I am the Tigress

Österreich Deutschland 2019/2020 Dokumentarfilm

Inhalt

Tischa "The Tigress" Thomas hat ein klares Ziel: Sie will sich den Titel als beste Bodybuilderin der Welt holen. Mit ihrem 17-Zoll-Bizeps und ihren enormen Rückenmuskeln ist sie eine starke und zugleich hochsensible Person, die gegen Selbstzweifel und gesellschaftliche Diskriminierung ankämpft und sich danach sehnt, von anderen um ihrer selbst willen akzeptiert zu werden.

Ihren Unterhalt verdient sich Tischa als Domina, ihr wichtigster Partner ist ihr 70-jähriger Mitbewohner Eddie, der sie bei den Wettbewerben unterstützt. Doch als sie den Traum vom Titel verfehlt, bricht für Tischa eine Welt zusammen – und plötzlich stellt sich die Frage: Ist sie bereit ist für ein Leben jenseits der Wettkampfbühnen?

Quelle: Filmfestival Max Ophüls Preis 2021

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Heinz17herne
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„Ich liebe, was ich kreiert habe“: Tischa „The Tigress“ Thomas posiert vor dem Spiegel – und der Kamera des Co-Regisseurs Dino Osmanović. Die Bodybuilderin, die einst 150 Kilo gewogen hat, ist mit ihrem Erscheinungsbild zufrieden. Sie inszeniert ihren Auftritt, rückt ihre alles andere als weiblichen Muskelpakete ins rechte Licht. 130 Euro hat sie allein für die „natürliche Bräune“ ihrer Haut bezahlt, jetzt läuft ihr die dunkle Suppe aus allen Poren. Und wer bekommt ihren Frust ‘mal wieder ab: ihr väterlicher Freund Eddy alias Edward Zahler.

Er begleitet die amerikanische Körper-Performerin zu Bodybuildingshows in den USA und, erstmals außerhalb der Vereinigten Staaten, in die rumänische Hauptstadt Bukarest. Er teilt mit ihr kleinste Hotelzimmerchen, weil es an Geld eigentlich immer mangelt, und unterstützt sie vor allem mit unglaublicher Langmut bei ihrem täglichen Training: Die 47-jährige Tischa Thomas arbeitet so akribisch wie besessen an ihrem Traum, die „Nummer Eins“ weltweit zu werden. Wovon sie freilich noch weit entfernt ist, wie kleine und große Niederlagen schmerzlich offenbaren.

„Look at you. Look what you’ve done. Look what you’ve created. Do you like that? And I will say to myself in the mirror: Yeah, I do like this“: Es war ein langer, entbehrungsreicher, physisch und psychisch schmerzvoller Weg von der schwer übergewichtigen dreifachen Mutter zur Tigerin. Nun ruft sie selbstbewusst „Girls have muscles“ ihren Enkeln zu, die in einschlägigen Posing-Magazinen blättern, während Tischa ihnen die kleinen Fingernägel mit Glitter lackiert, damit sie so aussehen wie die von Grandma. Tischas Tochter Jasmine Acevedo nimmts mit Gelassenheit hin.

Was nur Eddy, selbst einst ein erfolgreicher Muskelprotz, mitbekommt: Wenn es ‘mal wieder eng wird und Leere im Kühlschrank herrscht, verdingt sich Tischa als Model und (Online-) Domina: Eine „muscle worship session“ bringt immerhin einige hundert Dollar. Wenn Tischa sich auf der Straße zeigt, ist sie verbalen Attacken ausgesetzt, die sie mit ebenbürtiger Vehemenz pariert: Männer, aber auch Kinder, bestreiten, dass sie mit ihren maskulinen Körperformen eine „richtige“ Frau ist. Zumal die Hormone, welche sie sich regelmäßig spritzt, immer wieder für Bartwuchs im Gesicht sorgen.

Das Romania Muscle Fest in Bukarest ist ein Reinfall: nur der sechste Platz. Das reicht noch nicht einmal für die Fahrtkosten. Tischa ist deprimiert, reißt sich die Perücke vom Kopf. Aber in der Karaoke Bar vergisst sie alle Sorgen, wenn sie „The eye of the tigress“ singt. Und ist auch wieder gegenüber Eddy friedlich gestimmt: der hatte sich als ihr Lebensgefährte ausgegeben, was bei der, so ihre Selbsteinschätzung, „attraktiven Singlefrau“ zu einem fürchterlichen – und voll ungerechten - Wutausbruch geführt hat. Ohne Edward Zahler wäre „The Tigress“ nur ein zahmer Bettvorleger…

Am Ende des Dokumentarfilms, der im Juni 2021 bei der Diagonale in Graz seine Österreichische Erstaufführung erlebte, wird Tischa von den sanften Wellen des Meeres getragen, auf denen sie tiefenentspannt schwebt. Um neue Kraft zu schöpfen für die nächsten Schritte zur Verwirklichung ihres großen Traumes…

Philipp Fussenegger ist ein Beobachter, der sich jeglicher Kommentierung zum beim Bodybuildung doch stark gewöhnungsbedürftigen Begriff von Weiblichkeit enthält. Im Gegenteil ist er zusammen mit Dino Osmanović bemüht, auch in den freizügigsten Szenen das einzige Objekt seiner Dokumentation nicht voyeuristischen Blicken des Publikums auszusetzen. „I Am The Tigress“ ist das Gegenteil einer Heldinnengeschichte: Melancholie überwiegt in Tischas Gesichtsausdruck, Trauer gar über vertane Chancen und schmerzhafte Niederlagen. Doch dann setzt sich wieder der unbändige Wille einer Frau mit grenzenlosem Selbstoptimierungsdrang durch.

Pitt Herrmann

Credits

Alle Credits

Dreharbeiten

    • 05.08.2019 - 18.10.2019
Länge:
80 min
Format:
DCP 2k, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.04.2022, 212137, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 18.01.2021 - 24.01.2021, Max Ophüls Preis - Online Edition, VoD;
Kinostart (DE): 14.04.2022

Titel

  • Originaltitel (DE) I am the Tigress

Fassungen

Original

Länge:
80 min
Format:
DCP 2k, 1:1,85
Bild/Ton:
Farbe, Dolby
Prüfung/Zensur:

FSK-Prüfung (DE): 11.04.2022, 212137, ab 16 Jahre / feiertagsfrei

Aufführung:

Veröffentlichung (DE): 18.01.2021 - 24.01.2021, Max Ophüls Preis - Online Edition, VoD;
Kinostart (DE): 14.04.2022