Freies Land

Deutschland 2018/2019 Spielfilm

Summary

Free Country

In the Fall of 1992, police inspectors Patrick and Markus are sent off to a remote corner of the country to examine the disappearance of two teen sisters, 15 and 16. Did the two pretty girls just run away from their hick town, or did something more sinister happen to them? In this remote part of the country, the effects of the East German regime still muddy the waters. No one saw anything, the inspectors are greeted by iron silence. A photo negative showing the two girls naked and tied up in a hunting lodge seems to indicate a sex crime has been committed. The terrible suspicion is tragically confirmed when the girls’ dead bodies are found, raped and brutally murdered. While the relatives of other young women who have been missing for years come forward, the iron silence  toward the cops turns into open hostility. Who has what to hide and why? When the detectives start to unravel the mystery, they soon wind up in danger themselves...

Source: German Films Service & Marketing GmbH

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Martin Betzwieser
Ein Abend mit Christian Alvart im Frankfurter Filmmuseum
Der deutsche Genreregisseur Christian Alvart war am 14. Januar im Frankfurter Filmmuseum und stellte seinen Film „FREIES LAND“ vor. Ein Bericht und eine Kritik.

„FREIES LAND“ ist eine Neuverfilmung des spanischen Ausnahmethrillers „MÖRDERLAND – LA ISLA MINIMA“, in dem zwei unterschiedliche Polizisten aus der Großstadt zwei verschwundene Mädchen an der Küste suchen sollen. Der Vermisstenfall entwickelt sich zum Mordfall, als die Leichen der beiden Mädchen gefunden werden, und zum Serienmordfall, als es Indizien zu weiteren Verschwundenen und mutmaßlichen Mordopfern gibt. Als besonderes Spannungselement entwickelte Regisseur Alfredo Rodriguez die unsichere politische Stimmung 1980, wenige Jahre nach der Franco-Diktatur. Die Gegend und die Menschen sind arm. Arbeiter in der Landwirtschaft und in einer der wenigen Fabriken wehren sich gegen Ausbeutung.

Der deutsche Regisseur Christian Alvart, der nach zwei Hollywoodfilmen auch Auftragsarbeiten mit Til Schweiger als TATORT-Kommissar über sich ergehen lassen musste, verfilmt nach „STEIG. NICHT. AUS.“, einer eingedeutschten Version von „ANRUFER UNBEKANNT“ („EL DESCONOCIDO“) zum zweiten mal einen spanischen Erfolgsfilm. In „FREIES LAND“ verlegt er die Geschichte vom schwülen Spätsommer in Spanien in den eiskalten Winter der mecklenburg-vorpommerschen Provinz und lässt sie wenige Jahre nach der deutschen Einigung spielen. Hier kommen die Frustration und die wirtschaftliche Verunsicherung der Nachwendezeit sehr gut zur Geltung. Alte Staatssicherheitsbedienstete spielen noch wichtige Rollen. Die einzige Fabrik in der Gegend wurde von einem westdeutschen Investor übernommen, der seinen Gewinn maximieren und den Arbeitern Lohnkürzungen zumuten will.

Christian Alvart übernimmt zahlreiche Szenen und Handlungsabläufe fast identisch, was bereits beim Vorspann mit der sehr hohen Vogelperspektive der Landschaft anfängt, die im spanischen Original wir Querschnitte durch Gehirnwindungen oder Mikroskopaufnahmen von Pflanzenblättern aussehen. Auch Christian Alvart zeigt bei zahlreichen Gelegenheiten die Aufnahmen aus hoher Vogelperspektive. Er hat ein sehr gutes Gespür für Stimmungen, Architektur und Landschaften, das er sehr gut nutzt, und er macht sehr viel richtig. Alvart war auch der Chefkameramann und erzeugte bei seiner grau-braunen Optik eine durchgehende Stimmung der Verwahrlosung und des Verfalls; er wollte, dass alles rostig aussieht. An einigen Stellen im Film denke ich, dass er auch sehr gut in schwarz-weiß funktioniert hätte. Darauf spreche ich Christian Alvart an und er antwortet, dass er den Film nicht in schwarz-weiß dachte sondern in grau-braun-verrosteten Farben, was überzeugend klingt; er weiß, was er will.

Gedreht wurde aus logistischen und finanziellen Gründen in der Ukraine und hier ausschließlich in dekorierten Originalkulissen. In den ostdeutschen Gegenden sind nicht mehr durchgehend die Landschaften vorhanden, die es 1992 gab; diese Landschaften sind laut Alvart jetzt so in der Ukraine zu finden. Dort kosteten die Dreharbeiten auch nur knapp über 2 Millionen Euro und dafür sieht der Film wirklich sehr gut aus.

Als Minuspunkte muss ich die teilweise sehr nervige Filmmusik mit raunenden Männergesängen sowie eine Sexszene zwischen Polizist Patrick Stein und der Mutter der beiden Mordopfer aufführen, die sehr unglaubwürdig und überflüssig ist; in LA ISLA MINIMA gab es diese Erotikszene aus gutem Grund nicht.

Der Film ist insgesamt überraschend gut, sehenswert und überzeugend, reicht aber nicht an das spanische Meisterwerk heran.

„FREIES LAND“ hatte einen schweren Start. In der Startwoche ab 9. Januar lief er bundesweit nur in 13 Kinos, in Frankfurt gar nicht. In der zweiten Startwoche läuft er nach Kino-Zeit.de in tatsächlich 30 Kinos bundesweit; in Frankfurt zeigt ihn ein seit vorigem Donnerstag ein Programmkino mit ca. 80 Plätzen eine Woche lang. Da hätte der insgesamt gelungene Film mehr verdient.
Heinz17herne
Heinz17herne
Über der noch keineswegs blühenden Landschaft Mecklenburg-Vorpommerns schwebt die vage Hoffnung auf eine rosige Zukunft, doch auf dem Boden der Tatsachen zwei Jahre nach der Wiedervereinigung macht sich Enttäuschung breit. Dieser deutsche Winter der Unzufriedenheit entführt zwei sehr unterschiedliche Ermittler in ein entlegenes Dorf, aus dem zwei Schwestern nach einem Kirmesbesuch spurlos verschwunden sind. Der eine ist ein gewissenhafter Vollblutpolizist aus dem Westen, der den Dingen prinzipiell auf den Grund zu gehen pflegt. Ohne Rücksicht auch auf sich selbst. Obwohl er jetzt kurz davor ist, zum ersten Mal Vater zu werden. Und da ändert sich die Perspektive vom Einzelgänger in Richtung Familienmensch.

Der andere, nachgerade klassisch gekleidet mit Lederjacke, Krawatte und übergroßer Brille, kommt aus Görlitz und spürt die Unsicherheit der Menschen, seiner Landsleute aus der untergegangenen DDR, am eigenen Leib. Auch wenn er sich das niemals eingestehen würde - und dem als Aufpasser verdächtigten Wessi schon gar nicht. Den aus Hamburg Strafversetzten hat es gleich am ersten Tag seines Dienstantritts im Polizeipräsidium Rostock in die triste Provinz verschlagen, genauer gesagt ins „Hotel Fortschritt“, in dem der offenbar unauslöschliche Wofaseptgeruch aus Bitterfelder Produktion von vergangenen Zeiten des Arbeiter- und Bauernstaates kündet.

Christian Alvart im Telepool-Presseheft: „Die Ängste des Westlers vor dem unbekannten Osten und des Ostlers vor der unbekannten Zukunft begleiten die Ermittlungen und finden ihren Ausdruck in teilweise mystisch überhöhten Begegnungen. Unsere gebrochenen Helden jagen ein Phantom in einem kargen Landstrich, der von Frost und Rost überzogen ist, als ob der Ereignissturm der Nachwende das Land in einem buchstäblichen Schockzustand festgefroren hält. Unsicherheit prägt nahezu alle Figuren, es gibt keine Gewissheiten mehr, und hinter jeder Antwort lauert die nächste Frage.“

Der 45-jährige German Noir-Regisseur Christian Alvart offenbart dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung mit seiner Konzentration auf die beiden Protagonisten, genial verkörpert von Trystan Pütter und dem tatsächlich in Ost-Berlin aufgewachsenen Felix Kramer, die enormen Verwerfungen in den Biographien der „Neufünfländer“. Dem Genrekino-Spezialisten gelingt es nicht zuletzt als sein eigener Kameramann mit starken, symbolträchtigen Bildern binnen 128 Minuten mehr Verständnis für die Menschen zwischen Kap Arkona und Fichtelgebirge zu wecken als mehrstündige Dokumentationen oder gar Talkrunden mit den üblichen Verdächtigen. Das ZDF strahlt am 4. Oktober 2021 die Free-TV-Premiere aus.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Shoot

    • 05.11.2018 - 13.12.2018: Ukraine
Duration:
129 min
Format:
DCP, 1:2,39 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 19.11.2019, 195227, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Kinostart (DE): 09.01.2020

Titles

  • Originaltitel (DE) Freies Land
  • Arbeitstitel (DE) Sumpfland
  • Weiterer Titel (ENG) Free Country

Versions

Original

Duration:
129 min
Format:
DCP, 1:2,39 (CinemaScope)
Video/Audio:
Farbe, Ton
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 19.11.2019, 195227, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Kinostart (DE): 09.01.2020