Die Adern der Welt

Deutschland Mongolei 2019/2020 Spielfilm

Summary

Veins of the World

"The mountain spirit exists. If you believe in him with all your heart, he’ll give you all kinds of power."

Eleven-year-old Amra is a child of the Mongolian steppe, where he lives in a traditional nomad community. His father drives him to school in the morning, and in the evening the boy helps to round up the family’s sheep and goats. Amra watches YouTube clips with his friends and dreams of making an appearance on Mongolia’s Got Talent. At home, the grown-ups convene to discuss the group’s future. Global mining companies and their hunger for gold represent an imminent threat to the herders’ way of life. When his father falls victim to a fatal accident, the challenges of harsh reality force Amra to abandon his childhood fantasies. Summoning all the strength he can muster and pushing beyond his limits, the boy sets out to honour his father’s legacy.

Source: 70. Internationale Filmfestspiele Berlin (Catalogue)

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Heinz17herne
Heinz17herne
In der mongolischen Steppe, rund 250 Kilometer westlich der Hauptstadt Ulaanbaatar, lebt der zwölfjährige Amra mit seiner Mutter Zaya, seinem Vater Erdene und seiner kleinen Schwester Altaa ein traditionelles Nomadenleben. Zu dem aber heutzutage ganz selbstverständlich Fernsehen, Handys, technische Haushaltsgeräte aller Art und natürlich Fahrzeuge gehören. Während sich Zaya um die Ziegenherde und die Erziehung der Kinder kümmert, in der klassischen mongolischen Nomadenfamilie obliegt die wirtschaftliche Hoheit in der Jurte der Mutter, arbeitet Erdene, der seinen Sohn werktags im selbstgebauten Cabrio mit Mercedes-Stern zur Schule kutschiert, als Kfz-Mechaniker und repariert auch Generatoren. Zudem kann er durch den Verkauf des von seiner Frau hergestellten Ziegenkäses auf dem lokalen Markt etwas Geld hinzuverdienen.

Amra träumt davon, in der Fernseh-Show „Mongolia’s Got Talent“ aufzutreten. Wozu er die Erlaubnis seiner Eltern benötigt. Doch die haben gerade ganz andere Sorgen, welche Erdene dem Rat der Nomaden vorträgt: das ursprüngliche Leben nicht nur der eigenen Familie wird durch das Eindringen internationaler Bergbauunternehmen bedroht, die auf ihren Weideflächen nach Gold schürfen und so den Lebensraum der Nomaden rücksichtslos zerstören. Während Zaya dafür ist, ihr Land zu verkaufen, nimmt Erdene den aus ihrer Sicht sinnlosen Kampf gegen die Minenkonzerne auf. Die er dazu bringen will, einen Kontrakt über die Renaturierung des von ihnen zerstörten Landes abzuschließen. Doch viele andere Nomaden haben bereits ihr Land verkauft – und andere schürfen auf eigene Faust, bevor die großen Bagger anrücken. Als Erdene mit seinem Auto in ein Bohrloch einer solchen illegalen Mine stürzt und dabei ums Leben kommt, will Amra den Kampf seines Vaters fortführen – mit ganz eigenen Mitteln. Zu denen auch Zucker gehört, der gewaltige Maschinen lahmzulegen imstande ist.

Da nun Erdenes Gehalt fortfällt, bereitet Zaya zusammen mit der Schwägerin Oyunaa den Wegzug aus Töv Aimags vor. Amra verkauft derweil den Ziegenkäse jetzt nicht nur auf dem Markt, sondern auch an die illegalen Goldsucher. Dort ist er bald auch als kundiges Reparatur-Talent gefragt, das offenbar eine Menge bei seinem Vater gelernt hat. Zudem lässt sich der Zwölfjährige zusammen mit seinem Freund Bataa in schwer zugängliche Stollen schicken – bis seine Mutter dahinterkommt. Um ihren Sohn in die Hauptstadt zum Contest bringen zu können, versetzt Zaya ihren Schmuck. Amra tritt mit dem Lied „Adern aus Gold“ an, einer Hymne auf die Heimat und ihre Natur, das auf einer alten mongolischen Sage beruht...

Byambasuren Davaa, ursprünglich in ihre Heimat zurückgekehrt für ein anderes Filmprojekt, im Presseheft: „Ich musste unbedingt über diesen Raubbau und die Verdrängung der Nomaden erzählen. Über das Versiegen der Wasserquellen und die großräumige völlige Verschiebung der Landschaft inklusive der Flüsse, in der man heute keine Fische mehr ganz nebenbei mit der Hand fangen kann wie damals. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, es ist meine Verantwortung.“

Mit „Die Adern der Welt“ ist der inzwischen 50-jährigen, in München ausgebildeten Dokumentaristin („Die Geschichte vom weinenden Kamel“) ein spannendes Spielfilm-Debüt gelungen, dessen grandiose Landschaftsaufnahmen unbedingt die große Kinoleinwand benötigen. Die Fiktion basiert freilich auf dokumentarischem Hintergrund, wie die Regisseurin im Presseheft erläutert: „Wir haben mit Schauspielern gearbeitet, aber keine unserer Filmumgebungen außen war für den Film gebaut. Sie war einfach genauso da in der Realität: Wir drehten mittendrin im Schürfland. Der Baum im Film auf dem Hügel steht genau auf der Grenze zwischen noch nicht lizensiertem Gebiet und Schürfgebiet. Wir planten für manche Szenen eigentlich VFX-Anteile, die wir dann gar nicht brauchten, weil z.B. die Goldschürfer schon viel näher gerückt waren, als wir dachten. Das ist ein großes Glück für mich als Filmemacherin, aber eine große Tragödie für mich als Mongolin. Denn es geht ja nicht nur um Landraub und -zerstörung. Es geht um Traditions- und Kulturraub: Es wird Kultur- und Naturwissen zerstört, wenn die Lebensräume zerstört werden.“

Uraufgeführt am 23. Februar 2020 auf der 70. Berlinale sollte „Die Adern der Welt“ ursprünglich am 19. November 2020 in unsere Kinos kommen. Pandemiebedingt kommt der Film nun am 29. Juli 2021 heraus und damit gerade recht in die Hochphase der Klimaschutz-Diskussion nach den verheerenden Überschwemmungen: Die Abholzung des brasilianischen Urwaldes und die Verwüstung der mongolischen Landschaft stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit unserer mitteleuropäischen Gegenwart. Die Hinterlassenschaften der Minengesellschaften entsprechen im Übrigen ganz der Wüstenei unserer Braunkohle-Tagebau-Reviere. Byambasuren Davaa im Pandora-Presseheft: „Als Kind hat es mich immer fasziniert, wie in der Wüste Gobi ein kleines Sandkorn die Welt als Fata Morgana spiegeln kann. In meinen Filmen versuche ich, ähnlich dem Sandkorn, die Welt in der kleinsten menschlichen Einheit, der Familie, zu spiegeln.“

Pitt Herrmann
Heinz17herne
Free TV Premiere
5. Juli 2023 Arte

Credits

All Credits

Assistant director

Screenplay

Co-author

Director of photography

Lighting design

Production design

Costume design

Editing

Sound design

Sound

Audio mixing

in co-production with

Unit production manager

Duration:
96 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 03.02.2020, 197278, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): Februar 2020, Berlin, IFF - Generation Kplus;
Kinostart (DE): 29.07.2021

Titles

  • Originaltitel (DE) Die Adern der Welt
  • Weiterer Titel (ENG) Veins of the World

Versions

Original

Duration:
96 min
Format:
DCP
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 03.02.2020, 197278, ohne Altersbeschränkung / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (DE): Februar 2020, Berlin, IFF - Generation Kplus;
Kinostart (DE): 29.07.2021

Awards

Deutscher Filmpreis 2021
  • Lola, Bester Kinderfilm
Internationales Filmfestival und Forum für Menschenrechte, Genf (FIFDH) 2021
  • Preis der Jugendjury
  • Fiction Grand Award
FBW 2020
  • Prädikat: besonders wertvoll