Reinhild Dettmer-Finke

Regie, Drehbuch

Biografie

Reinhild Dettmer-Finke, geboren 1959, studierte Germanistik, Politische Wissenschaft und Pädagogik in Hannover. Nach dem Zweiten Staatsexamen sammelte sie in Hamburg als Volontärin und Assistentin erste Redaktionserfahrungen. 1988 begann sie als freie Autorin und Filmemacherin zu arbeiten, vornehmlich für das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Der Schwerpunkt ihrer zahlreichen Dokumentarfilme und Reportagen lag dabei von Beginn an auf politischen und gesellschaftlichen Themen.  Für "Der Krieg, der Hass, der Friede – Reise ins ehemalige Jugoslawien" (1994) sprach sie mit Frauen, die im Balkankrieg Kinder, Familienangehörige und ihr Zuhause verloren haben; in "Der tiefe Schnitt" (1996) ging es um Frauen, die sich selbst verletzen. Zusammen mit Jochen Loebbert realisierte sie die zehnteilige Langzeitdokumentation "Existenzgründer" (1998), mit Sigrid Faltin die Dokumentation "Traumziel Fussballstar" (2001), mit Claudia Déja "Wie unfruchtbare Männer Väter werden" (2002).

Für die SWR-Reihe "Schätze der Welt" über Stätten des UNESCO-Kultur- und -Naturerbes, drehte Dettmer-Finke 2002 Beiträge in Georgien und Aserbaidschan. In dem hoch gelobten Dokumentarfilm "Taxi nach Afrika" (2002) begleitete sie einen jungen Fußballprofi aus Afrika, der in Deutschland arbeitet und regelmäßig seine große Familie in Mali unterstützt. Der mehrfach preisgekrönte Film "Wie Handschuhe voll Sand" (2006) porträtiert Menschen, die mit der Nervenkrankheit ALS leben.  

Viel Kritiker*innenlob erhielt auch "Shoah und Pin-Ups" (2007), ein Porträt des 80-jährigen Holocaust-Überlebenden und Künstlers Boris Lurie, der in New York lebt und in seinen äußerst provokativen Arbeiten die Shoa und seine persönlichen Erlebnisse verarbeitet. Reinhild Dettmer-Finkes thematische Bandbreite umfasst auch Filme wie "Der Bauch von Tokyo" (2013), über die Märkte der Megacity und die Folgen der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011, der auf zahlreichen Festivals in aller Welt lief und mehrere Auszeichnungen erhielt.

Einen kritischen Blick auf gesellschaftliche Tendenzen warf Reinhild Dettmer-Finke, die mit ihrer Firma defi-filmproduktion auch selbst produziert, in den Reportagen "Du sollst Dich optimieren" (2017) und "Fit für die Firma – Die optimierten Angestellten" (2017); in "Design ist niemals unschuldig" (2021) erkundete sie, wie die zeitgenössische Designpraxis auf Probleme wie Umweltzerstörung und Klimawandel reagiert.  

Für den Kino-Dokumentarfilm "IRRE oder Der Hahn ist tot" (2022) beobachtete sie die Arbeit der Freiburger Hilfsgemeinschaft, einer Anlaufstelle für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen, wobei Dettmer-Finke vor allem die Betroffenen selbst zu Wort zu kommen lässt. Im August 2022 wurde Reinhild Dettmer-Finke für ihr Schaffen mit dem Reinhold-Schneider-Preis ausgezeichnet, dem Kulturpreis der Stadt Freiburg. Der Kinostart von "IRRE oder Der Hahn ist tot" erfolgte im Juli 2023.