Darsteller, Regie, Drehbuch, Produzent
Ahlen München

Biografie

Imo Moszkowicz wurde am 27. Juli 1925 als eines von sechs Kindern eines jüdischen Schuhmachers im westfälischen Ahlen geboren. Moszkowicz' Vater emigrierte aufgrund der politischen Lage und der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach Argentinien, der Versuch, seine Familie nachkommen zu lassen, misslang. Im Anschluss an die Reichsprogromnacht 1938 wurde die gesamte Familie vertrieben und siedelte zunächst nach Essen um, bis sie 1942 ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurde. Sowohl seine Mutter als auch seine beiden Brüder Hermann und David wurden dort ermordet. Moszkowicz selbst wurde zur Zwangsarbeit in das KZ Buna/Monowitz verschleppt. Erst 1945 zum Kriegsende von der Roten Armee befreit, kehrte er schließlich nach Deutschland zurück.

Bereits wenige Wochen nach seiner Befreiung spielte Moszkowicz, der während seiner Internierung Interesse für die Schauspielerei entwickelt hatte, an der Jungen Bühne in Warendorf und am Westfalentheater in Gütersloh. Um seine Fertigkeiten zu verfeinern, schrieb er sich in Düsseldorf an der Dumont-Lindemann Schauspielschule ein. Dort wurde Gustaf Gründgens auf ihn aufmerksam und holte ihn als seinen Regieassistenten ans Düsseldorfer Schauspielhaus. Im gleicher Funktion arbeitete er danach mit Fritz Kortner am Berliner Schillertheater.

Durch diese Erfahrungen verlegte Moszkowicz seinen Schwerpunkt von der Schauspielerei auf die Regie. So war er an den Kammerspielen in Santiago de Chile als Regisseur und Schauspieler tätig; in Sao Paulo, Brasilien, leitete er das Pro Arte Künstlertheater. Am israelischen Nationaltheater Habimah in Tel Aviv inszenierte er 1961 mit Siegfried Lenz' "Zeit der Schuldlosen" das erste Stück eines zeitgenössischen deutschsprachigen Autors in Israel. Im deutschsprachigen Raum führte er bei über 100 Aufführungen Regie, so etwa am Opernhaus Zürich, am Münchner Gärtnerplatztheater, der Oper Frankfurt und dem Grazer Opernhaus. Dabei blieb Moszkowicz' Theaterverständnis zeitlebens vom Ideal der Werktreue und der Achtung gegenüber den Texten der Dichter geprägt.

Zeitgleich entwickelte sich ab Ende der fünfziger Jahre das noch junge Medium Fernsehen zu seinem zweiten Schwerpunkt. Dort inszenierte er zunächst vor allem Theaterstücke im Studio, die oftmals live gesendet wurden, etwa Marcel Pagnols "Die Frau des Fotografen" (1958) und Mary Chases "Mein Freund Harvey" (1959).

Sein Kinodebüt gab er 1961 mit der Tragikkomödie "Max, der Taschendieb", mit Heinz Rühmann in der Titelrolle. Danach drehte er nur noch zwei weitere Kinofilme, das Melodram "Straße der Verheißung" (1962), über einen Mann (Mario Adorf) zwischen zwei zwei Schicksalswegen mit zwei gegensätzlichen Frauen (Karin Baal und Johanna von Koczian), und die turbulente Liebeskomödie "Es war mir ein Vergnügen" – die wegen der humoristisch dargestellten "Kuppelei", damals noch eine strafbare Handlung, erst ab 18 Jahren freigegeben wurde (später bekam der Film eine Freigabe ohne Altersbeschränkung).

Für den Rest seiner Karriere blieb Moszkowicz als Regisseur bei Bühne und (vor allem) Fernsehen, wo er mit seinem unermüdlichen Schaffensdrang zu einem Pionier des Fernsehspiels avancierte. Zu seinen Arbeiten zählen Komödien wie "Sie werden sterben, Sire" (1964) und "Liebe gegen Paragraphen" (1969), Krimiserien wie "Graf Yoster gibt sich die Ehre" (1968) und "Pater Brown" (1968-69) oder Familienserien wie "Donaug'schichten" (1968-70).

Auch in den siebziger und achtziger Jahren reichte die Bandbreite seines Schaffens von der Theodor Herzl-Filmbiografie "Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen" (1973) über Kinderserien wie "Klikla-Klawitter" (1973-76) und die "Tatort"-Folge "Das Lederherz" (1981) bis zu dem theaterhaften Historiendrama "Weltuntergang" (1984). Die Hamburger Kiez-Milieu- und Charakterstudie "Der kleine Riese" (1985) mit Hans Clarin und Doris Kunstmann war für viele Jahre seine letzte Regiearbeit. Zu den ungewöhnlichsten Volten von Moszkowicz' Karriere zählt sicherlich seine Funktion als Produzent bei Eckhart Schmidts skandalumwittertem Kinofilm "Der Fan" (1981), über eine Jugendliche (Desiree Nosbusch), die den von ihr verehrten Popstar tötet, zerstückelt und verspeist.

Von 1989 bis 1993 war Moszkowicz Intendant der Kreuzgangspiele Feuchtwangen. 1996 erschien seine Autobiografie "Der grauende Morgen", in der er auf eindringliche Weise die Schilderungen seiner Zeit im KZ mit seiner Nachkriegsbiografie am Theater und beim Fernsehen verwebte. Nicht zuletzt thematisierte er dabei, wie ihn die Erinnerung immer wieder heimsuchte, wie er vergessen wollte und es nicht konnte. Als Gastprofessor lehrte er am Salzburger Mozarteum, am Wiener Max-Reinhardt-Seminar und an der Grazer Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. 1991 erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz.

Erst Mitte der neunziger Jahre trat Moszkowicz wieder als Filmemacher in Erscheinung: 1994 gehörte er zum Produzententeam von Sönke Wortmanns Komödienhit "Der bewegte Mann", kurz darauf inszenierte er das Bauerndrama "Über Kreuz" (1995, TV), für das er mit dem Bayerischen Filmpreis als Bester Regisseur ausgezeichnet wurde. Nach einer weiteren Pause war die Animationsserie "Pumuckls Abenteuer" 1999 seine letzte Regiearbeit. Seine Filmografie umfasste zu diesem Zeitpunkt rund 200 Fernsehspiele und Serienfolgen.

2007 publizierte Imo Moszkowicz als Herausgeber das Buch "Schlussklappe. Ein Protokoll von Hoffnung und Verzagen.", die Chronologie eines Filmprojektes, dessen Realisierung Anfang der achtziger Jahre von einem öffentlich-rechtlichen Sender mit den Worten "weil wir den gesamten Themenkreis vorläufig nicht mehr strapazieren wollen" abgelehnt wurde – und das nun endlich Aussicht auf Realisierung hatte. Es handelte sich um Marga Spiegels autobiographisches Buch "Retter in der Nacht", in dem sie schildert, wie ihre Familie aus dem westfälischen Ahlen von 1943 bis 1945 von Bauern vor den Nazis versteckt wurde. Tatsächlich kam der Film schlussendlich zustande. Zusammen mit Otto Jägersberg verfasste Moszkowicz das Drehbuch zu "Unter Bauern" (DE/FR 2009). Die Hauptrollen spielten Veronica Ferres und Armin Rohde; die Regie führte Ludi Boeken.

Imo Moszkowicz, über den 2008 der 55-minütige Dokumentarfilm "Leben ohne Hass. Imo Moszkowicz - Ein Regisseur aus Deutschland" erschien, sprach häufig auch in öffentlichen Auftritten über den Holocaust. Er war langjähriges Mitglied im Rat der Überlebenden des Holocaust am Fritz Bauer Institut. Dort schrieb man im Nachruf auf ihn: "Eindrücklich im Gedächtnis blieb seine Rede auf dem Treffen der Überlebenden des KZ Buna/Monowitz in Frankfurt am Main 2004. Zur Eröffnung des Norbert Wollheim Memorials auf dem Gelände des ehemaligen IG Farben-Hauses (heute Sitz der geistes- und kulturwissenschaftlichen Fachbereiche der Goethe-Universität Frankfurt am Main) im November 2008 konnte er schon nicht mehr nach Frankfurt kommen."

Am 11. Januar 2011 starb Imo Moszkowicz nach langer Krankheit an seinem Wohnort Ottobrunn bei München. Er war verheiratet und hinterließ zwei Kinder. Sein Sohn Martin Moszkowicz ist als Filmproduzent tätig, seine Tochter Daniela Dadieu lebt als Schauspielerin in Ottobrunn.

FILMOGRAFIE

2008/2009
  • Drehbuch
2005
  • Mitwirkung
1994
  • Executive Producer
1984/1985
  • Regie
1983/1984
  • Darsteller
1984
  • Darsteller
1982
  • Regie
1981/1982
  • Produzent
1981
  • Regie
1977/1978
  • Regie
1976/1977
  • Regie
1974
  • Regie
1972
  • Regie
  • Drehbuch
1968/1969
  • Regie
1968/1969
  • Regie
1968/1969
  • Regie
1965
  • Regie
1964/1965
  • Regie
1961/1962
  • Regie
1959
  • Regie
  • Drehbuch
1959
  • Regie
  • Drehbuch
1957
  • Regie
  • Drehbuch