Summary
Adaptation of Afred Döblin's 1929 novel, set in contemporary Berlin: Fleeing from Guinea-Bissau, Francis set on a dangerous journey from Africa to Europe. When the boat he is on is hit by a storm, he swears to be an honest man if he is saved. Eventually, he makes it to the European coast unharmed. He eventually arrives in Berlin, determined to fulfill his oath. Yet his good intentions are compromised by his friendship with German drug dealer Reinhold, who continuously manipulates the well-meaning and naïve Francis into taking part in his criminal schemes. When Francis falls deeply in love with kind-hearted Mieze, his life finally seems to take a turn for the better. But Reinhold isn't willing to let go of his "protégé".
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Ottu nimmt den Neuankömmling im Asylantenheim unter seine Fittiche: Schwarzarbeit auf dem Bau am Alexanderplatz bleibt Francis als einzige Möglichkeit, Geld zu verdienen. Als er nach einem blutigen Streit vermeintlich sein Gegenüber getötet hat, ist er nicht nur den Job los: Er kann nicht in seine Unterkunft zurückkehren. So haben der psychopathische Reinhold und dessen herrischer Boss Pums, ein auch körperlich brutaler Old-School-Gangster hinter bürgerlich-väterlicher Fassade, leichtes Spiel. Zunächst versorgt Francis die Drogendealer in Berliner Parkanlagen täglich mit Mittagessen, Pums findet aber, er sei für den Caterer-Job zu schade. Aus Eifersucht stößt der sexsüchtige, aber impotente Reinhold seinen Untermieter, dem er stets die frustrierten Gespielinnen überlassen hat, aus dem fahrenden Auto: Francis verliert seinen linken Arm.
Die Sexclub-Besitzerin Eva, die Francis auf solch ungewöhnlichem Weg kennen und lieben gelernt hat, kümmert sich um ihn – und bittet sein bestes Pferd im Stall, Mieze, sich um den nicht nur physisch Verletzten zu kümmern. Der von den Frauen konsequent wie Döblins Biberkopf Franz genannt und zu ihrem Zuhälter erwählt wird. Was diesen nur finanziell glücklich macht: Er verschweigt Mieze sein ambivalentes Verhältnis zu Reinhold und kehrt sogar in Pums‘ Dienste zurück – diesmal als Drogendealer in der Hasenheide. „Männer wie ich sind aus der Mode gekommen“ stellt Pums fest und ahnt nicht, wie recht er hat: Nach einem Autounfall ergreift Reinhold die Chance, den Boss vom Thron zu stürzen. Seine Eifersucht auf Franz‘ demonstrativ offenbartes kleinbürgerliches Familienglück lässt Reinhold nicht ruhen: Er erwürgt die schwangere Mieze und richtet es so ein, dass Franz als Mörder verhaftet wird.
Dieser will sich – zum wiederholten Mal – umbringen, erwacht jedoch von Visionen geplagt in seiner Zelle. Doch auch Reinhold geht es nicht besser, sodass er den Mord an Mieze gesteht. In einem allegorischen, der Romanvorlage durchaus entsprechenden, aber hier leider schier unerträglichen Finale in Hollywood-Manier erkennt Franz, dass er den falschen Stimmen gefolgt ist und daher niemandem die Schuld an seinem Schicksal geben kann. Er akzeptiert die Verantwortung für das eigene Fehlverhalten und sitzt seine Strafe ab. Vier Jahre später ist aus Franz wieder Francis geworden: Aus dem Gefängnis entlassen kehrt er an den Alexanderplatz zurück.
In seinem nach „Shahada“ und „Wir sind jung. Wir sind stark“ dritten Spielfilm hat Burhan Qurbani den im Stil filmischer Montage im Jahr 1929 geschriebenen Romanklassiker „Berlin Alexanderplatz“ Alfred Döblins binnen 183 nicht durchgängig spannender Minuten nicht einfach adaptiert, sondern in unserer Gegenwart angesiedelt und damit quasi fortgeschrieben. Was sicherlich der bessere Weg ist, als sich mit Rainer Werner Fassbinders expressiv-verfremdeter und dabei kongenial-sozialkritischer 14-teiliger TV-Serie von 1980 vergleichbar zu machen. Der Cast birgt einige – positive – Überraschungen. Die größte ist Welket Bungué, der aus Xitole, einem Dorf in Guinea-Bissau, stammt. Aufgewachsen in Portugal und ausgebildet in Brasilien hat er im Historiendrama „Joaquim“ 2017 im Wettbewerb der Berlinale auf sich aufmerksam gemacht. Als die Casterin Alexandra Koknat ihn in Rio aufspürte, dachte er zunächst an eine Spam-Mail.
Burhan Qurbani: „Die Entscheidung, den Film aus der Sicht eines schwarzen Flüchtlings zu erzählen, lag für mich rein räumlich nah: Ich wohnte damals schon einige Jahre am Volkspark Hasenheide und begegnete jeden Tag den zumeist schwarzen Dealern im Park. So wie Franz Biberkopf aus dem Roman, ein Kleinkrimineller und Gelegenheitsarbeiter in den 30iger Jahren, lebten diese Männer in einer Parallelwelt zum bürgerlichen Deutschland. Sie sind an den Rand der Gesellschaft gespült worden. Als ein Kind afghanischer Flüchtlinge kannte ich das Gefühl, hier fremd zu sein und als etwas Fremdes angeschaut zu werden. Das ist ein Gefühl, das sich durch alle meine Arbeiten zieht. Dann sah ich die Möglichkeit, diesen ebenfalls ausgegrenzten und diskreditierten Menschen filmisch ein Gesicht zu geben.“
Pitt Herrmann