Dr. med. Sommer II

DDR 1970 Spielfilm

Comments

You have seen this movie? We are looking forward to your comment!

Heinz17herne
Heinz17herne
Als der junge Arzt Dr. Heiner Sommer in der Station IV des Kreiskrankenhauses Greiz eintrifft und beinahe über eine Putzfrau stolpert, die sich später als Schwesternschülerin Emmylie herausstellt, schallt es aus dem Lautsprecher der chirurgischen Abteilung: „Doktor Sommer auf die Vier bitte.“ Was der Neuankömmling, der hier in der „Perle des Vogtlandes“ seine Facharztausbildung abschließen möchte, nach Studium und Promotion bei Rittmeister in Halle aber bereits zwei Jahre in der Pathologie gearbeitet hat und also bereits über Praxiserfahrungen verfügt, durchaus auf sich bezieht.

Gemeint ist freilich sein künftiger Vorgesetzter, der Oberarzt, der den gleichen Nachnamen wie er trägt. Weshalb er sich fortan als „Sommer II“ titulieren lassen muss. Was Heiner nicht daran hindert, gleich ein ehernes Gesetz zu brechen, das lautet: „Keine Widerrede beim Chef am Tisch.“ Womit „Sommer I“ am OP-Tisch gemeint ist. „Sommer II“ widerspricht dem erfahrenen Praktiker nicht nur, er belehrt ihn geradezu. Was sich der joviale Oberarzt, der stets einen mehr oder minder treffenden literarischen Spruch auf Lager hat, zur Überraschung aller klaglos gefallen lässt – und dem wesentlich jüngeren Kollegen Recht gibt. In einem späteren Fall, bei dem es um ein an Masern erkranktes Kind geht, sogar im Nachhinein.

Als Heiner Sommer mitbekommt, wie der Patient Graswald die als Reinigungskraft missbrauchte Schwesternschülerin anmacht, lädt er Emmylie demonstrativ dazu ein, ihn bei seiner Runde durch die Station zu begleiten unter dem Motto „Spritzen statt Putzen.“ Letzteres wird wenig später ihre neu eingestellte Tante, Frau Buntschuh, übernehmen. Sommer II zeigt auch den Patienten gegenüber eine von Empathie getragene offene, wenn nötig aber auch bestimmte Art. Ist es doch sein erklärtes Ziel, die Ideale der Ärzteschaft in möglichst große Übereinstimmung mit der Klinik-Wirklichkeit zu bringen. So verspricht er dem Ingenieur Franke die Wahrheit zu sagen nach dessen Operation. Nicht nur Sommer I, auch der Klinikchef Prof. Hagedorn ist mit dem Neuen so zufrieden, dass er ihm eine gerade frei gewordene Stelle als Stationsarzt anvertraut.

Zum richtigen Einleben in Greiz gehören freilich auch eigene vier Wände, und seien sie auch nur zur Untermiete. Auf Dauer ist das Zimmer im Wohnheim der Klinik nichts für Heiner Sommer, der bei der Wohnungssuche von der ortskundigen Emmylie unterstützt wird. Als diese sich aus reinem Mitleid mit einer unheilbar kranken Frau dafür ausspricht, die Mutter von fünf Kindern friedlich sterben zu lassen, statt ihr Leiden künstlich zu verlängern, widerspricht Sommer II: „Wer leidet, lebt noch. Das Leben ist das Schönste, was wir haben.“ Schwester Gerda wundert sich, dass Sommer II als ehemaliger FDJ-Sekretär nicht „in der Partei“ ist, womit naturgemäß die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) gemeint ist. Sie selbst sei am 13. August 1961 als bewusstes Bekenntnis zur DDR eingetreten, nachdem der letzte Mediziner in den Westen abgehauen ist.

Heiner Sommer besucht seine Freundin Gunkel in Halle, die dort als Anästhesistin arbeitet. Er versucht vergeblich, sie nach Greiz zu holen: seine einstige Studienkollegin möchte weiter an einem universitären Forschungsprojekt arbeiten – und erfreut sich überdies einer schönen Neubauwohnung. Da kann Sommer II natürlich nicht mithalten. Und überhaupt, in der DDR herrscht Gleichberechtigung: Er könne ja nach Halle ziehen.

Die vorzeitig abgebrochene Operation des Patienten Franke hat ergeben, dass dieser unheilbar an Magenkrebs erkrankt ist und höchstens noch drei Monate zu leben hat. Weil ihn seine im Warenhaus arbeitende Gattin schon längere Zeit nicht mehr besucht hat, spricht Sommer II mit ihr: Schwester Ilse habe sie über den hoffnungslosen Zustand ihres Mannes informiert. Nun sei sie nicht stark genug, ihm Trost zu spenden oder gar Zuversicht zu geben. Als Heiner Sommer sein Versprechen einlösend dem Brücken-Bauer die Wahrheit sagt, bricht dieser die zum eigenen Leben ab, indem er von einem seiner selbst konstruierten Bauwerke springt.

Ein Schock, der die ganze Klinik erstarren lässt. Für den Oberarzt gelten in der als Wissenschaft begriffenen Medizin objektive Werte statt subjektive Stimmungen: dem Patienten dürfe nie die Hoffnung genommen werden. Zumal es, wie Prof. Hagedorn ergänzt, in der Medizin keine absoluten Wahrheiten gibt angesichts des jederzeit möglichen wissenschaftlichen Fortschritts. Dr. Merkel übernimmt die Stationsleitung, verhält sich aber wie alle im Team äußerst kollegial. Sodass Dr. Sommer II bald wieder seine Fähigkeiten am Tisch unter Beweis stellen kann. Überhaupt scheint dieser Schock einige seit langem überfällige Veränderungen auf den Weg zu bringen: die Opernsängerin Kossmann, eine bekannte Verdi-Interpretin, wird wohl die letzte Privatpatientin des Professors sein. Wie auch der Oberarzt seine Affäre mit einer Stationsschwester beendet. In Greiz bricht mit der von Heiner Sommer mit entwickelten Drei-Stufen-Pflege eine neue Zeit an…

„Dr. med. Sommer II“ gehört zu den ersten Filmen einer neuen, vor allem Gegenwartsstoffen verpflichteten Generation Babelsberger Regisseure wie Roland Gräf und Rainer Simon. An Originalschauplätzen wie dem Kreiskrankenhaus Greiz und dem Städt. Krankenhaus Berlin-Köpenick gedreht wirkten zahlreiche Klinikmitarbeiter als Statisten mit, aber auch Teammitglieder: Sowohl Regisseur Lothar Warneke als auch Komponist Gerhard Rosenfeld und die Defa-Standfotografin Waltraud Pathenheimer gehören zum Ärztekollegium. Wie im übrigen auch Regisseur-Kollege Roland Oehme, mit dem Warneke 1969 seine erste Defa-Produktion, „Mit mir nicht, Madam!“ drehte. Für Authentizität des Warneke-Debüts als alleiniger Regisseur sorgte der Szenarist – und Arzt - Hannes Hüttner.

Der Deutsche Fernsehfunk strahlte den Neunzigminüter am 7. Oktober 1971 erstmals aus, die ARD folgte am 22. Februar 1972. Beim Int. Filmfestival des Roten Kreuzes in Varna/Bulgarien (heute: Int. Festival des Roten Kreuzes und der Gesundheitsfilme) gabs 1971 die Goldmedaille, zudem wurde Lothar Warneke im gleichen Jahr mit dem staatlichen Heinrich-Greif-Preis ausgezeichnet für „hervorragende Leistungen der sozialistisch-realistischen Film- und Fernsehkunst der DDR“.

Pitt Herrmann

Credits

Director

Director of photography

Editing

Cast

All Credits

Director

Assistant director

Scenario

Script editor

Director of photography

Assistant camera

Still photography

Lighting design

Production design

Set construction

Property master

Make-up artist

Costume design

Editing

Audio mixing

Cast

Unit production manager

Location manager

Original distributor

Duration:
2460 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
s/w, Mono
Screening:

Voraufführung (DD): 16.05.1970, Bad Saarow, Pfingsttreffen der Jugend;
Voraufführung (DD): 22.09.1970, Zwickau, Heinrich-Braun-Krankenhaus;
Uraufführung (DD): 01.10.1970, Berlin, International

Titles

  • Originaltitel (DD) Dr. med. Sommer II

Versions

Original

Duration:
2460 m, 90 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
s/w, Mono
Screening:

Voraufführung (DD): 16.05.1970, Bad Saarow, Pfingsttreffen der Jugend;
Voraufführung (DD): 22.09.1970, Zwickau, Heinrich-Braun-Krankenhaus;
Uraufführung (DD): 01.10.1970, Berlin, International

Awards

1970
  • Prädikat: Wertvoll