Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow

DDR 1972/1973 Spielfilm

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Heinz17herne
Heinz17herne
Anfang der 1970er Jahre. Eine lange Autoschlange bildet sich vor dem Bahnübergang, den der 57jährige Schrankenwärter Fritz Platow (sehr selbstironischer Ich-Erzähler: Fritz Marquardt, als junger Mann: Hilmar Baumann) geschlossen hat. Zusammen mit seinem Hund hat er es sich unter dem Regenschirm so gemütlich wie möglich gemacht und beobachtet, wie eine einzelne Dampflok ohne Waggons den Übergang passiert, den er anschließend mit geradezu aufreizender Gelassenheit wieder für den Verkehr freigibt.

Fritz Platow kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Auf den Kampf David gegen Goliath etwa, den er einst im Zirkus Cellini einging, als er es wagte, den „Tiger“ zu bezwingen, um seiner heutigen Gattin zu imponieren und ihrem Vater das Ja-Wort abzuringen. Und auf die Zeit der Nazi-Diktatur, als er sich weigerte, für das NS-Winterhilfswerk zu spenden, was ihm vierzehn Tage später die Einberufung an die Ostfront und letztlich die Kriegsgefangenschaft irgendwo in der Taiga eingebracht hat.

Seit 34 Jahren versieht Fritz Platow seinen verantwortungsvollen Dienst an der Schranke, nun macht die Elektrifizierung der Bahn und die Einführung der Elektronik die „Handarbeit“ an der vielbefahrenen Hauptstrecke überflüssig. Platow soll in ein Bahnwärterhäuschen an einem Nebengleis abgeschoben werden. Seines wird abgerissen, denn die Schranke wird „vollständig durcharomatisiert“: Die neue Zeit bricht sich Bahn...

Doch Fritz Platow will nicht aufs Abstellgleis, will sich nicht zur Ruhe setzen. Und es kommt ihm der Zufall zu Hilfe: Sein Sohn Georg, ebenfalls Eisenbahner, weigert sich, einen Qualifizierungslehrgang zu besuchen. So stehen Fritz, mit Georgs Papieren ausgestattet, nun sechs Wochen lang Vorlesungen und praktische Unterweisungen bevor, sechs Wochen internatsmäßige Unterbringung mit den anderen, im Durchschnitt zwanzig Jahre jüngeren Lehrgangsteilnehmern.

Und Fritz Platow kriegt die Kurve – mit Entschlossenheit und Erfahrung, und mit einer gehörigen Portion Bauernschläue. Am Ende demonstriert er seinem Dozenten Schildt und seinen Kollegen, darunter seinem Stubennachbarn Ditfurt und der herben Malvine, dass er das Prinzip der neuen elektronischen Schaltung begriffen hat – ausgerechnet mit einer kühnen Draisinenfahrt über das verzweigte Reichsbahn-Schienennetz...

Siegfried Kühns wunderbar ironisch-leichter Unterhaltungsfilm aus der Arbeitswelt „Das zweite Leben...“, auch bekannt unter dem Titel „Zug der Zeit“, gehört nicht zum Kanon der Defa-Produktionen, die man unbedingt gesehen haben muss. Aber der Neunzigminüter vereint vor der Kamera Roland Dressels eine erlesene Riege großartiger (Bühnen-) Schauspieler, genannt seien Carmen-Maja Antoni (als Kellnerin), Margit Bendokat (als Mädchen mit Tasse), Fred Delmare (als Platows Vater), Eberhard Esche, Winfried Glatzeder, Ruth Glöß und Rolf Hoppe (als Arzt, der eigentlich Schriftsteller werden wollte und keine Toten sehen kann), aber mit Hermann Beyer und Lothar Warneke auch zwei prominente Defa-Regiekollegen. Und für die Musik sorgt keine Geringere als „die“ DDR-Kultband Puhdys.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Director

Assistant director

Scenario

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Still photography

Lighting design

Production design

Property master

Costume design

Editing

Audio mixing

Unit production manager

Location manager

Original distributor

Shoot

    • From 1972: Dresden u.a.
Duration:
2452 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 01.06.1973, Berlin, Camera;
TV-Erstsendung (DD): 25.10.1977, DDR 2;
TV-Erstsendung (DE): 25.09.1996, ORB

Titles

  • Originaltitel (DD) Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow

Versions

Original

Duration:
2452 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 01.06.1973, Berlin, Camera;
TV-Erstsendung (DD): 25.10.1977, DDR 2;
TV-Erstsendung (DE): 25.09.1996, ORB

Digitalisierte Fassung

Duration:
90 min
Format:
DCP 2k, 1:1,66
Video/Audio:
Farbe + s/w, Mono