Darsteller, Regie, Drehbuch, Schnitt, Produzent
Berlin Zürich, Schweiz

Biografie

Erwin Leiser wurde am 16. Mai 1923 in Berlin-Hohenschönhausen als Kind jüdischer Eltern geboren. Der Vater, Rechtsanwalt, ab 1933 mit Berufsverbot belegt, starb 1937. Nach dem Novemberpogrom 1938 floh die Mutter mit ihrem Sohn nach Lund, Schweden, wo Leiser sein Abitur machte, dann Literaturgeschichte, Philosophie, Psychologie und Deutsch studierte und begann, als Journalist, Theater- und Literaturkritiker zu arbeiten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Leiser in Schweden zunächst freiberuflicher Journalist für Rundfunk und Fernsehen, arbeitete als Übersetzer (u.a. von Bertolt Brecht, Max Frisch, Friedrich Dürrenmatt, Nelly Sachs, Paul Celan) und als Feuilletonredakteur der Stockholmer sozialdemokratischen Tageszeitung Morgon-Tidningen. 1959/60 entstand sein erster Kinofilm "Den Blodiga tiden" (wörtlich: "Die blutige Zeit"; deutscher Verleihtitel: "Mein Kampf"), ein über zweistündiger Kompilationsfilm aus Archivaufnahmen über Hitler und die Verbrechen der NS-Diktatur. Die Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus blieb das zentrale Thema von Leisers Arbeit.

1961 zog Leiser nach Zürich, wo er bis zu seinem Tod lebte und arbeitete. Im selben Jahr erschien sein Dokumentarfilm "Eichmann und das Dritte Reich", produziert von der Schweizer Praesens Film in Co-Produktion mit Artur Brauners CCC. Während der Prozess gegen Adolf Eichmann in Israel stattfand, porträtierte Leiser den "Schreibtischtäter" und eiskalten Organisator des Massenmords an den Juden. Es folgten weitere Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, u.a. der für die ARD entstandene Fernsehfilm "Deutschland, erwache!" (1968), eine Analyse des nationalsozialistischen Propagandafilms.

In der Folge befasste Leiser sich auch mit anderen aktuellen Themen der Gegenwart, so die Lage der Kinder und Jugendlichen in Elendsvierteln der sogenannten "Dritten Welt" in "Keine Welt für Kinder" (1972) und die nukleare Bedrohung in zwei Filmen über Überlebende des Atombombenabwurfs, "Wähle das Leben" (1963) und "Hiroshima – Erinnern und Verdrängen" (1985). Fürs Fernsehen drehte er auch Künstlerporträts, u.a. über Fritz Lang (1968), Hans Richter (1968, 1973) und den amerikanischen Pop-Art-Maler James Rosenquist (1986). "Die Mitläufer" (1984, mit Eberhard Itzenplitz) war wieder ein Dokumentarfilm über den Alltag im Nationalsozialismus. In einer Spielhandlung treten u.a. Armin Mueller-Stahl, Karin Baal und Gottfried John auf. "Zehn Brüder sind wir gewesen" (1995) handelt von Auschwitz und der Vernichtung der europäischen Juden. In "Pimpf war jeder" (1993) begegnete Leiser ehemaligen Mitschülern wieder und befragte sie zur gemeinsamen Schulzeit im NS-Staat. "Das Prinzip all dieser Filme lautete, keine Urteile zu verkünden, sondern die Zuschauer selbst aktiv zum Urteilen einzuladen." (Nachruf in Die Zeit, Nr. 36, 30.8.1996).

Erwin Leiser, der auch mehrere Bücher publizierte (so die Autobiografie "Gott hat kein Kleingeld", 1993) und für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet wurde (u.a. Ehrendoktor der Universität Stockholm), war 1966 bis 1969 Künstlerischer Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin. Im Juli 1996 wurde er zum Direktor der Sektion Film- und Medienkunst der Akademie der Künste in Berlin-Brandenburg gewählt. Er starb am 22. August 1996 in Zürich.

 

FILMOGRAFIE

1995
  • Regie
  • Drehbuch
1995
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Produzent
1994
  • Regie
  • Drehbuch
1992/1993
  • Regie
  • Drehbuch
  • Interviews
  • Produzent
1993
  • Mitwirkung
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
1992
  • Regie
  • Drehbuch
1992
  • Regie
1991
  • Regie
1991
  • Regie
  • Drehbuch
1988
  • Co-Produzent
1988
  • Sprecher
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Interviews
  • Produzent
1983/1984
  • Regie
  • Drehbuch
1982
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1981
  • Regie
  • Produzent
1981
  • Regie
  • Drehbuch
1977
  • Regie
  • Drehbuch
1975
  • Regie
1972
  • Regie
  • Produzent
1969
  • Regie
1967/1968
  • Regie
  • Drehbuch
  • Produzent
1965
  • Regie
  • Künstlerische Oberleitung
1964
  • Regie
1964
  • Regie
1963
  • Regie
  • Drehbuch
1960/1961
  • Regie
  • Drehbuch
1959/1960
  • Regie
  • Drehbuch
  • Kommentar
  • Schnitt