinofilm sein, der in drastischen, teilweise gar ekelerregenden Bildern den Irrsinn eines jungen, sich unverstanden fühlenden, völlig entwurzelten Menschen offenbart. Und darin an George Taboris „Mein Kampf“ erinnert, etwa in der Szene, in der Weiningers besitzergreifende Mutter Adelheid (liebevoll: Hilde Sochor) ein Huhn rupft, das zuvor beim Schächter ausblutete.
„Zu wissen, dass man geliebt wird ohne lieben zu können“: Weininger versagt, als sich ihm seine Freundin Clara hingibt, um Otto zur Ausreise nach Palästina zu bewegen. Drastische Traumszenen etwa von oralem Sex, in denen Clara die Phallus-Wurst unter schrecklichen Schreien Ottos zerbeißt, wechseln sich ab mit Rückblenden in die Kindheit, die Otto im Matrosenanzug als Muttersöhnchen zeigen. Oder Gespräche mit seinem Freund Berger, die in einen Ausbruch offener Gewalt münden: „Weiningers Nacht“ zeigt die Zerrissenheit von Ottos Charakters – und macht sie noch dazu mit einem Theatertrick deutlich in der Rolle des von Josefin Platt verkörperten Doppelgänger Ottos.
„Weiningers Nacht“ wurde im Februar 1990 im Panorama-Wettbewerb der Berlinale uraufgeführt und kam am 2. März 1990 in die Kinos. Er wurde 1990 mit dem österreichischen Filmpreis „Romy“ in Gold ausgezeichnet.
Pitt Herrmann