Darsteller, Regie, Produzent
Usak, Türkei

Biografie

Mehmet Kurtuluş, geboren am 27. April 1972 in Uşak in der Türkei, zog im Alter von zwei Jahren mit seinen Eltern und zwei Geschwistern ins niedersächsische Salzgitter, wo sein Vater türkisch unterrichtete.

Während der Schulzeit engagierte sich Kurtuluş bereits in der Theater-AG seines Gymnasiums und sammelte erste Schauspielerfahrungen. 1991, nach seinem Abitur, spielte er kurzzeitig am Staatstheater Braunschweig, bevor er nach Hamburg zog.

1993 hatte Kurtuluş seinen ersten, kleinen Fernsehauftritt in der Krimiserie "Adelheid und ihre Mörder", für welche er auch als Regieassistent tätig war. Trotz der Kürze seines Auftritts wurde Evelyn Hamann auf ihn aufmerksam – nach Kurtuluş Angaben seine "Entdeckerin". Hamann verwies ihn an die Schauspiellehrerin Anne Marks Rocke, bei der er eine zweijährige Schauspielausbildung absolvierte. Ebenfalls durch Evelyn Hamanns Zuspruch erhielt er eine Rolle in der Bühnenproduktion "Pfefferkuchen und Gin", mit Hamann in der Hauptrolle. Das Stück war 1994 und 1995 in der Komödie am Winterhuder Fährhaus in Hamburg und am Theater am Kurfürstendamm in Berlin zu sehen.

In Hamburg inszenierte Kurtuluş 1994 seinen Kurzfilm "Sprachlos"; dabei lernte er den Regisseur Fatih Akın kennen, mit dem er in den nächsten Jahren einige Filmprojekte realisierte. Die Zusammenarbeit begann mit dem Kurzfilm "Getürkt" (1996), gefolgt von Akins viel beachtetem Langfilmdebüt "Kurz und Schmerzlos" (1998). Für seine Leistung in diesem Film wurde Kurtuluş mehrfach preisgekrönt: Mit dem Bronzenen Leopard beim Locarno Film Festival, dem Goldenen Alexander beim Thessaloniki International Filmfestival und mit dem Grimme-Preis. 2000 war er neben Moritz Bleibtreu in Akins "Im Juli" in der tragenden Rolle des Isa zu sehen, der versucht, die Leiche seines Onkels von Deutschland in die Türkei zu schmuggeln.

Obwohl Mehmet Kurtuluş nicht auf einen ethnischen Rollentyp festgelegt, sondern als Schauspieler wahrgenommen werden wollte, wurde er meist als Türke oder Südländer besetzt. So ist beispielsweise sein Charakter in Roland Suso Richters mehrfach ausgezeichnetem TV-Zweiteiler "Der Tunnel" (2001) nicht türkischer, sondern italienischer Herkunft. Doris Dörries "Nackt" (2002) markierte seine erste Rolle ohne eine direkte Referenz auf seine türkische Abstammung. Umgekehrt machte er sich auch in der Türkei mit Filmen wie "Abdülhamit düşerken" ("Der Fall des Abdul Hamid II"; 2003) einen Namen.

Kurtuluş koproduzierte Fatih Akın’s "Gegen die Wand" (2004) und wirkte in der kleineren Rolle eines Barbesitzers mit. "Gegen die Wand" war ein enormer Erfolg bei Kritik und Publikum, weit über Deutschland hinaus. Er gewann unter anderem den Goldenen Bären und den European Film Award.

Nach dem Fernsehfilm "Eine Liebe In Saigon" (2006), in welchem er an der Seite von Désirée Nosbusch (mit der er seit dem Dreh bis 2013 liiert war) die Hauptrolle eines Minen-Entschärfers spielte, sah man Kurtuluş 2007 erstmals als "Tatort"-Kommissar: In "Wem Ehre gebührt" (Buch und Regie: Angelina Maccarone), über einen Fall von "Ehrenmord", spielte er einen türkischstämmigen LKA-Ermittler. 2008 trat er dann die Nachfolge von Robert Atzorn in den Hamburger "Tatort"-Folgen an, als erster "Tatort"-Kommissar türkischer Herkunft. Im Vorfeld war er mit den Drehbuchautoren Thorsten Wettcke und Christoph Silber sowie dem Regisseur Richard Huber an der Entwicklung seiner Rolle beteiligt. So entstand ein konzeptionell neues Format für den "Tatort", da sein Kommissar Cenk Batu der erste verdeckte Ermittler in der Geschichte der Reihe wurde. Für seine Leistung in der ersten Folge "Auf der Sonnenseite" (2008) erhielt Kurtuluş erneut den Grimme-Preis. 2010 wird ihm von der Hamburger Polizei der "Polizeistern" verliehen, welcher Personen ehrt, die die öffentliche Wahrnehmung der Polizei Hamburg stärken und positiv hervorheben. Neben dieser Rolle war er unter anderem in einer Nebenrolle des Kinofilms "Transfer" (2010) von Damir Lukacevic zu sehen, der beim Shriekfest Los Angeles als Bester Science Fiction Film ausgezeichnet wurde. Im Herbst 2011 spielte er den "Othello" am Alten Schauspielhaus Stuttgart. Bereits vorher hatte er sich nach drei Jahren und sechs Folgen gegen eine Verlängerung seines Vertrags als "Tatort"-Kommissar entschieden, um sich verstärkt internationalen Projekten zu widmen.

In der folgenden Zeit pendelte Kurtuluş zwischen Amerika, Deutschland und der Türkei. 2012 zog es nach Los Angeles. Er bildete sich im Sanford-Meisner-Center weiter, einer bekannten Schauspielschule in Burbank, die sich ganz der Lehre der Meisner-Technik widmet. 2014 spielte er eine zentrale Rolle als Schurke und Gegenspieler von Samuel L. Jackson in dem Action-Abenteuer "Big Game" (GB/FI/DE).  Zu Kurtulus weiteren Rollen gehören unter anderem ein Arzt in Til Schweigers "Honig im Kopf" (2014), ein ägyptischer Archäologe in "Fünf Freunde 4" (2015) und der strenge Schwager einer temperamentvollen Deutschtürkin in "8 Sekunden – Ein Augenblick Unendlichkeit" (2015).

2015 übernahm Kurtuluş zudem eine Rolle in der türkischen Serie "Muhteşem Yüzyıl Kösem" ("Magnificent Century", 2015-2016), in welcher er in 18 Episoden als Dervisch Mustafa zu sehen war. Seine Arbeit in der Türkei führte er fort mit Nebenrollen in dem feministischen Drama "Clair Obscur" (2016) und der von Netflix produzierten Fantasy-Serie "Hakan: Muhafiz" ("The Protector", 2018); in der Krimikomödie "Lady Winsley" (FR/TR/BE 2019) hatte er eine Hauptrolle als Istanbuler Inspektor in der türkischen Provinz. Dazwischen verkörperte er bei den Nibelungen-Festspielen in Worms 2017 den Etzel.

Auf deutschen Kinoleiwänden sah man Kurtuluş in der Teenage-Komödie "Abikalypse" (2019) als Vater einer der jugendlichen Hauptfiguren.

 

Autorin: Esra Kartal

Dieser Text wurde im Rahmen des Masterstudiengangs "Filmkultur - Archivierung, Programmierung, Präsentation" erstellt, der von der Goethe-Universität Frankfurt am Main und dem DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum gemeinsam angeboten wird.

FILMOGRAFIE

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