Severino

DDR 1977/1978 Spielfilm

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Heinz17herne
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Eine große Schafherde begegnet Severino, als er mit zwei schwer beladenen Packpferden in seine Heimat am Rande der argentinischen Anden zurückkehrt. Die letzten zehn Jahre hat der südamerikanische Manzanero-Indianer auf Geheiß des Großen Häuptlings, seines Vaters Raymondo, in der Fremde unter Weißen gelebt und ist zur Erkenntnis gelangt: „Sie tun Dinge, die auch wir lernen müssen“. Bevor er sein Dorf erreicht, kehrt er bei Viertelliter (Zephi Alsec) ein, der so genannt wird, weil er das Feuerwasser in seiner Wirtschaft nur viertelliterweise ausschenkt. Severino will bei ihm seine beiden mit wertvollen Fellen bepackten Pferde zurücklassen: der Wirt gehört zu den wenigen Weißen, auf die er sich verlassen kann.

Die Toldo genannte Hütte des Vaters ist zerstört und besonders der bereits stark alkoholisierte Pedro (Romulus Barbulescu) beschimpft den verstorbenen Raymondo als Viehdieb. Bevor es zu einer größeren gewalttätigen Auseinandersetzung mit wenig zimperlichen Siedlern wie Juan Cortinez (Helmut Schreiber) und Carlos (Willi Schrade) kommt, reitet Severino weiter ins etwa eine Stunde entfernte Wolkental, wo sein Stamm nun unter dem Häuptling Nicolas lebt. Der hat nach dem offenbar gewaltsamen, aber niemals aufgeklärten Tod Raymondos dessen jüngeren Sohn Blas, dem er den indianischen Namen „Schneller Hirsch“ verliehen hat, aufgenommen und großgezogen.

Ursprünglich wollte der Heimkehrer nur seinen Bruder Blas abholen, um mit ihm in den Norden zu ziehen: Severinos Ersparnisse reichen für eine Pfirsichplantage mit zwei Ernten pro Jahr und Tabakanbau. Aber Blas will erst weggehen, wenn der offenbar von Weißen verübte Mord an seinem Vater aufgeklärt und gerächt ist. Severino beschließt, vorerst zu bleiben, um den gerade erst geschlossenen Friedensvertrag mit den Weißen nicht zu gefährden. Zusammen mit seinem Bruder beobachtet er eine Bande von Weißen, die sich an der Rinderherde der Siedler zu schaffen macht. Offenbar soll der Verdacht auf die Manzaneros fallen. Wer könnte Interesse an einem erneuten Ausbruch von Hass und Gewalt haben?

Severino, der sich zu Viertelliter und damit in die Höhle des Löwen begibt, um zu bekräftigen, dass es Banditen und keine Indianer waren, welche nachts die Rinderherde angegriffen haben, bekommt von Luis Cortinez (Thomas Wolff) den Hinweis auf mögliche Hintermänner: die Gesellschaft der Schafzüchter und ihr Chef (Iurie Darie) könnten die Provokateure angeheuert haben, um von einem Krieg zwischen Rinderzüchtern und Indianern zu profitieren: ihre Schafherden brauchen große Weideflächen. Weil auch der Vertreter des Gesetzes, der Sergeant, nicht an einen natürlichen Tod Raymondos hoch oben in den Bergen glaubt, zieht Severino mit dem versoffenen Domingo bis zum Toten See auf der Suche nach dem sagenumwobenen Condor-Pass. Dort entdecken sie eine Schlucht voller Rinderkadaver, um deren letzten Reste sich die Geier streiten.

Von Domingo, der an der Schneegrenze an Erschöpfung stirbt, übernimmt Severino den Contrato über die Indianergebiete, der dringend verlängert werden muss, bevor sich die Schafzüchter im Wolkental ausbreiten. Dafür opfert er nicht nur seine ganzen Ersparnisse, sondern auch die Hoffnung auf ein modernes, selbstbestimmtes Leben. Zwar kann Severino die Bande der Viehdiebe eliminieren, doch die Rinderzüchter schenken ihm auch dann noch keinen Glauben, als er sich anbietet, mit den Siedlern gemeinsame Sache zu machen. Häuptling Nicolas und der größte Teil des Stammes schwören Rache an den Weißen und ziehen sich in die Berge zurück. Nur wenige bleiben bei Severino, darunter Maruja, die Enkelin des Häuptlings.

Die beiden können nicht verhindern, dass Nicolas vierzig Rinder töten und die anderen Tiere vertreiben lässt. Die Siedler haben für Severino schon den Strick geknüpft, als der Sergeant in letzter Minute dazwischengeht: das Land bleibt im Besitz der Indianer, die Schafzüchter gehen leer aus. Severino und Maruja bauen sich ein neues Toldo, als ihr eifersüchtiger Großvater („Es gibt kein friedliches Nebeneinander zwischen Indianern und Weißen“) auf den Sohn des Großen Häuptlings schießt – und die Enkelin, die sich vor ihren Geliebten gestellt hat, trifft. Severino geht zu seinem Stamm in die Berge. Nun ist es Blas, der ein erneutes Attentat auf seinen Bruder verhindert – und dafür mit dem Leben bezahlt. Die Manzaneros aber kehren ins Wolkental zurück – und Severino zäunt als künftiger Rinderzüchter Weideplätze ein. Letztmals muss Maruja sich ihrem Großvater entgegenstellen…

Von den zwölf Indianerfilmen, welche die Defa zwischen 1966 und 1979 gedreht hat, ist „Severino“ der einzige, der in Südamerika spielt. Die Co-Produktion der Defa mit Bucharest Film (Studio Buftea) wurde zum großen Teil mit rumänischen Schauspielern im Făgăraș-Gebirge in den Südkarpaten gedreht, wo Hans Heinrich grandiose Landschaftsaufnahmen gelangen für den in Breitwand-Format gedrehten 82-minütigen Farbfilm, der im Rahmen der DDR-Sommerfilmtage am 30. Juni 1978 in der Freilichtbühne Prenzlau uraufgeführt um am 16. Februar 1980 im Fernsehen der DDR erstausgestrahlt wurde. Zur genregemäßen Musik Günther Fischers geht es diesmal vor dem Hintergrund kapitalistischer Ausbeutung einmal nicht in gewohnter Babelsberger Schwarz-Weiß-Manier um gute Rothäute gegen böse Weiße, sondern sehr differenziert um Macht und Einfluss einerseits und überlebensnotwendigen Landbesitz andererseits. Südwest 3 hat den Film am 7. Juli 1982 unter dem Titel „Severino – Der Sohn des großen Häuptlings kehrt zurück“ erstmals in der Bundesrepublik gezeigt.

Pitt Herrmann

Credits

All Credits

Duration:
2235 m, 82 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 30.06.1978, Prenzlau, Freilichtbühne

Titles

  • Originaltitel (DD) Severino

Versions

Original

Duration:
2235 m, 82 min
Format:
35mm, 1:1,66
Video/Audio:
Orwocolor, Ton
Screening:

Uraufführung (DD): 30.06.1978, Prenzlau, Freilichtbühne