Little Joe - Glück ist ein Geschäft

Österreich Großbritannien Deutschland 2018/2019 Spielfilm

Summary

The scientist Alice works in a company that specialises in the breeding of new plant species by means of genetic manipulation. One day she has a breakthrough: the cultivation of a purple-red flower that with ideal temperature and nutrition as well as regular encouragement makes its owner happy. Contrary to regulations, Alice takes one of the flowers home with her in order to make her son Joe happy. Mother and son give the plant the name Little Joe. But soon Alice has the unpleasant feeling that Little Joe is not as harmless as it appears.

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Heinz17herne
Heinz17herne
Alice Wooday ist eine junge, ehrgeizige Wissenschaftlerin bei Planthouse Biotechnologie, einem britischen Unternehmen, das sich mit der Entwicklung neuer Pflanzenarten beschäftigt und dabei voll auf Genmanipulation setzt. Die alleinerziehende Mutter des kleinen Joe, der von seinem auf dem Land lebenden Vater Ivan nichts wissen will und nichts dagegen hätte, wenn seine Mutter dem steten Werben ihres in etwa gleichaltrigen Kollegen Chris nachgeben würde, hat eine purpurrote Blume erschaffen, die nicht nur wunderschön ist, sondern wie einst das Tamagotchi auch eine besondere therapeutische Wirkung hat: bei idealer Temperatur unter einer Wärmelampe und täglicher Wasserzufuhr sowie regelmäßigem menschlichen Zuspruch macht sie ihre Besitzer glücklich!

Tag und Nacht wachen Kameras über die Entwicklung verschiedener Designer-Pflanzen aus der Retorte in dem Hochsicherheits-Gewächshaus des englischen Unternehmens, mit denen sich der Laborchef Karl an der „Flower Fair“ beteiligen will, einer weltweit beachteten Fachmesse, die „sogar Exporte in die EU“ voranbringt: Zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im Herbst 2018 ging die österreichische Filmemacherin Jessica Hausner offenbar davon aus, dass zur Uraufführung im Mai 2019 in Cannes Großbritanniens Austritt aus der Europäischen Union vollzogen worden ist.

„Was die Pflanzen wirklich brauchen, ist Liebe“ weiht Alice ihren Sohn ein, dem sie heimlich ein Exemplar der nun „Little Joe“ genannten Blume mit nach Hause nimmt. Was streng verboten ist, da weder die Versuchsreihen im Labor noch die Auswertung der Erfahrungen mit Probanden abgeschlossen sind. Im Gegensatz zu Ric, der die gefilmten Gespräche mit Letzteren auswertet, ist Alice zunehmend besorgt über Nebenwirkungen der euphorisierenden Wirkung des Blütenstaubs: Die Mutter des jungen Mädchens Ella etwa spricht von einer bisher nie gekannten Launenhaftigkeit der Tochter. Verändern die Blütenpollen die Persönlichkeit der Probanden?

Zu einem ersten ernsten Zwischenfall im Unternehmen kommt es, als Bello, der stets friedliche und von allen geliebte Vierbeiner von Bella, der erfahrensten Pflanzenzüchterin des Unternehmens, in einem unbeobachteten Moment durch die aufwändig gesicherte Türschleuse zum klinisch-sterilen Treibhaus schlüpft. Das Menschen nach gründlicher Desinfektion nur mit Mundschutz betreten dürfen. Als Chris das Tier einfangen will, kommen beide mit Blütenpollen in Berührung. Was zunächst bei Bello Wirkung zeigt: der Vierbeiner wird störrisch und anderntags derartig aggressiv, dass Bella ihn einschläfern lässt. Die begleitende Blutuntersuchung des Tierarztes ergibt allerdings keine Anhaltspunkte für eine ungewöhnliche Reaktion.

Dennoch zeigt sich nicht nur Bella alarmiert. Alice hat „Little Joe“ auftragsgemäß steril designt und Karls beste Züchterin vermutet, dass die Blume über ihre Pollen versucht, einen Ausweg zur eigenen – natürlichen – Vermehrung zu finden. Eine steile These, welche die Wissenschaftler ins Reich der Phantasie einer Frau verbannen, die zeitweise so stark unter dem Burn-Out-Syndrom litt, dass sie einen Selbstmordversuch unternahm. Aber auch Alice bemerkt Veränderungen im Verhalten ihres Sohnes, der ihr immer häufiger widerspricht, mit Selma eine Klassenkameradin als beste Freundin aus dem Hut zaubert, die ihn sogar schon einmal zu seinem Vater aufs Land begleitet hat. Und der er nun, natürlich heimlich, mit Mutters entwendeter Keycode-Karte Zutritt zum Treibhaus verschafft – ohne Mundschutz. Plötzlich will Joe partout zu dem bisher von ihm verschmähten Vater Ivan ziehen, auch wenn das einen erheblich längeren Schulweg bedeutet.

Nach einem unerklärten technischen Problem mit der Treibhaustür, Bella musste sich den Rückweg durch ein Oberlichtfenster bahnen, hat die Züchterin vergeblich versucht, die Versuchsreihe von „Little Joe“ durch Manipulation der Heizung zu torpedieren. Nun wird Alice dabei erwischt, ihrer Skepsis durch Sabotage Nachdruck zu verleihen – und Chris muss körperliche Gewalt anwenden. Es gelingt ihm, alles unter der Decke zu halten: auf der Flower Fair wird „Little Joe“ mit dem European Herb and Health Award ausgezeichnet. Glänzende Geschäftsabschlüsse sorgen für Schampus-Laune bei Karl und dem Team Wooday...

Erinnert sich noch jemand an Roger Cormans B-Picture „Little Shop of Horrors“ aus den frühen 1960er Jahren? So schwungvoll-lustig wie beim horriblen Blumenladen-Kaktus geht’s im gekünstelten Science-Fiction-Kosmos von Geraldine Bajard und Jessica Hausner nicht zu. Was nicht zuletzt auch an der Tonspur liegt: enervierende Technik-Geräusche wechseln ab mit auf Dauer nicht minder unerträglichen arabeskenhaften fernöstlichen Melodienfolgen des Minimalisten Teiji Ito.

Martin Gschlachts Kamera bewegt sich in hochartifiziellen Interieurs, bis auf ein traditionell eingerichtetes Pub und Ivans Naturstein-Haus im Outback wird die Außenwelt ausgeblendet. Alices cleane Designerwohnung ist in die gleichen hellen Pastelltöne getaucht wie die Planthouse-Sozialräume, die Dienstkleidung und selbst ihre privaten Klamotten und ihr orangegetöntes Haar fügen sich farblich nahtlos ein. Um dann umso mehr in Kontrast zu treten mit den knallrot ins Auge stechenden Wänden des Behandlungszimmers ihrer Psychotherapeutin. „Little Joe“ spielt in einer unbestimmten Nah-Zeit, von Dystopie kann eigentlich nicht die Rede sein. Hausners fünfter Spielfilm kommt der beklemmenden Atmosphäre ihres Thrillers „Hotel“ sehr nahe. Wieder sind ihre Protagonisten getrieben in immer neue Einbildungen, die stets das Schlimmste vermuten lassen. Nur ist diesmal der Horror greifbarer, konkretisiert an einem aus der Kontrolle geratenen Einsatz der Gentechnik. Free-TV-Premiere ist am 11. Mai 2022 auf Arte.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Shoot

    • 11.08.2018 - 09.10.2018: Wien, Krems, Veiling Rhein-Maas, Liverpool und Umgebung
Duration:
105 min
Format:
DCP 2K, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 15.11.2019, 195335, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (FR): Mai 2019, Cannes, IFF;
Kinostart (DE): 09.01.2020

Titles

  • Originaltitel (DE) Little Joe - Glück ist ein Geschäft

Versions

Original

Duration:
105 min
Format:
DCP 2K, 1:1,85
Video/Audio:
Farbe, Dolby
Censorship/Age rating:

FSK-Prüfung (DE): 15.11.2019, 195335, ab 12 Jahre / feiertagsfrei

Screening:

Uraufführung (FR): Mai 2019, Cannes, IFF;
Kinostart (DE): 09.01.2020

Awards

IFF Cannes 2019
  • Beste Darstellerin