Halbblut

Deutschland 1919 Spielfilm

Halbblut


Egon Jacobsohn, Der Kinematograph, Nr. 640/41, 23.4.1919


Das Marmorhaus führt einen neuen Film aus der Ressel Orla-Serie 1918/19 auf. Es ist die Geschichte zweier Männer und einer Frau "Halbblut" und illustriert die Folgen, die die Heirat mit einer Halbblütigen haben kann. ”Ein Halbblut kann man zu seiner Geliebten machen, aber man heiratet es nicht!” sagt ein Freund zu dem jungen Ehegatten. Sie, eine in Mexiko aufgegriffene Opiumdirne, vernimmt diese Worte und beschließt, sich für diese Beleidigung zu rächen. Die Rache bildet dann den Inhalt der Tragödie.

In den Hauptrollen sind Ressel Orla und Carl de Vogt, Carl Gerhard-Schröder und Paul Morgan beschäftigt. Ressel Orla, der Decla-Star, steht natürlich mit einer überaus dankbaren ”Titelrolle” im Mittelpunkt des Interesses. Das Werk ist von Fritz Lang verfaßt und inszeniert. Warum er aber Szenen, die im Freien vorgehen, im Atelier kurbeln läßt, ist mir nicht klar. Solche Scherze hatte man sich ehemals erlauben können. Heute stört jede ”Freilichtaufnahme”, die man im Glashaus herstellen läßt.

Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf einen Übelstand aufmerksam machen, der bei jedem Decla-Film unangenehm auffällt: es ist die doppelte Firmenangabe auf den Zwischentiteln. Es genügt doch, wenn das Wörtlein ”Decla” nur einmal – meinetwegen – oben in der Mitte als Schutzmarke leuchtet. Warum muß es jedesmal wieder rechts unten unter der Inschrift – also zum zweitenmal auf dem gleichen Zwischenbild – erscheinen und den Sinn der gedruckten Worte entstellen! Ich war jetzt schon mehrmals Zeuge, wie Spaßvögel bei der Aufführung von Decla-Filmen jedesmal die Inschrift laut vorlasen: ”Du, mein herzallerliebster Schatz, ich erwarte Dich ganz bestimmt heute abend. Decla-Film-Ges.”, oder so ähnlich war der Wortlaut. Daß nach der Vorlesung eines solchen Scherzes natürlich ein lautes Gelächter ausbrach und die Stimmung verscheuchte, braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden. Vielleicht folgt man meinem Vorschlag und nimmt künftighin solchen Störenfrieden die Möglichkeit, solche recht billigen Witze zu machen.

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